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Drohen weitere Einschränkungen bei den Beizen?


Germany
February 2, 2015

Der Wirkstoff Imidacloprid aus der Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide, der unter anderem in verschiedenen Rübensaatgutbeizen enthalten ist, gerät zunehmend in die Diskussion. Der insektizide Wirkstoff ist jedoch für den Rübenanbau sehr bedeutend.
Das Journal sprach [in Ausgabe 50-2014] mit dem Geschäftsführer von Bayer CropScience Dr. Helmut Schramm über den aktuellen Stand der Dinge.
 
Dr. Helmut Schramm, Geschäftsführer Bayer CropScience Deutschland GmbH

Journal: Herr Dr. Schramm, worum geht es in der aktuellen Diskussion?
Dr. Schramm:
Es geht um eine Neubewertung des Risikos von Imidacloprid für Wasserorganismen durch das Umweltbundesamt (UBA). Die Behörde hat sich dabei auf eine kürzlich veröffentlichte Laborstudie des niederländischen Wissenschaftlers Roessink bezogen. In der Folge hat das UBA den Grenzwert für Imidacloprid in Gewässern in einem deutschen Alleingang von 0,6 g/l auf 0,027 g/l herabgesetzt.
Somit wurde bei Erteilung der langfristigen Zulassung von Gaucho WS 70 die Auflage „Keine Anwendung auf drainierten Flächen“ verhängt. Da die Studie unter reinen Laborbedingungen durchgeführt wurde, halten wir und weitere Experten die vom UBA herangezogene Studie für wenig aussagekräftig und die daraus gezogenen Schlüsse für den praktischen Rübenanbau für nicht relevant. Im Übrigen hat Roessink weitere Feldversuche durchgeführt und kommt dabei zu völlig anderen Ergebnissen. Er selber bezeichnet seine ersten Untersuchungsergebnisse als nicht relevant, was den Einsatz von Imidacloprid unter praktischen Bedingungen betrifft. Auch Roessink hält den in der EU gültigen Wert von 0,6 g/l für richtig. Eine aktuelle Bayer-Studie aus diesem Jahr kommt übrigens zu dem gleichen Schluss.
Die Auflage „Keine Anwendung auf drainierten Flächen“ wurde auch auf unsere clothianidinhaltigen Produkte Poncho Beta und Janus, die im Laufe dieses Jahres die langfristigen Zulassungen erhielten, ausgeweitet. Das Umweltbundesamt hat hier in einem fragwürdigen Analogieschluss vom Wirkstoff Imidacloprid auf Clothianidin zurückgeschlossen. In der Konsequenz führt dies zum Einsatzverbot von Janus Forte und Poncho Beta+ auf drainierten Flächen.

Journal: Welche Produkte sind betroffen und wie ist der Stand der Zulassung?
Dr. Schramm:
Betroffen sind die bewährten Zuckerrüben-Beizausstattungen Poncho Beta+ und Janus Forte. Nachdem wir und auch die Rübenanbauer in den letzten Jahren mit sehr kurzfristigen Zulassungen zurechtkommen mussten, wurden für diese Produkte nun zehnjährige Zulassungen ausgesprochen. Allerdings hat das UBA – aus unserer Sicht ungerechtfertigt – die Zulassung durch den beschriebenen Alleingang an ein Verbot des Einsatzes auf drainierten Flächen geknüpft. Das stellt einen massiven Eingriff in den Zuckerrübenanbau dar.

Journal: Wie und wo darf die Beize aktuell eingesetzt werden? Ab wann gilt das Verbot auf drainierten Flächen?
Dr. Schramm:
De facto kommt die Drainauflage 2015 für die Praxis noch nicht zum Tragen, weil im Rahmen der Aufbrauchfrist bereits gebeiztes Saatgut beziehungsweise Bestände bei Züchtern, im Handel oder bei Landwirten im kommenden Frühjahr noch auf drainierten Flächen ausgesät werden dürfen. Für die Aussaat 2016 gelten jedoch keinerlei Ausnahmeregelungen für die genannten Produkte mehr. Wenn das UBA an den neu definierten Endpunkten festhält, ist davon auszugehen, dass kurz- und mittelfristig die Drainauflage auch für alle anderen insektiziden Rübenbeizen auf Basis von Neonikotinoiden angewendet wird. Die Situation ist also sehr ernst.

