Bonn, Germany
January 15, 2009
Landwirte, Züchter und Berater
diskutierten im Rahmen der DLG-Wintertagung 2009 in Berlin
intensiv das Thema Züchtungsfortschritt. Die Züchter warnten
eindringlich davor, dass die weltweit wichtigste Kulturart
Weizen permanent an Wettbe-werbsfähigkeit verliert. Der
Züchtungsfortschritt bei den Selbstbefruchtern kann dem Schritt
der Hybriden nicht länger Stand halten, da die Investitionen der
Unternehmen in die For-schung und Entwicklung nicht ausreichend
abgesichert sind.
Als Vertreter der Züchter erläuterte Thomas Blumtritt, KWS
Lochow GmbH, dass der Züch-tungsfortschritt bei
Selbstbefruchtergetreide gerade in den letzten Jahren im
Vergleich zu an-deren Kulturen, wie z.B. Mais, nachgelassen hat.
Blumtritt machte deutlich, dass die Kosten für Entwicklung neuer
Sorten in den letzten 10 Jahren um rund 30 Prozent angestiegen
seien, während die Einnahmen aus den Z-Lizenzen nahezu
stagnierten. Besonders dramatisch seien die fehlenden Einnahmen
bei dem Nachbau. So kommen bei dem Züchter heute im Schnitt
lediglich 1,35 Euro Nachbaugebühren je Hektar an. Dem gegenüber
stehen rund 10 Euro je Hektar aus den Z-Lizenzeinnahmen. „Wir
haben viele Ideen, für Erfolg versprechende Züch-tungsansätze
bei Getreide, doch uns fehlt das Geld, diese umzusetzen“,
betonte Blumtritt im Rahmen der Diskussion. „Wenn wir hier nicht
langfristig etwas ändern, gefährden wir die Wettbewerbsfähigkeit
des Getreideanbaus in Europa“.
Wie wichtig Züchtungsfortschritt gerade bei Weizen ist, wurde
auch in anderen Foren der DLG-Wintertagung deutlich. Experten
warnten davor, dass die globalen Lagerbestände auch im kommenden
Jahr bei Weizen von 140 Mio. Tonnen auf 115 Mio. Tonnen
schmelzen wer-den. „Es ist unser aller Verantwortung, die
Rahmenbedingungen für die Züchtung bei Getrei-de zu verbessern,
um diesen fatalen Entwicklungen entgegenzuwirken“, ergänzte Dr.
Ferdi-nand Schmitz am Rande der Veranstaltung. „Die Züchter
führen derzeit intensive Gespräche, um eine Lösung im Bereich
Nachbau herbeizuführen.“ Der Saatgutwechsel ist nach ersten
Prognosen im letzten Jahr weiter zurückgegangen. Fehlende
Einnahmen bei den Nachbauge-bühren gefährden zudem die
wirtschaftliche Grundlage für Züchtungsforschung. „Wie viel
Züchtungsfortschritt die Züchter umsetzen können, entscheidet
letztendlich der Landwirt“, erläuterte Dr. Schmitz.
Der Bundesverband
Deutscher Pflanzenzüchter e.V. (BDP) mit Sitz in Bonn und
Berlin ist die berufsständische Vertretung der rund 130
deutschen Pflanzenzuchtunternehmen und Saaten-händler aus den
Bereichen Landwirtschaft, Gemüse und Zierpflanzen. Mit einer
F&E-Quote (Forschung & Entwicklung) von 16,9 Prozent gehört die
Pflanzenzüchtung zu den innovativs-ten Branchen in Deutschland.
Rund 12.000 Beschäftigte finden in ihr einen Arbeitsplatz und
legen mit ihrer Tätigkeit die Basis für eine erfolgreiche
Landwirtschaft und die darauf folgen-den Stufen der
Wertschöpfungskette. |
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