May 30, 2008
Quelle:
BioSicherheit /
GMO Safety
Wissenschaftler aus Frankreich und der Schweiz haben die
Bodenbakterien eines Feldes untersucht, auf dem zehn Jahre lang
gentechnisch veränderter Bt-Mais angebaut wurde. Sie wollten
überprüfen, ob eine Übertragung der umstrittenen
Antibiotikaresistenz-Gene aus transgenen Pflanzen auf Bakterien,
wie vielfach befürchtet, tatsächlich stattfindet. Ihr Fazit:
Transgene Pflanzen spielen keine Rolle bei der Verbreitung von
Antibiotika-Resistenzen.
Bakterien
verfügen über spezielle Mechanismen, um Erbinformationen direkt
- außerhalb geschlechtlicher Fortpflanzung - auszutauschen.
Deshalb wird befürchtet,
Antibiotikaresistenz‑Gene , die bei
transgenen Pflanzen als
Markergene eingesetzt werden, könnten von
krankheitserregenden Bakterien aufgenommen und damit die
Wirksamkeit wichtiger Antibiotika-Medikamente eingeschränkt
werden. Antibiotika werden häufig in der Human- und Tiermedizin
eingesetzt und lange Zeit wurden sie auch dem Tierfutter
beigemischt, um Wachstum und Leistung der Tiere zu steigern. Das
hat die Entstehung von Resistenzen gegen medizinisch genutzte
Antibiotika bei Bakterien gefördert. Die Frage ist, tragen auch
gentechnisch veränderte Pflanzen dazu bei, solche
Antibiotika-Resistenzen zu verbreiten?

"Das Risiko sollte als fast Null angesehen werden."
Pascal Simonet von der Ecole Centrale de Lyon und
seine Kollegen haben untersucht, ob trangene
Pflanzen zur Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen
beitragen.

Das untersuchte Feld mit Bt176-Mais in Bazièges in
der Nähe von Toulouse

Abb.1 Resistenzmuster Ampicillin-resistenter
Bakterien (a-g). Keines der Bakterien war nur
gegenüber Ampicillin bzw. Carbenicillin
unempfindlich wie zum Vergleich gentechnisch
veränderte e-coli-Bakterien mit Bt-176
Plasmid

Antibiotikaresistenz-Gene werden oft zusätzlich
zu dem eigentlichen "Zielgen" in die Pflanzen
übertragen. Nach der gentechnischen Transformation
wird das Pflanzenmaterial (hier: Apfel) auf
antibiotika-haltigen Nährboden gelegt. Darauf können
nur die Pflanzenzellen überleben und wachsen, die
erfolgreich transformiert wurden, weil sie eine
Antibiotika-Resistenz besitzen. |
Eine
Genübertragung von Pflanzen-DNA
in Bakterien gilt als höchst unwahrscheinlich, weil es eine
ganze Reihe von Bedingungen braucht, damit diese überhaupt
stattfinden kann. Bislang konnte unter Feldbedingungen ein
solcher horizontaler Gentransfer noch nicht nachgewiesen werden.
Auch im Labor konnte er nur mit Hilfe speziell konstruierter
Empfängerbakterien provoziert werden.
Um die
Wahrscheinlichkeit und die Bedeutung eines möglichen Transfers
von Antibiotikaresistenz-Genen aus transgenen Pflanzen in
Bakterien einschätzen zu können, haben nun Wissenschaftler aus
Frankreich und der Schweiz Bodenbakterien eines Feldes in
Südwestfrankreich untersucht, auf dem zehn Jahre lang
gentechnisch veränderter Mais Bt176 angebaut wurde. Zum
Vergleich wurden Proben von einem konventionellen Maisfeld sowie
von einem Boden, der ackerbaulich nicht genutzt wird
("Prärie"boden), untersucht.
Bt 176-Mais enthält zusätzlich zu dem Gen, dass ihn
widerstandsfähig gegenüber dem
Maiszünsler macht, ein so genanntes bla-Gen (blaTEM116) als
Markergen. Dieses Gen sorgt durch Bildung eines bestimmten
Enzyms , einer so genannten beta-Lactamase für eine
Ampicillin‑ und Carbenicillin-Resistenz. Es ist eines der am
häufigsten vorkommenden bla-Gene aus einer ganzen Familie von
beta-Lactamasen. Die passenden Antibiotika sind die größte
Gruppe von Antibiotika, die in der Medizin eingesetzt werden.
Dazu gehört unter anderem auch Penicillin.
