Hohenheim, Germany
November 24, 2006
„Mit der F. W. Stiftungsprofessur
für Nutzpflanzen-Biodiversität und Züchtungsinformatik wollen
wir ein neues Kapitel in der Pflanzenzüchtung aufschlagen und
ein internationales Center of Excellence aufbauen“, erklärte der
Sprecher des KWS-Vorstandes Dr.
Dr. h.c. Andreas J. Büchting bei der heutigen
Vertragsunterzeichnung am 24. November 2006 in der Universität
Hohenheim. Ziel sei es, die Züchtung verstärkt für neue Methoden
der Informatik zu öffnen, um die immense natürliche Vielfalt von
Pflanzen für zielgerichtete Neuzüchtungen nutzen zu können.
"Baden-Württemberg ist stolz, mit dieser neuen
Stiftungsprofessur einen europaweit einmaligen
Forschungsschwerpunkt zu haben", bekräftigte die Staatsekretärin
des Landwirtschaftsministeriums Baden-Württemberg, Friedlinde
Gurr-Hirsch bei der Vertragsunterzeichnung. Als wichtigen
Baustein in der strategischen Ausrichtung der Hochschule
bezeichnete der Rektor der
Universität Hohenheim,
Prof. Dr. Hans-Peter-Liebig, die neue Stiftungsprofessur. „Wir
sind stolz und glücklich, dass unsere langjährige wertvolle
Kooperation mit dieser Stiftungsprofessur eine neue Qualität
erhält.“
Ist das tatsächlich alles Mais? Rot, gelb, weiß, blau oder bunt
gescheckt stapeln sich die Kolben in den Regalen des Instituts
für Pflanzenzüchtung, Saatgutforschung und Populationsgenetik
der Universität Hohenheim. Rund und erbsengroß hängen die Körner
an manchen Kolben, andere sind nadelig spitz oder buschelig.
Sechs Meter hoch kratzt der Riesenwuchs einer neuen Sorte an der
Zimmerdecke. Daneben kümmert, kurz wie ein kleiner Finger, ein
unscheinbares Gras in einem kleinen Gläschen.
„Das ist die Urgroßmutter aller Sorten“, meint Institutsleiter
Prof. Dr. Albrecht Melchinger mit Blick auf die knubbeligen
Samen in dem Gläschen. Inkas, spanische Eroberer, Schweizer
Bergbauern, amerikanische Popcorn-Produzenten, asiatische
Steppenvölker: Sie alle hätten über Jahrhunderte und
Jahrtausende das karge Gras zu einer verwirrenden Vielfalt
weitergezüchtet.
„Bei Mais kennen wir mehrere 10.000 alte Landrassen und
Wildsorten – doch seit den 50er Jahren haben wir all diese
genetische Vielfalt auf einen Bruchteil reduziert, die wir für
die Pflanzenzucht nutzen“, erklärt Prof. Dr. Melchinger. Und das
nicht nur bei Mais – ob Weizen, Reis, oder Kartoffeln: „Wir
nutzen lediglich eins bis fünf Prozent des genetischen
Materials. Der Rest schlummert tiefgekühlt in den Genbanken“.
Darunter sei mancher Schatz, der darauf warte, gehoben zu
werden. „Die Urform des Maises musste auf kargen Ackerrändern
überleben. Auf den trockenen Böden im Balkan bildeten sich
Rassen aus, die mit halb so viel Regen auskommen wie die Rassen
in Deutschland. Schweizer Mais trotzt der Kälte.“ All das sind
Eigenschaften, die bald schon wertvoller sein können, als der
hohe Ertrag der Elite-Sorten, meint Prof. Dr. Melchinger.
„Wasser wird schon in naher Zukunft knapp werden. Um das
Grundwasser müssen wir den Einsatz von Kunstdünger weltweit
drastisch reduzieren. Um Biogas zu produzieren, brauchen wir
ganz andere Pflanzen wie für den Popcorn-Automaten im Kino.“
Ständig neue Anforderungen stellten die Züchter vor immer neue
Herausforderungen. „Viele der Lösungen schlummern in Wildformen
und alten Landrassen, die in dem heutigen Material nicht mehr
enthalten sind.“
Versunkene Schätze dieser Art zu heben, wird Aufgabe des neuen
Lehrstuhls für Biodiversität und Züchtungsinformatik, der am
Institut für Pflanzenzüchtung, Saatgutforschung und
Populationsgenetik angesiedelt ist. „Allein im Mais haben wir
fast 60.000 Gene. Wenn wir nur drei Sorten miteinander kreuzen,
können wir 60.000 hoch drei Genkombinationen züchten – das sind
mehr Möglichkeiten, als es Menschen auf dieser Erde gibt“, sagt
Prof. Dr. Melchinger.
