Switzerland
September 30, 2019
In Kürze:
- Maissorten Besichtigungen sind hoch im Kurs, denn der Züchtungserfolg steigt stetig
- Wärmesummen variieren jährlich und beeinflussen vermehrt die Sortenzahl
- Mögliche neue Maissorten nach Versuchsbesichtigung
Im September ist die Maisaussaat noch weit weg, aber dennoch ist der Maisanbau eines der Hauptthemen. Auf zahlreichen Demofeldern und Sortenversuchen sowie den offiziellen Sortenversuchen von Agroscope werden die neusten Sorten begutachtet, von Züchterfirmen, Lohnunternehmern und interessierten Landwirten. Es ist fast schon erstaunlich, wie sehr sich Landwirte für Maissorten interessieren. Und dennoch nicht verwunderlich, denn im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte hat sich der Körnermaisertrag stetig und fast linear gesteigert. Gemäss einer Untersuchung der deutschen Wertprüfungsergebnisse liegt der durchschnittliche Ertragsfortschritt beim Körnermais bei rund 1.6% pro Jahr, beim Silomais war es rund halb so viel (DMK 2016). Ein kleines Beispiel aus der Schweiz? Die mittelfrühen Sorten NK Cooler und Ricardinio waren im Jahr 2011 die erstragsstärksten Sorten aus der offiziellen Sortenliste von Agroscope. Fünf Jahre später is es die momentane Vergleichssorte SY Telias. Gegenüber den damaligen Sorten zeigte SY Telias 1.3 bis 1.9% Mehrertrag in den Versuchsjahren 2015 - 2016, was 5 bis knapp 10 dt/ha bedeutete.
Ertrag ist sicherlich die Hauptsache, aber dennoch nicht das Einzige bei der Maiszüchtung. Gemäss der Publikation der DM (Deutsches Maiskomitee) wurde in den Jahren auch die Standfestigkeit deutlich verbessert.
Sortenwahl - abhängig von den standortsspezifischen Wärmesummen
Nebst Ertrag ist immer mehr auch die Frage nach der Abreife bei der Maissorte ein Thema. Soll nun ein mittelfrüher oder ein mittelspäter Mais gesät werden? Darf es sogar ein später Mais sein, der sonst eher südlich der Alpen ausgebaut wird? Gerade nach dem letzen Jahr rückte dieses Thema mehr in den Vordergrund. Mais braucht von der Aussaat bis zur Reife eine gewisse Wärmesumme. Diese Wärmesummen werden pro Sorte von den Züchtern evaluiert. Die Wärmesumme kann auf einem Standort anhand der Tages und Nachttemperaturen mittels eine Formel berechnet werden und gibt so ein Zeitfenster für die Ernte an. Die Wärmesumme von einem bestimmten Standort zeigt jedoch auch, welche Sorten möglich sind und reif werden. Nun ist es aber so, dass die Wärmesummen nicht jedes Jahr gleich sind. Hierzu ein Beispiel aus einem Maisversuch im argauischen Zeiningen: Dieses Jahr wurde am 16. Mai ausgesät. Der Vergleich der Wärmesummen 2016-2019 in der Abbildung zeigt, dass die Wärmesummen zugenommen haben. Aber aufgepasst, im 2019 sind sie wieder tiefer als 2018 und eher vergleichbar mit 2017. Tatsächlich konnten letztes Jahr vielerorts späte Zahnmaissorten gesät werden und kamen rechtzeitig zur Abreife, auch solche welche sonst eher in absoluten Gunstlagen oder südlich der Alpen angebaut werden. Wer jedoch diese Jahr diese Sortenwahl verfolgt hat, könnte ein böses Erwachen haben, denn das Beispiel Zeiningen zeigt, dass bei Aussaattermin Mitte Mai ein solch später Mais als Körnermais an Weihnachten noch nicht reif ist. Für diejenigen, welche von mittelfrühen zu mittelspäten Sorten wechseln möchten, um mehr Ertragspotential abzuholen, empfiehlt sich daher folgendes: Die Wahl einer mittelspäten Sorte, welche im mittelspäten Segment weiter oben auf der offiziellen Sortenliste von Agroscope steht, sozusagen eine "frühere mittelspäte Sorte". Eine solche Sorte ist in der Abbildung aufgefüht, SY Glorius. Diese kommende Sorte vereint das hohe Ertragspotential von mittespäten Sorten, reift aber auch in den Jahren mit durchschnittlichen Wärmesummen genügend ab.
Besichtigung offizielle Maissortenversuche von Agroscope
Im August und September ist vor allem für Züchter und Händler auch die Zeit um die offiziellen Sortenversuche zu besichtigen. Diese Resultate dieser Versuche sind die Entscheidungsgrundlage, für die Einstufung und Listung neuer Sorten auf die empfohlene Sortenliste von Agroscope. Die Kriterien sind vielfältig und alleine aus Feldbesichtigungen ist es schwierig eine Prognose zu erstellen. Für unsere eigenen Sorten wagen wir das dennoch, denn 1-Jahresergenisse sind vorhanden und wir haben sehr viele Parzellen besichtigt. Im mittelfrühen Körnermaissegment hat der neue SY Calo eine sehr gute Chance auf eine prominente Listung. Letztes Jahr zeigte er nicht nur in der Schweiz, sondern auch in umliegenden Ländern top Resultate. Ob er als Silomais auch geeignet st, wird noch getestet. Der bereits erwähnte SY Glorius ist ein mittelspäter Doppelnutzer, nebst Ertrag zeichnet er sich durch erhöhte Umweltstress-Toleranz aus. Jugendentwicklung sowie Stängelgesundheit sind sehr gut. Erst im ersten Jahr steht der mittelspäte SY Enermax, seit langem unser erster reiner Zahnmais. Jede Parzelle, welche wir von der Sorte begutachtet haben war einwandfrei, jede Pflanze gekeimt und buschig hochgewachsen mit fettem Kolben. Die frühere Reife als andere mittelspäte Zahnmaise bei gleichzeitig höchstem Ertrag wurde in den IMIR-Versuchen bereits bestätigt. Wir denken, dass anhand von dem was wir gesehen haben, SY Calo und SY Glorius sehr gute Chancen für eine Listung haben. SY Enermax bietet sich als Testsorte 2020 an, v.a. für die Fans von Zahnmais.
SY Calo - Kommende Referenz im mittelfrühen Körnermais
SY Glorius - Mittelspäter Doppelnutzer mit besten agronomischen Eigenschaften und zügiger Abreife
SY Enermax - Zahnmais mit zügiger Abreife bei höchstem Ertragspotential