Journal: Wie bienengefährlich ist Gaucho denn nun wirklich?
Dr. Schramm
: Die neue Einschränkung der Anwendung unserer Rübenbeizen hat nichts mit der Bienenthematik zu tun. Aufgrund der sehr guten Qualität der Rübenpillen wird sichergestellt, dass bei der Aussaat kein Staub und damit kein Wirkstoff freigesetzt wird. Im Übrigen ist der Einsatz von neonikotinoiden Beizen auch im Raps bei sachgemäßer Anwendung nicht gefährlich für Bienen.

Journal: Welche Konsequenzen hat die Einschränkung für die Rübenanbauer? Gibt es Alternativprodukte?
Dr. Schramm:
Poncho Beta+ und Janus Forte sind die ersten betroffenen Produkte aus der Gruppe der Neonikotinoide. Bei der Neubewertung der anderen zurzeit verfügbaren neonikotinoiden Wirkstoffe drohen vergleichbare Konsequenzen. Wenn das UBA an den neu definierten Eckpunkten festhält, stehen mittelfristig auf drainierten Flächen keine Produktalternativen zur Saatgutbehandlung zur Verfügung. Damit ist der Rübenanbau mit den zurzeit verfügbaren Mitteln auf diesen Flächen nicht mehr möglich.

Journal: Was kann der Landwirt in dieser Situation tun?
Dr. Schramm: Der Drahtwurm als Bodenschädling ist nur über eine insektizide Saatgutbehandlung bekämpfbar. Gegen Moosknopfkäfer, Blattläuse und Rübenfliege sind zwar Insektizide zur Blattapplikation zugelassen, doch der beste Bekämpfungserfolg wird durch die Beizanwendung erzielt. Der Wegfall des Beizschutzes auf drainierten Flächen würde bis zu drei zusätzlicheInsektizidapplikationen nötig machen, um diese Schädlinge einigermaßen zu kontrollieren.

Journal: Wie sieht es in anderen EULändern aus? Ist die Diskussion in Deutschland ein Einzelfall oder gibt es in anderen Ländern auch Kritiker?
Dr. Schramm: Wie bereits erwähnt, ist die Drainauflage in einem deutschen Alleingang auf Basis einer einzelnen Laborstudie vom UBA festgelegt worden. Das UBA hat seine Sichtweise an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) weitergeleitet. Man wird abwarten müssen, wie die Kommission diese neue Situation bewerten wird.

Journal: Was können Landwirtschaft oder die Interessenvertretungen denn jetzt tun, um gegen die Einschränkung vorzugehen?

Dr. Schramm: Aus meiner Sicht ist es von sehr großer Bedeutung, dass sichdie betroffenen Verbände, an erster Stelle die Rübenanbauverbände und der Deutsche Bauernverband, in die Diskussion einbringen. Im Sinne des Erhalts eines nachhaltigen Zuckerrübenanbaus benötigen wir darüber hinaus einen Schulterschluss mit den Zuckerfabriken, der Beratung, der Forschung und auch den Anbauern selbst. Es muss sich breiter Widerstand formieren, ansonsten wird auch die Zuckerrübe mittelfristig diese Produkte verlieren.

Bayer hat gegen die Einschränkung der Zulassung in Form der Drainauflage Widerspruch eingelegt, weil wir auch in unseren kürzlich durchgeführten Studien den bisherigen Eckpunkt erneut bestätigt haben.
Allen Beteiligten muss bewusst sein, dass in absehbarer Zukunft keine auch nur annähernd gut wirksamen Alternativen zur Verfügung stehen werden. Es gibt aufseiten der Industrie keinen Plan B.



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    . Bayer CropScience AG
    . Bayer CropScience GmbH


Website: http://www.bayercropscience.com

Published: February 2, 2015



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