Aussicht auf Erfolg hat deshalb nur, wer die Vielfalt sinnvoll
eingrenzen kann. Auch aus wirtschaftlichen Gründen: „Eine neue
Sorte zu züchten, kostet rund zwei Millionen Euro“, weiß Prof.
Dr. Melchinger. Insofern habe der neue Lehrstuhl auch ein
enormes wirtschaftliches Potential.
Grundlage sei, dass das Genom der meisten Nutzpflanzen binnen
weniger Jahre entschlüsselt sein dürfte. „An dieser Stelle
schlagen wir mit der Züchtungsinformatik die Brücke zur
Anwendung“, erklärt Prof. Dr. Melchinger. Schon jetzt liegen aus
DNA-Analysen und Feldversuchen gigantische Datenmengen über die
Eigenschaften verschiedener Sorten vor. „Wenn ich eine neue
Sorte mit ganz bestimmten Eigenschaften suche, kann ich so
recherchieren, welche Rassen mit hoher Wahrscheinlichkeit
geeignete Eltern sein könnten.“
Mit Computermodellen lässt sich außerdem berechnen, wie sich
verschiedene Sorten mit möglichst wenig Zwischenschritten am
besten kreuzen lassen, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen.
Dank DNA-Analyse durch handliche DNA-Chips lassen sich die
Nachkommen schon im Keim-Stadium durchleuchten, ob Sprösslinge
mit den gesuchten Eigenschaften dabei sind. „Bislang haben wir
nur relativ zufällig an der Oberfläche des Möglichen gekratzt“,
meint Prof. Dr. Melchinger. „Durch die neue Forschungsrichtung
können wir erstmals zielstrebig auf neue Anforderungen
reagieren.“
Anlass der Vertragsunterzeichnung über die „F. W. Schnell
Stiftungsprofessur für Nutzpflanzenbiodiversität und
Züchtungsinformatik“ („F. W. Schnell Endowed Chair for Crop
Diversity and Breeding Informatics“) zwischen KWS SAAT AG und
Universität Hohenheim ist das 150jährige Jubiläum des weltweit
agierenden Pflanzenzüchtungsunternehmen mit Aktivitäten in 70
Ländern. In Forschung und Züchtung investiert KWS 15 Prozent des
Umsatzes, derzeit 75 Millionen Euro. Die Zusammenarbeit mit
öffentlichen Forschungs- und Lehreinheiten hat bei KWS eine
lange Tradition. Durchschnittlich laufen etwa 50
Kooperationsprojekte zwischen diesen Partnern. “Gerade die
Kooperation zwischen Universität Hohenheim und KWS war immer ein
besonders produktives Beispiel solcher
Public-Private-Partnerships“, erläutert Dr. Günter Strittmatter,
Leiter des Instituts für Pflanzenzüchtung bei KWS.
„Um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, müssen wir top sein“,
bekräftigt Dr. Andreas Büchting, Sprecher des Vorstandes der KWS
SAAT AG. Neben der notwendigen Finanzkraft und dem fachlichen
Knowhow legt Dr. Büchting besonderen Wert auf die soziale
Kompetenz der künftigen Absolventen. „Dadurch soll die
Universität Hohenheim in ihrer führenden Stellung sowohl in
Forschung als auch in der Lehre auf dem Gebiet der
Pflanzenzüchtung weiter gefestigt und zu einem internationalen
„Center of Excellence“ ausgebaut werden“, betont der Sprecher
des KWS-Vorstandes.
"Dank dieser Kooperation zwischen Baden-Württemberg und der
Universität Hohenheim wird die international führende Stellung
der Universität Hohenheim im Bereich der Pflanzenzüchtung und
ihr hohes Ansehen in der Züchtungswirtschaft eindrucksvoll
unterstrichen. Baden-Württemberg ist stolz, mit dieser
Stiftungsprofessur einen europaweit einmaligen
Forschungsschwerpunkt zu haben", sagte die Staatsekretärin des
baden-württembergischen Landwirtschaftsministeriums, Friedlinde
Gurr-Hirsch, bei der Vertragsunterzeichnung.
„Mit der Vertragsunterzeichnung eröffnen wir heute eine neue
Forschungsrichtung, die bislang einmalig in Europa ist. Wir sind
stolz und glücklich, dass unsere langjährige wertvolle
Kooperation mit dieser Stiftungsprofessur eine neue Qualität
erhält“, erklärt der Rektor der Universität Hohenheim, Prof. Dr.
Hans-Peter Liebig.