Ampicillin-Resistenz: Weit
verbreitet
Zunächst
wurden aus den Bodenproben nur Bakterien, die auf Nährmedium
vermehrt werden können, untersucht. Diese machen weniger als ein
Prozent der Bodenmikroorganismen aus. Zwischen 0,4 und acht
Prozent dieser Bakterien aus den Bodenproben der ackerbaulich
genutzten Flächen stellten sich als resistent gegen Ampicillin
heraus. Es machte dabei keinen Unterschied, ob auf den Feldern
konventioneller Mais oder Bt-Mais gewachsen war. Jedoch
unterschied sich die Anzahl resistenter Bakterien deutlich
zwischen den kultivierten Böden einerseits und dem "Prärie"boden
andererseits, der einen sehr hohen Anteil resistenter Bakterien
aufwies. Dies gebe einen Hinweis darauf, so die Wissenschaftler,
dass bakterielle Gemeinschaften, die nicht durch
landwirtschaftliche Praktiken beeinflusst werden, einen höheren
Anteil an natürlich vorkommenden Antibiotika-Resistenzen
aufweisen. Oftmals tragen Bakterien, die selber Antibiotika
bilden, auch Resistenzgene zu ihrem eigenen Schutz.
|
Bt176- Boden
|
Konven-tioneller
Maisboden |
Prärie-boden |
Anteil
Ampicillin-resistenter Bakterien* |
0,4- 6,5 % |
5,5- 8,0 %
|
54,4-
69,6 % |
* bezogen
auf den Anteil kultivierbarer Bakterien
Um dem
Ursprung der Resistenzgene auf den Grund zu gehen, wurden die
gefundenen resistenten Bakterien in einem nächsten Schritt
verschiedenen Antibiotika ausgesetzt und so ihr Resistenzmuster
bestimmt. Die meisten der 576 isolierten Bakterien waren
gegenüber mehreren Antibiotika unempfindlich (s. Abb.1)
Die
gefundenen Resistenzgene wurden anschließend
molekularbiologisch (PCR) näher untersucht. Dabei wurde bei 505
der 576 Bakterien (87,7 Prozent) ein bla-Gen nachgewiesen. Dies
zeige laut Autoren die natürliche Bevorzugung dieser Gene unter
ampicillin-resistenten Bodenbakterien.
Achtzig der
PCR-Ergebnisse wurden noch weiter aufgeschlüsselt. Es fanden
sich u. a. auch zehn blaTEM116-Gene, verteilt auf alle Böden.
Das Ampicillinresistenz-Gen, welches für Bt176 genutzt wurde,
ist demnach auch in Böden zu finden, auf denen zuvor keine
transgenen Pflanzen angebaut wurden. Das ist nicht
verwunderlich, weil das Gen für die gentechnische Transformation
aus Bodenbakterien isoliert wurde. Dass auch in dem 400
Kilometer weiter entferntem Prärieboden blaTEM-Gene nachgewiesen
wurden, bestätigt die Verbreitung dieser Gene.
Zusätzlich
wurde auch der große Anteil der Bakterien, die nicht
kultivierbar sind, molekularbiologisch untersucht. Es wurden
mehr als 150 verschiedene blaTEM-Gene nachgewiesen.
Bakterielle Vielfalt
Auch
Vielfalt und Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaften in den
verschiedenen Bodenproben wurden untersucht, um zu überprüfen,
ob das Vorkommen ähnlicher bla-Gene auf ähnliche mikrobielle
Gemeinschaften schließen lässt. Dem ist offenbar nicht so. Es
gab erhebliche Unterschiede in der Zusammensetzung der
Mikroorganismen-Gemeinschaften der drei Böden, wobei der größte
Unterschied zwischen den Maisfeldern und der ackerbaulich nicht
genutzten Fläche zu finden war. Mögliche Veränderungen durch den
Anbau des Bt-Maises sind demnach kleiner als die Änderungen, die
durch Bodentyp, Pflanzenwachstumsstadium, Sorten oder
Kulturartenunterschiede zustande kommen.
Horizontaler Gentransfer -
kein Risiko
Auch wenn
horizontaler Gentransfer grundsätzlich möglich sei, bleibt er
nach Ansicht der Autoren jedoch ohne Bedeutung für die
mikrobiellen Gemeinschaften im Boden. Der Anbau von transgenen
Pflanzen über mehr als zehn Jahre auf einem Feld habe das
Auftreten von Antibiotikaresistenzen und deren Spektrum nicht
messbar beeinflusst. Dies liege hauptsächlich daran, dass die
Gene im Boden ohnehin verbreitet seien. Horizontaler Gentransfer
von transgener Pflanzen-DNA in Bakterien sei so selten, dass er
keinen Beitrag zu einer weiteren Zunahme der bereits natürlich
bei Bakterien weit verbreiteten Antibiotika-Resistenz leiste.
Ten years of Bt
maize cultivation: Horizontal gene transfer of no significance
Scientists from France and Switzerland have been studying soil
bacteria from a field where genetically modified Bt maize has
been growing for 10 years. They wanted to find out whether
controversial antibiotic-resistance genes can in fact transfer
from transgenic plants to bacteria, as is widely feared. They
have concluded that transgenic plants play no part in the spread
of antibiotic resistances.
