Maintal, Germany
February 6, 2014
Seit 2008 erstes Minus im Jahresvergleich/ Agrarmarkt hängt am Wettertropf
Seit der Finanzmarktkrise im Jahr 2008 haben Rohstoffe im vergangenen Jahr durch die Bank erstmals wieder an Wert verloren. Der Standardindex (GSCI), der 24 Rohstoffe abbildet, darunter Gold, Öl, Kupfer und Mais, zeichnet im vergangenen Jahr ein Minus von zwei Prozent auf. Analysten werten diese Entwicklung als sicheres Zeichen, dass der Superzyklus der Rohstoffe erst mal vorbei ist.
Am Agrarmarkt haben die Preise 2013 einen gewaltigen Knacks erlitten. Neben den Korrelationen (Abhängigkeiten) zu den Energiemärkten (Rohöl) und Konjunkturbarometern (Gold) spielt das Wetter für die Agrarcommodities eine entscheidende Rolle bei der Preisentwicklung.
Erinnern wir uns: Die schlimmste Hitzewelle aller Zeiten in den USA hat 2012 dazu geführt, dass die Kurse für Mais und Sojabohnen, die als Leitmärkte für Getreide und Ölsaaten fungieren, in die Höhe geschnellt sind. Auch in Europa und der Schwarzmeerregion hielten sich die Erträge in Grenzen, sodass die Pariser Matif (Nyse, Euronext) dem Vorpreschen der US-Notierungen (CBOT) eins zu eins gefolgt ist. Noch im Frühjahr 2013 wurde B-Weizen franko (angeliefert) Hamburg (HH) über 250 €/t gehandelt. Optimisten haben zu dem Zeitpunkt noch darauf gehofft, dass die 300-Marke geknackt wird. Die europäischen Rapsnotierungen kletterten wacker bis an die Marke von 500 €/t. Das jähe Erwachen setzte mit den Prognosen ein, dass in den USA dem Katastrophen- ein Supererntejahr folgen sollte, was sich bestätigte. Auch in Europa gab es keine „bemerkenswerten“ Ausfälle, sodass ein Richtungswechsel eingeleitet wurde. Bis dato bleiben die Wettermärkte für die Entwicklung der Kulturen positiv. Anzeichen für steigende Preise fehlen schlichtweg.
Den stärksten Preisrutsch musste Mais hinnehmen. Obwohl die Körnermaisernte 2013 in Nordeuropa zu wünschen übrig ließ, haben weltweit gute Ernten, die sich auch für die Südhalbkugel abzeichnen, die Kurse in die Knie gezwungen. Zu Beginn 2014 verharren die Notierungen in Paris auf dem Niveau um 170 bis 175 €/t.
Beim Weizen wurden weltweit durchschnittliche Erträge eingefahren und die Bestände konnten sich 2013 leicht aufbauen. Der US-Weizenpreis wurde in erster Linie vom Konkurrenten am Futtertrog, sprich Mais, beeinträchtigt. Aktuell fällt die Blickrichtung auf die jungen US-Weizenpflanzen in den USA, die extremen Minustemperaturen ausgesetzt sind. Ob die Schneedecke ausreicht, den Weizen vor Frostschäden zu schützen, bleibt abzuwarten. Vorsorglich preist die US-Börse das mit positiven Kursen in Chicago (CBOT) ein. Die Weizenpreise in Paris bleiben durch anhaltende EU-Exporte, derzeit Richtung Algerien und Ägypten, in einem stabilen Fahrwasser. Franko Hamburg notiert Weizen zwischen 205 und 208 €/t auf Matif-Niveau. EU-Weizen ist rund 35 €/t teurer als US-Weizen.
Der Rapsmarkt bleibt ohne Eigendynamik und „klebt“ an der Preisentwicklung der Sojabohne. In Brasilien läuft die Bohnenernte gerade an und bisher zeichnet sich in den drei großen Anbaugebieten, Mato Grosso, Paraná und Rio Grande do Sul regionalen Informationsdiensten zufolge, eine gute Ernte ab. Beim Raps fehlen aufgrund des bisher milden Winters in Europa jegliche Preisimpulse. In Paris bewegen sich die Kurse weiterhin seitwärts auf dem Niveau um 360 €/t für die alte Ernte. Sollten die guten Wetterbedingungen anhalten, sind weitere Preisdämpfer abzusehen.
Mit grünen Vorzeichen steigen die Agrarcommodities in dieser Woche ins neue Jahr ein. Darauf zu hoffen, dass dieser Trend sich fortsetzt, ist beim aktuellen „Klima“ eher unwahrscheinlich.
Brigitte Braun-Michels