Bonn, Germany
April, 2007
Bundesverband Deutscher
Pflanzenzüchter e.V. (BDP)
Original:
http://www.bdp-online.de/downloads/pp_smart_breeding.pdf
Züchtungsunternehmen und Züchter
sind immer daran interessiert, ihre Züchtungsverfahren zu
optimieren, um damit möglichst effektiv und effizient Zuchtziele
zu erreichen. Die Biotechnologie eröffnet neue Möglichkeiten,
Herausforderungen in der Pflanzenzüchtung besser meistern zu
kön-nen. Smart Breeding basiert auf solchen biotechnologischen
Entwicklungen.
Smart Breeding (Präzisionszüchtung) bietet viel versprechende
Ansätze für die Züchter. Die Effi-zienz der Pflanzenzüchtung
wird sich durch ihren Einsatz in den nächsten Jahren weiter
erheblich steigern. Bei der Auswahl der Pflanzen, die
miteinander gekreuzt werden, verlassen sich die Züch-ter nicht
mehr nur auf äußere Merkmale. Das Erbgut wird genau analysiert,
um danach die pas-senden Kreuzungspartner auszuwählen. Smart
Breeding basiert auf verschiedenen Methoden aus der
Biotechnologie und Genomforschung, ohne dabei allerdings - wie
in der grünen Gentechnik - Gene neu in das Erbgut einzuführen.
So entstehen keine transgenen Organismen.
- Deutsche
Pflanzenzüchtungsunternehmen haben eine Forschungs- und
Entwicklungsquote von 16,9 %. Rund 15 % der
Forschungsaufwendungen werden in der Biotechnologie
inves-tiert, auch um Smart Breeding besser nutzen zu können.
- Folgende Methoden können
unter dem Begriff Smart Breeding zusammengefasst werden:
- Markergestützte
Selektion (biochemische- und DNA-Marker)
- DNA-Fingerprint
- Assoziationskartierung
- Mutationszüchtung
(TILLING/Eco-TILLING)
- Smart Breeding bietet
für die Züchtung viele Vorteile. Merkmale können
umweltunabhängig detektiert werden. Die Analyse des
Merkmals erfolgt schnell und ist stark automatisierbar,
so dass sie mit hohem Durchsatz erfolgen kann. Merkmale
können darüber hinaus in frü-hen Generationen und in
frühen Stadien (Keimling) analysiert werde. Das bringt
eine Zeit- und Kostenersparnis für den Züchter. Die
Anwendung von Smart Breeding in der Züchtung führt
letztlich dazu, dass Züchtung vorhersagbarer wird.
-
Smart-Breeding-Methoden lassen sich vor allem für die
effiziente Nutzung des arteigenen Genpools einsetzen.
Die Schaffung von genetischer Variation durch die
Nutzung artfremder Gene, wie sie durch Gentechnik
erfolgt, ist nicht möglich. Insoweit werden zwei
unter-schiedliche Ansätze verfolgt.
- Smart Breeding wird
seit langem in Forschung und kommerzieller Züchtung
eingesetzt. Dabei liefert die Genomforschung die
grundlegenden Erkenntnisse. Folgende Beispiele können
für den Einsatz von Smart Breeding in der Züchtung
genannt werden:
-
Krankheitsresistenzen: Viren und Pilze z. B. BYMV
bei Gerste, Fusarium/Rost bei Weizen, Nematoden bei
Zuckerrübe
- Qualitätsmerkmale:
z. B. Backqualität (Proteinmarker), Brauqualität
- Ertragsmerkmale:
Wuchslänge, Blühzeitpunkt bei Raps
- Effiziente
Anreicherung vorteilhafter Merkmale (mehrere
Resistenzen - Pyramidisie-rung)
- Qualitätssicherung
bei Hybriden: Nachweis Restorergen, Sterilitätsgen
-
Saatgutreinheit/Qualitätssicherung
-
Effizienzsteigerung von Rückkreuzungsprogrammen
- Genetischer
Fingerabdruck zur Klärung von Abstammungen oder als
Anhaltspunkt für Heterosis in der Hybridzüchtung
- Der kommerzielle
Einsatz von Smart Breeding in der Züchtung wird
allerdings durch einige Faktoren begrenzt:
- Die
Entwicklung von molekularen Markern ist mit
relativ hohen Kosten verbunden und rentiert sich
häufig nur bei Hybridkulturen wie Mais,
Zuckerrübe, Raps und Roggen. Bei den
selbstbefruchtenden Arten wie Weizen oder Gerste
ist der Markereinsatz nur für einzelne Merkmale
rentabel.
- Marker sind
oft nur bedingt aussagekräftig, vor allem bei
Merkmalen, deren Ausprä-gung durch mehrere Gene
bestimmt wird (komplexe Merkmale wie z. B.
Ertrag). Au-ßerdem ist ihr Einsatz oft nur
innerhalb eines bestimmten genetischen
Hintergrundes möglich.
- Smart Breeding
ist eine forschungs- und entwicklungsintensive
Technologie. Weitere Inves-titionen in die
Genomforschung sind nötig, um
Smart-Breeding-Methoden voranzutreiben.
Deutschland hat mit dem Pflanzengenomprogramm
GABI und dem Innovationsprogramm
Pflanzenzüchtung eine starke Basis für die
Weiterentwicklung von Smart Breeding.
Smart Breeding und grüne
Gentechnik sind verschiedene Ansätze in der modernen
Pflanzenzüch-tung, die sich gegenseitig nicht ersetzen können.
Bonn, im April 2007
Original:
http://www.bdp-online.de/downloads/pp_smart_breeding.pdf
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