Goldm, Germany
June 25, 2004
Während am Dienstag dieser Woche
in Berlin die Tagung zum Thema Gentechnikfreie Regionen und
„Koexistenz“ eröffnet wurde, mit prominenten Rednern wie dem
Bundesminister Jürgen Trittin (BMU) und der Bundesministerin
Renate Künast (BMVEL), war wenige Stunden zuvor in Golm die viel
gepriesene Koexistenz, die durch das neue Gentechnikgesetz
geregelt werden soll, abrupt beendet worden.
In den frühen Morgenstunden des
22.6.2004 wurde der behördlich genehmigte Freisetzungsversuch
mit gentechnisch veränderten Pflanzen des
Max-Planck-Institutes für
Molekulare Pflanzenphysiologie (MPI-MP) in Golm von
Unbekannten komplett zerstört. Der Versuch, der mit Kartoffeln
durchgeführt wurde, in die ein Gen aus dem Hornklee übertragen
wurde, hatte zum Ziel, zu einem besseren Verständnis des
Zusammenhanges zwischen Sauerstoffversorgung und
Stoffwechselprozessen z.B. der Stärkeanreicherung zu gelangen.
Das MPI-MP leistet als eines von 80 Max-Planck-Instituten der
Max-Planck-Gesellschaft Grundlagenforschung.
Bereits vor der Genehmigung des
Freisetzungsversuches durch das Robert-Koch-Institut wurde
mehrfach von Gruppen wie Greenpeace und dem BUND Landesverband
Brandenburg den Kartoffelversuch betreffende sachlich falsche
Argumente ins Internet gestellt und an die Presse gegeben, mit
dem augenscheinlichen Ziel die öffentliche Meinung durch
Fehlinformationen zu beeinflussen.
Dem Institut, das seit nunmehr
8 Jahren Freisetzungsversuche durchführt, wurde im März diesen
Jahres die Genehmigung zur Freisetzung der gentechnisch
veränderten Kartoffeln erteilt. Vorausgegangen war dieser
Genehmigung das gesetzlich vorgeschriebene
Genehmigungsverfahren, in das neben dem Robert- Koch-Institut
die Biologische Bundesanstalt, das Umweltbundesamt, die Zentrale
Kommission für Biologische Sicherheit und die Öffentlichkeit
einbezogen waren.
Obwohl die Fachbehörden zu der
Überzeugung kamen, dass von diesem Freisetzungsversuch keine
Gefahren für Mensch und Umwelt ausgehen, wurde diese
Entscheidung von militanten Gentechnikgegnern nicht akzeptiert.
Ungehört blieben bei den für die Feldzerstörung Verantwortlichen
auch die Aussagen des Ortsbeirates Golm und der örtlichen
Parteien, die keine Probleme in diesen Freisetzungsversuchen
sehen und auch die Stimme der BUND-Gruppe Golm, die dem Versuch
zwar kritisch aber nicht völlig ablehnend gegenübersteht. Die
Entscheidung der Potsdamer Stadtverordneten einem Antrag zum
Verzicht auf den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen und der
Einführung eines Anhörungsverfahrens bei Freisetzungsversuchen
zu Forschungszwecken nicht zuzustimmen, stieß bei den
nächtlichen Aktivisten gleichfalls auf taube Ohren.
Das Max-Planck-Institut für
Molekulare Pflanzenphysiologie hat sich durch umfangreiche
Veranstaltungen in jeder Hinsicht dem öffentlichen Dialog
gestellt. Mit seiner diesjährigen Aktion „Komm ins Beet“ wurde
jedem Bürger die Möglichkeit gegeben sich direkt und unmittelbar
im Institut über den Kartoffelversuch zu informieren und die
Anbaufläche zu besichtigen. Darüber hinaus wurde eine
Internetseite eingerichtet, die gleichfalls Informationen zum
Feldversuch bietet (http://www.mpimp-golm.mpg.de/feldversuch/index-de.html).
Die Antwort auf diese Offenheit
war die vollständige Zerstörung des Versuches, der der
Grundlagenforschung dienen sollte.
Weder sachliche Gründe, noch
über das übliche Maß hinausgehende Informationsveranstaltungen,
noch auf demokratischen Grundsätzen beruhende Entscheidungen
konnten verhindern, dass der Feldversuch zerstört wurde.
Die Vorgehensweise der für die
Feldzerstörungen verantwortlichen Gruppe widerspricht den
Prinzipien von Pluralismus und Toleranz innerhalb demokratischer
Gesellschaften. Für die Feldzerstörung gibt es keinerlei
Rechtfertigung und nachvollziehbare Gründe. Es handelt sich
schlichtweg um einen kriminellen Akt des Wandalismus.
Das in einem solchen einzig
durch Ideologie bestimmten Klima weder die anbauenden Landwirte,
noch Firmen oder die für den Erprobungsanbau des Bt-Mais
zuständigen Stellen in Sachsen-Anhalt, die mit
gentechnischveränderten Pflanzen bestellten Flächen bekannt
geben möchten, ist nicht weiter verwunderlich. Die mit dem neuen
Gentechnikgesetz verabschiedete Regelung zur Führung eines
bundesweiten Anbauregisters öffnet den militanten
Gentechnikgegnern Tür und Tor für Feldzerstörungen. Wer schützt
die Rechte der Landwirte, die gentechnisch veränderte Pflanzen
einsetzen wollen? Wer haftet im Falle von Feldzerstörungen?
Wem es mit der Koexistenz ernst
ist, dem muss klar sein, dass auch ein Konzept dazugehört, wie
mit solch kriminellen Aktivitäten umgegangen werden soll. Ein
erster Schritt dazu wären eindeutige Stellungnahmen aller
Politiker zu Feldzerstörungen und deren uneingeschränkte
Verurteilung, die wir hiermit einfordern.
Die sogenannten Aktivisten von
Montagnacht haben nicht nur dem Max-Planck-Institut für
Molekulare Pflanzenphysiologie Schaden zugefügt, indem die
Forschung um mindestens ein Jahr zurückgeworfen wird, sondern
sie haben dem Ansehen des Biotechnologiestandortes
Berlin-Brandenburg geschadet.
Trotz der Feldzerstörung hält
das Institut eine aktive Informationspolitik und
Öffentlichkeitsarbeit auch weiterhin für richtig und wird daran
festhalten. Die Feldführungen „Komm ins Beet“ werden wie geplant
bis September fortgesetzt (http://komm-ins-beet.mpg.de/)
und der diesjährige Feldversuch wird nächstes Jahr wiederholt
werden. |