Magdeburg, Germany
November 5, 2004
Wirtschaftsminister Dr. Horst
Rehberger hat dem Leiter der Pflanzen-Genbank am Institut für
Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung, Andreas Graner, zur
Verleihung des Innovationspreises der
Gregor Mendel
Stiftung gratuliert. Der Minister sagte: „Der Preis ist auch
eine Anerkennung für den Standort Gatersleben als Zentrum der
Pflanzenbiotechnologie.“ Die Landesregierung werde sich weiter
dafür einsetzen, die grüne Gentechnik als eines der wichtigsten
Innovationsfelder der Zukunft zu unterstützen.
Die Pflanzen-Genbank des IPK ist eine der weltweit größten
Einrichtungen dieser Art, begründete das Kuratorium bei der
Preisverleihung in Berlin seine Wahl. Zudem habe Graner wichtige
Grundlagen zur Züchtung besserer Nutzpflanzen geschaffen. Der
Preis ist mit 10 000 Euro dotiert.
„Gatersleben ist ein weltweit anerkannter Standort, der Forscher
und Unternehmen aus dem Bereich Pflanzengenetik gleichermaßen
anzieht. In Zukunft wird der im Bau befindliche BioPark ideale
Bedingungen für Ansiedlungen weiterer Biotechnologiefirmen
bieten“, betonte der Minister. Er hoffe, dass auch die
Bundesregierung sich wieder stärker für dieses wichtige
Innovationsfeld einsetze und ihre Blockadepolitik aufgebe. Die
Chancen dürften nicht durch emotional geführte Diskussionen
zerstört werden.
Ehrung
für IPK-Forscher – Innovationspreis der Gregor
Mendel Stiftung für Prof. Andreas Graner
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Quelle:
The
Leibniz Institute of Plant Genetics and Crop
Plant Research (IPK), Gatersleben
Der Leiter der
Genbank Gatersleben erhält am 5. November
die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung,
welche in diesem Jahr erstmals verliehen
wird. Mit der Ehrung werden seine
herausragenden Verdienste für die Erhaltung
und Analyse der genetischen Vielfalt von
Kulturpflanzen gewürdigt.
Der Innovationspreis wird im Rahmen einer
Veranstaltung im Zeiss-Großplanetarium
Berlin durch Prof. Dr. Klaus Töpfer,
Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms
UNEP, verliehen. Mit der Auszeichnung ehrt
die Stiftung Persönlichkeiten, die
Herausragendes in der Züchtungsforschung
geleistet haben. Der Innovationspreis soll
den unverzichtbaren Beitrag der
wissenschaftlichen Pflanzenzüchtung für
Agrarwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion
würdigen. Zugleich soll das Wirken der
Menschen und Organisationen hinter den
Erfolgen der Pflanzenzüchtung in das
Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht
werden.
Die Gregor Mendel Stiftung wurde im
vergangenen Jahr von Persönlichkeiten ins
Leben gerufen, die sich der Pflanzenzüchtung
über Generationen verpflichtet fühlen.
Stifter sind auch der Bundesverband
Deutscher Pflanzenzüchter e. V. (BDP), die
Gemeinschaft zur Förderung der privaten
deutschen Pflanzenzüchtung e. V. (GFP) sowie
die Gesellschaft für Pflanzenzüchtung (GPZ).
Stiftung und Innovationspreis tragen den
Namen des Augustinerpaters Gregor Mendel,
dessen 1866 veröffentlichte
Kreuzungsversuche an Erbsen und anderen
Pflanzen den Beginn der modernen Genetik
markieren. Die mit 10.000 Euro dotierte
Auszeichnung soll in Zukunft alle drei Jahre
vergeben werden. Das hochkarätig besetzte
Kuratorium der Stiftung (darunter die
Nobelpreisträgerin Prof. Dr. Christiane
Nüsslein-Vollhard) hat entschieden, den
ersten Innovationspreis an Prof. Andreas
Graner zu vergeben.
Genetische Vielfalt nicht nur erhalten,
sondern gezielt nutzen
Der Agrarwissenschaftler ist Leiter der
Genbank am IPK Gatersleben, der größten
Nutzpflanzensammlung Deutschlands. In dieser
einzigartigen Einrichtung werden Samen und
Knollen von mehr als 148.000 verschiedenen
Kulturpflanzen gelagert und für die Nachwelt
erhalten. Doch die natürliche Vielfalt von
Wildformen und Landrassen wird am IPK nicht
nur bewahrt. Die genetische Variation wird
hier vielmehr aktiv erschlossen, um sie der
Pflanzenzüchtung für die Entwicklung
widerstandsfähiger und ertragreicher Sorten
zur Verfügung zu stellen. Hierbei bedient
man sich modernster molekularbiologischer,
biochemischer und bioinformatischer
Methoden. Die Verfahren werden oft eigens
für diesen Zweck am IPK entwickelt. Die
Kombination einer klassischen
Pflanzen-Genbank mit dem Know-How der
modernen Molekularbiologie und
Biotechnologie ist weltweit einzigartig. Die
Kompetenz des IPK und seiner Wissenschaftler
auf diesem Forschungsgebiet ist nicht
zuletzt durch zahlreiche wissenschaftliche
Publikationen sowie die äußerst erfolgreiche
Einwerbung von Drittmitteln dokumentiert.
