Bonn, Germany
May 31, 2005
Pflanzenzüchtung in Deutschland heißt Innovation,
heißt Vielfalt, heißt vor allem Mittelstand. Keine „Konzerne“
und keine „Saatgutindustrie“, wie in Diskussionen oft suggeriert
wird, sondern rund 130 zumeist mittelständische Unternehmen
beschäftigen sich hierzulande mit der Entwicklung und dem
Vertrieb moderner Sorten. Die Branche der Pflanzenzüchter gehört
mit einer F&E-Quote von fast 17 Prozent zur Spitzengruppe der
forschungsintensiven Wirtschaftsbereiche Deutschlands.
Diese traditionell mittelständisch geprägte
Branche bietet hierzulande mehr als 10.000 Menschen einen
Arbeitsplatz. Bei der Jahresversammlung in Schwäbisch-Hall
erhielten die Züchter prominente Rückendeckung für ihre Arbeit:
Der erst vor kurzem neu gewählte baden-württembergische Minister
für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk (CDU),
demonstrierte mit seiner Teilnahme am Gesellschaftsabend seine
Wertschätzung und zugleich Verbundenheit mit der Branche.
In Baden-Württemberg wird auf ca. 17.000 Hektar
Fläche Saatgut vermehrt. Das Land ist Standort zahlreicher
Pflanzenzuchtunterne hmen. Minister Hauk, gelernter Forstwirt,
würdigte die Innovationskraft der Pflanzenzüchter, die den
Züchtungsfortschritt stetig vorantrieben. „Davon profitieren
letzten Endes die Landwirte, auch wenn sie kein zertifiziertes
Saatgut kaufen. Da darf man im Gegenzug schon verlangen, dass
die Züchter für ihre langwierige, risikoreiche Arbeit
entsprechende Nachbaugebühren für ihre Produkte erhalten.“
Pflanzenzüchtung, so betonte Hauk, sei kein
Selbstzweck, sondern verringere den Einsatz von
Pflanzenschutzmittel und trage so zur Schonung der Umwelt bei.
Leider würde dies in der Öffentlichkeit oft nicht gewürdigt oder
verzerrt wahrgenommen. Für bedenklich hält er, dass weltweit nur
noch zehn Nutzpflanzen rund 80 Prozent der Menschen ernährten,
würdigte jedoch, dass die Pflanzenzüchter innerhalb der Arten
für ein riesiges Sortenspektrum sorgten.
Deutlich kritisierte Hauk das bestehende
Gentechnikgesetz. Es sei paradox und scheinheilig, wenn dieselbe
gewünschte Resistenz bei konventioneller Erzeugung begrüßt, bei
gentechnischer Erzeugung aber plötzlich abgelehnt würde.
Fakt sei, dass durch die Auswirkungen des neuen
Gesetzes Unternehmen und Wissenschaftler notgedrungen ins
Ausland abwandern müssten. „Wie lange können wir uns als
rohstoffarmes Land diesen Exodus unserer besten Köpfe noch
leisten?“, fragte er abschließend unter dem Applaus der rund 180
Anwesenden an die Adresse der rot-grünen Bundesregierung. |