Bonn, Germany
February 19, 2009
Die Forderungen der CSU,
Forschungsprojekte mit gentechnisch veränderten Pflanzen in
Bayern nur in Gewächshäusern durchzuführen und
Langzeitversuchsprojekte sogar zur Sicherheitsforschung komplett
aufzugeben, kritisiert der
Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V. (BDP) auf das
Schärfste. Damit setzen Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse
Aigner und Bayerns Umweltminister Markus Söder Deutschlands
Wirtschafts- und Wissenschaftskompetenz aufs Spiel.
Bayern riskiert aufgrund populistischer Forderungen die
Potenziale einer neuen Technologie und gefährdet damit die
spätere Anwendung in der landwirtschaftlichen Praxis. "Wie
sollen Erkenntnisse zur Umweltverträglichkeit in einem von der
Umwelt abgeschotteten System gewonnen werden? Wer trägt die
Verantwortung, dass ein Züchter heute Millionen in ein
Forschungslabor investiert und morgen Pflanzen nicht im Freiland
testen kann?" fragte Dr. Ferdinand Schmitz, Geschäftsführer im
BDP. Die Entscheidungen in der Politik sind existenziell für die
deutschen Pflanzenzüchter. "Wenn Fehlentscheidungen eine Technik
mit großem Potenzial hierzulande zu Nichte machen, gefährden wir
die Zukunft unserer Unternehmen und den dringend notwendigen
Züchtungsfortschritt. Wir stehen kurz davor, den gleichen Fehler
wie bei Insulin zu begehen: Die Forschungserfolge deutscher
Wissenschaftler wurden im Ausland zu erfolgreichen Geschäften
umgesetzt."
Der Eingriff in die Forschungsfreiheit geht der bayerischen CSU
aber noch nicht weit genug. Nicht nur Wissenschaftler sollen an
der freien Berufsausübung gehindert werden, auch Landwirten und
dem Bund unterstellte Behörden werden Steine in den Weg gelegt.
Mit der Ankündigung, Sortenprüfungen von neuen gentechnisch
veränderten Pflanzen auf bayerischem Boden zu verbieten und
Auflagen zu erlassen, die einen kommerziellen Anbau unmöglich
machen, gefährdet die CSU den bisher guten Ruf Bayerns als
Hightech-Standort.
Dass die am Markt zugelassenen gentechnisch veränderten Pflanzen
Vorteile bringen, belegen 13 Mio. Landwirte, die im vergangenen
Jahr auf über 125 Mio. Hektar gentechnisch veränderte Pflanzen
angebaut haben. Auch hierzulande muss jeder Landwirt frei
entscheiden können, welche Produktionsform er wählt, sei es
konventionelle Landwirtschaft, Gentechnik oder Ökolandbau. Die
Politik kann sich nicht anmaßen, bessere betriebswirtschaftliche
und ackerbauliche Entscheidungen zu treffen als die Landwirte.
"Der viel zitierte Ruf nach Wahlfreiheit muss an dieser Stelle
als Trugbild entlarvt werden", so Dr. Schmitz.
Wissenschaftliche Erkenntnisse dürfen nicht länger durch
Stammtischparolen zum Jagen von Wählerstimmen untergehen,
fordert der BDP. "Wir sind überzeugt, dass unsere
Wissensgesellschaft diesen Populismus durchschaut und politische
Entscheidungsträger für den Zick-Zack-Kurs abstraft", sagte Dr.
Schmitz abschließend.
Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V. (BDP) mit
Sitz in Bonn und Berlin ist die berufsständische Vertretung der
rund 130 deutschen Pflanzenzuchtunternehmen und Saatenhändler
aus den Bereichen Landwirtschaft, Gemüse und Zierpflanzen. Mit
einer F&E-Quote (Forschung & Entwicklung) von 16,9 Prozent
gehört die Pflanzenzüchtung zu den innovativsten Branchen in
Deutschland. Rund 12.000 Beschäftigte finden in ihr einen
Arbeitsplatz und legen mit ihrer Tätigkeit die Basis für eine
erfolgreiche Landwirtschaft und die darauf folgenden Stufen der
Wertschöpfungskette. |
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