Prof. Andreas Graner war maßgeblich an der
Gestaltung dieser Forschungsrichtung
beteiligt. Sein Forschungsschwerpunkt ist
die Genomforschung an Gerste. In seiner
Arbeitsgruppe am IPK werden wirtschaftlich
bedeutende Gene im Erbgut dieser Nutzpflanze
lokalisiert und charakterisiert. Die
Ergebnisse lassen sich oft auf andere
Getreidearten wie Weizen oder Roggen
übertragen. Dies führt nicht nur zu
grundlegenden Erkenntnissen über Aufbau und
Funktion des pflanzlichen Erbguts: Mit den
in Gatersleben entwickelten Markern,
„Biochips“ und Nachweisverfahren können
Pflanzenzüchter preiswerter, schneller und
zielgerichteter neue Sorten züchten.
Brückenschlag zwischen klassischer
Pflanzenzüchtung und Molekularbiologie
Andreas Graner studierte Agrarwissenschaften
in Göttingen und Weihenstephan. Von 1987 –
1990 war er am Botanischen Institut der
Ludwigs-Maximilians-Universität München an
der Entwicklung einer der ersten mit
molekularbiologischen Markern erstellten
Karten des Gerstengenoms beteiligt.
Anschließend erforschte er am Institut für
Resistenzgenetik in Grünbach die Resistenz
von Gerstensorten gegen das Gelbmosaikvirus.
1997 wechselte Graner nach Gatersleben. Der
Forscher war hier u. a. maßgeblich am Aufbau
des „Pflanzengenom-Ressourcen-Centers“
(PGRC) beteiligt. Die in dieser
Querschnittseinrichtung gebündelte
Infrastruktur und das Know-How der dort
konzentrierten Wissenschaftler machte eine
systematische Genomforschung am IPK erst
möglich. Die technischen Möglichkeiten des
PGRC und die hier entwickelten innovativen
Analyseverfahren stehen allen Forschern in
Deutschland zur Verfügung.
Molekularbiologische Daten aus zahlreichen
Labors werden gesammelt und mithilfe
bioinformatischer Verfahren analysiert und
in Beziehung gesetzt.
1999 wurde Andreas Graner zum Professor an
der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg berufen. Im selben Jahr
übernahm er die Leitung der Abteilung
Genbank und der Arbeitsgruppe „Molekulare
Marker“ am IPK. Der Sachverstand und das
strategische Denken des Forschers wird bei
der Planung und Organisation langfristig
ausgerichteter Forschungsvorhaben hoch
geschätzt. Seine Arbeit im
wissenschaftlichen Koordinierungskomitee des
Projekts „GABI“ („Genomanalyse im
biologischen System Pflanze“) ist nur eines
von zahlreichen Beispielen. Dieses nationale
Verbundvorhaben startet nach sehr
erfolgreichen Anfangsjahren gerade in seine
zweite Phase, in der angewandte Aspekte
stärker berücksichtigt werden.
In den kommenden Jahren will das Team um
Prof. Graner vor allem die Funktion von
pflanzlichen Genen und deren Zusammenhang
mit agronomisch interessanten Eigenschaften
untersuchen. Die am IPK bereits begonnene
Sequenzierung sämtlicher Gerstengene ist der
erste Schritt auf diesem Weg. Diese Daten
bilden die Grundlage für eine bessere
Nutzung der in der Genbank vorhandenen
Biodiversität. Ist das Gen und seine
Funktion bekannt, kann man gezielt nach
bisher nicht genutzten Varianten dieser Gene
im Bestand der Genbank Gatersleben fahnden.
Prof. Graner ist sicher, dass sich dort
nicht nur wertvolle Resistenzen gegen
Krankheitserreger, sondern auch Genvarianten
verbergen, welche die Getreidesorten der
Zukunft ertragreicher und widerstandsfähiger
gegen Frost, Hitze oder Trockenheit machen
können. |
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Die Gregor-Mendel-Stiftung wurde vor zwei Jahren gegründet.
Ihr Ziel ist es, dass der Pflanzenzüchtung in der breiten
Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird und deren
Bedeutung zur Lösung globaler Herausforderungen im
gesellschaftlichen Umfeld besser erkennbar wird. Dem Kuratorium
gehört auch die Biologie-Nobelpreisträgerin und Direktorin des
Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie, Prof. Dr.
Christiane Nüsslein-Volhard, an. |
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