Gleichzeitig sei die F. W. Schnell Stiftungsprofessur ein
wichtiger Baustein in der strategischen Ausrichtung der
Hochschule, mit der sie sich als führende agrarwissenschaftliche
Universität Deutschlands behaupten werde. „Als einzige
Universität verfolgen wir den Ansatz, den Themenkomplex
Ernährung und Gesundheit von der Nahrungsmittelproduktion über
Verarbeitung bis zu medizinischen Auswirkungen zu bearbeiten.
Außerdem etablieren wir uns als herausragend in dem
Themenkomplex Bioenergie und nachwachsende Rohstoffe. In beiden
Bereichen spielt die Pflanzenzüchtung eine ausgesprochen
zentrale Rolle.“
Stiftungsprofessur langfristig gesichert
Über einen Zeitraum von insgesamt
acht Jahren werden KWS und die Universität Hohenheim die Kosten
für Personal und Sachmittel des Stiftungslehrstuhls jeweils zur
Hälfte übernehmen. Der Stifterverband fördert die
Stiftungsprofessur mit jährlich 15.000 Euro und betreut sie
inhaltlich und organisatorisch. Für mindestens weitere acht
Jahre hat die Universität darüber hinaus die Fortsetzung des
Lehrstuhls zugesagt.
KWS and the Universitiy of Hohenheim establish an endowed chair
for plant breeding - Unique in Europe: new discipline ”Breeding
Informatics” boosts use of biodiversity
On the occasion of its 150th anniversary,
KWS SAAT AG, together with the
University of Hohenheim,
will establish an Endowed Chair. The foundation of the Chair is
designed to strengthen the university’s leading position in
research and teaching in the field of plant breeding and to
expand the university to become an international “Center of
Excellence”.
For almost 50 years, KWS has established a strong relationship
to the former Institute for Plant Breeding and the
“Landessaatzuchtanstalt” at the University of Hohenheim, based
on the cooperation with Prof. Dr. Dr. h.c. F. Wolfgang Schnell.
“The research and teaching area of the University of Hohenheim
is, to date, an important partner in training qualified
scientists and in joint research programs”, stated Dr. Andreas
J. Büchting, Chairman of the KWS Executive Board . The excellent
collaboration for many years “is one of the major success
factors of KWS.”
“We are extremely pleased that the valuable cooperation has
acquired a fresh quality with the new Chair. At the same time,
we are paving the way for a new research direction that is to
date unique in Europe”, stated the Rector of the University of
Hohenheim, Prof. Dr. Hans-Peter Liebig. The aim is to
increasingly open up breeding to new informatic methods in order
to benefit from the huge natural variety of crops. “We have been
tracking the spadework to this in several pilot projects. The
KWS Endowed Chair enables this research field to be occupied
permanently and in its full breadth”.
Consolidate Competitiveness
The “F. W. Schnell Endowed Chair
for Crop Diversity and Breeding Informatics” will further
consolidate the university’s international competitiveness in
the field of plant breeding. “We have every confidence in the
performance of the area at the University both in the German and
international academic landscape”, emphasises Dr. Günter
Strittmatter, Head of Research and Breeding at KWS. The Chair is
a significant contribution toward making research and teaching
in the field of plant breeding more attractive to students, from
both home and abroad. According to Dr. Strittmatter, the
University of Hohenheim offers the company the “best
prerequisites” for this future task.
Diversity and Breeding Informatics the Point of Interest
The main focus will be on the
areas of crop diversity and breeding informatics – “two areas
whose results will significantly influence the success in
reaching new breeding goals, for ensuring a sustainable use of
natural resources on our planet”,stresses Dr. Strittmatter. At
the same time, these issues facilitate a large number of
co-operations at national and international level.
Endowed Chair Secured Long Term
KWS and the University of
Hohenheim will each defray half of the expenses for staff and
materials for the Chair over a total period of eight years. The
University has agreed to continue the Chair for a minimum of a
further eight years.
KWS is one of the world’s leading plant breeding companies
with ongoing activities in 70 countries. Approximately 2.600
people are employed in the KWS Group, mainly in Europe and North
America. The product range encompasses new sugar beet, maize and
cereal seed varieties and also oil seeds. KWS has been an
independently family-owned company for the past 150 years.
The University of Hohenheim features Germany’s largest leading
Agricultural Sciences faculty with 50 professors, 1.545
undergraduate and 350 postgraduate students. One of the key
disciplines is Life Sciences within the scope of the food chain
and also subjects such as bio-energy and renewable ressources. A
current benchmarking exercise by the Scientific Council has
rated research at the university as “the broadest and best
linked”, teaching as “the most comprehensive” and transfer into
the economy as “exemplary”. (“Recommendations on Developing
Agricultural Sciences “ 2006). |