Bacteria have special mechanisms which enable them to exchange
genetic information directly without sexual reproduction. For
this reason it is feared that antibiotic‑resistance genes that
are used as marker genes in transgenic plants could be absorbed
by pathogenic bacteria and so reduce the effectiveness of
important antibiotic drugs. Antibiotics are widely used in human
and veterinary medicine and for a long time they were also added
to animal food to promote animal growth and performance. This
has led to the emergence of bacterial resistances to antibiotics
used in medicine. The question is, do genetically modified
plants also help spread this kind of antibiotic resistance?
Gene transfer from plant DNA to bacteria is considered to be
highly unlikely because a whole series of conditions are
required before it can occur at all. As yet, this type of
horizontal gene transfer has not been detected under field
conditions. Even in the laboratory, it could only be provoked
with the help of specially constructed recipient bacteria.
To assess the likelihood and the significance of a possible
transfer of antibiotic- resistance genes from transgenic plants
to bacteria, scientists from France and Switzerland have studied
soil bacteria from a field in south western France where
genetically modified Bt176 maize has been growing for 10 years.
By way of comparison, soil samples from a conventional maize
field and from uncultivated land (prairie soil) were also
investigated.
Bt 176 maize contains a "bla gene" (blaTEM116) as a marker gene,
in addition to the gene which makes it resistant to the corn
borer . This gene confers ampicillin and carbenicillin
resistance by producing a specific beta-lactamase enzyme . It is
one of the most commonly occurring bla genes from a whole family
of beta-lactamases. The corresponding antibiotics, which include
penicillin, are the largest group of antibiotics used in
medicine.
Widespread ampicillin resistance
The researchers initially studied only those bacteria from the
soil samples which could be propagated on a culture medium.
These account for less than 1 percent of soil micro-organisms.
Between 0.4 and 8 percent of these bacteria from the soil
samples collected from agricultural land were found to be
resistant to ampicillin. It made no difference whether
conventional or Bt maize had been grown on the fields. However,
the number of resistant bacteria varied significantly between
the cultivated soils on the one hand and the prairie soil on the
other, which had a very high proportion of resistant bacteria.
According to the scientists, this is an indication that
bacterial communities which are not affected by farming
practices have a higher proportion of naturally occurring
antibiotic resistances. Bacteria which produce antibiotics
themselves often carry resistance genes for their own
protection.
|
Bt176 soil |
Conventional maize
soil |
Prairie soil |
Proportion of
ampicillin-resistant bacteria* |
0.4-
6.5 % |
5.5-
8.0 % |
54.4-
69.6 % |
* as a
proportion of the number of cultivable bacteria
To
discover the origin of the resistance genes, the resistant
bacteria identified were then exposed to various antibiotics and
their resistance patterns were recorded. Most of the 576
bacteria isolated were resistant to several antibiotics (see
Fig.1)
The resistance genes identified were then examined in more
detail using molecular-biological methods (PCR). A bla gene was
identified in 505 of the 576 bacteria (87.7 percent). According
to the authors, this indicates the natural preference for these
genes amongst ampicillin-resistant soil bacteria.
Eighty of the PCR results were broken down further. Among other
things, ten blaTEM116 genes were found, distributed over all the
soil types. This indicates that the ampicillin-resistance gene,
which was used for Bt176, is also found in soils where no
transgenic plants have been grown. This is not surprising,
because the gene for the genetic transformation was isolated
from soil bacteria. The fact that blaTEM genes were also found
in the prairie soil 400 kilometres away confirms the prevalence
of these genes.
In addition, the large number of non-cultivable bacteria was
also studied using molecular-biological methods. More than 150
different blaTEM genes were identified.
Bacterial diversity
The diversity and composition of the bacterial communities in
the different soil samples were also investigated to find out
whether the occurrence of similar bla genes implies similar
microbial communities. This is apparently not the case. There
were significant differences in the composition of the
micro-organism communities in the three soils, with the greatest
difference occurring between the maize fields and the
uncultivated land. Possible changes resulting from the
cultivation of Bt maize are therefore less significant than the
changes resulting from soil type, plant growth stage, variety or
crop differences.
Horizontal gene transfer - no risk
Even if horizontal gene transfer is possible in principle, the
authors believe that it is of no significance to microbial
communities in the soil. They claim that the cultivation of
transgenic plants for more than 10 years in one field has had no
measurable effect on the occurrence of antibiotic-resistances
and their spectrum. They believe that this is largely due to the
fact that the genes are already commonly found in the soil.
Horizontal gene transfer from transgenic plant DNA to bacteria
is so rare that it could not contribute to a further increase in
the widespread antibiotic resistance which already occurs
naturally in bacteria. |
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