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Bienenforschung: Universität Hohenheim weist angeblichen Verdacht der Datenmanipulation im Projekt „Fit Bee“ als haltlos zurück


Hohenheim, Germany
April 15, 2019

Stellungnahme zum Schreiben und unbelegten Verdachtsäußerungen des Imkerverband Rheinland-Pfalz e.V. an die Agrarministerkonferenz in Landau vom 9. April 2019

Mit Befremden nimmt die Universität Hohenheim in Stuttgart die jüngsten Aussagen des Imkerverbandes Rheinland-Pfalz zum Projekt Fit Bee der Hohenheimer Landesanstalt für Bienenkunde zur Kenntnis. In einem an die Agrarministerkonferenz in Landau gerichteten Schreiben behauptet der 2. Vorsitzende des Verbandes u.a.: „Es besteht der Verdacht, dass bei dem vom Bund geförderten Projekt Fit Bee an der Uni Hohenheim Ergebnisdaten weggelassen worden sind, die den beteiligten Industriepartnern Nachteile beschert hätten.“ Die Universität Hohenheim hält dazu fest: Ein solcher Verdacht ist ihr nicht bekannt. Er ist für sie nicht nachvollziehbar und er ist vor allem nicht zutreffend. Die Universität Hohenheim behält sich deshalb auch rechtliche Schritte vor.
 


Bei dem Projekt „FIT BEE – Referenzsystem für ein vitales Bienenvolk“ handelte es sich um ein Verbundprojekt unter Koordination der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim. Von 2011 bis 2015 wurden im Gesamtprojekt die Wechselwirkungen zwischen Einzelbiene, Bienenvolk, Bienenkrankheiten und Umwelteinflüssen erforscht. Beteiligt waren insgesamt 14 Bieneninstitute und Unternehmenspartner. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) finanzierte das Projekt als sogenanntes Innovationsprojekt mit insgesamt 2,3 Mio. Euro. Davon flossen rund 500.000 Euro direkt an die Universität Hohenheim.

Als ein Ergebnis des sogenannten Modul 3 entwickelte die Landesanstalt für Bienenkunde ein biologisches Verfahren zur Varroabekämpfung und in Kooperation mit dem Spritzdüsenhersteller Lechler (Metzingen) die sogenannten „Dropleg-Düsen“. Damit ist es möglich, Pflanzenschutzmittel in blühenden Kulturen – insbesondere Raps – unterhalb der Blüten zu applizieren. So kann das direkte Besprühen von bestäubenden Insekten mit Pflanzenschutzmittel deutlich reduziert werden. Die Abdrift in benachbarte Bestände wird erheblich eingeschränkt, und Rückstände in Nektar und Pollen werden signifikant reduziert.

Bei den Forschungsarbeiten waren neben der Firma Lechler auch die Firma Bayer Crop Science als Industriepartner beteiligt. Solche Industriebeteiligungen sind nach den Projektvorgaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zwingend erforderlich, denn diese sogenannten Innovationsprojekte sollen Produkte und Verfahren entwickeln, die nach Projektende wirtschaftlich verwertet werden.

Alle Versuche wurden von Mitarbeitern der Universität Hohenheim geplant und begleitet. Die Freilandversuche wurden ausschließlich von der Universität Hohenheim durchgeführt und ausgewertet. Für die Zeltversuche wurde die Infrastruktur eines Bayer-Versuchshofes genutzt, da die Universität Hohenheim an ihren Versuchsstandorten nicht über die entsprechende Infrastruktur verfügt. Auch dies erfolgte nach Vorgaben und begleitet durch die Universität Hohenheim. Die Rohdaten zu den Untersuchungen sind größtenteils in 9 wissenschaftlichen Examensarbeiten enthalten und wurden auf mehreren öffentlichen Workshops präsentiert und diskutiert.

Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass durch diese neue Applikationstechnik die Rückstände in Nektar, Pollen und Honig deutlich zurückgehen. Besonders deutlich ist die Reduktion bei den weit verbreiteten Fungiziden, die bevorzugt in die Blüte eingesetzt werden.

Die Entwicklung des Dropleg-Verfahrens wurde inzwischen mit dem Innovationspreis der EU ausgezeichnet. Das Verfahren wird nachdrücklich vom Deutschen Imkerbund, dem deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund sowie einigen Landwirtschaftsverbänden und dem Julius-Kühn-Institut (JKI) unterstützt.

Die Landesanstalt für Bienenkunde erforscht den Einsatz der Technik auch seit Abschluss des Projektes Fit Bee weiter. Da die Düsen inzwischen in vielen landwirtschaftlichen Betrieben bereits im Einsatz sind, war es z.B. 2018 erstmals möglich, eine größere Anzahl an Honigproben aus Rapsfeldern zu untersuchen, die entweder mit konventioneller Spritztechnik (n=39) oder mit Dropleg-Düsen (n=11) behandelt wurden. Dabei wurde bei den von Landwirten eingesetzten Pflanzenschutzmitteln eine eindeutige Reduktion der Rückstandsgehalte festgestellt.

Diese Ergebnisse aus Freilandversuchen wurden im April 2019 in der Imker-Fachzeitschrift „bienen&natur“ veröffentlicht. Zwei weitere Veröffentlichungen in den Zeitschriften „Bienenpflege“ und „Norddeutsche Bienenzucht“ sind in Vorbereitung.

Auch im laufenden Jahr sollen die Versuche fortgesetzt werden. Die Landesanstalt für Bienenkunde ist dabei besonders daran interessiert, mehr Messergebnisse im Zusammenhang mit den während der Rapsblüte seltener eingesetzten Neonikotinoiden zu erhalten.

Vorwürfe des Imkerverbandes Rheinland-Pfalz e.V.

Mit dem 2. Vorsitzenden des Imkerverbandes Rheinland-Pfalz und Autor des o.g. Schreibens, Herrn Franz Boten, steht die Landesanstalt für Bienenkunde seit einigen Monaten in Kontakt. Auf seine Fragen hin hatte ihm die Landesanstalt bereits im Februar 2019 eine 13-seitige Zusammenstellung mit Ergebnissen übergeben.

In einer Pressemitteilung vom 26. März 2019 erhob der Imkerverband Rheinland-Pfalz e.V. im Namen seines 2. Vorsitzenden Botens bereits den Vorwurf fehlender Datenbasis für das Projekt Fit Bee. In einer Pressemitteilung am 3. April 2019 stellte die Universität Hohenheim den Sachverhalt richtig und erläuterte die Hintergründe des Projektes.

In einem Schreiben mit der Überschrift „Forderungen an die Agrarministerkonferenz (AMK) in Landau“ vom 9. April 2019 formulierte der Imkerverband Rheinland-Pfalz e.V. im Namen seines 2. Vorsitzenden Franz Botens einen Katalog mit diskussionswürdigen Forderungen an die Agrarforschung und die Landwirtschaft. Darin trifft er allerdings auch die Aussage: „Es besteht der Verdacht, dass bei dem vom Bund geförderten Projekt Fit Bee an der Uni Hohenheim Ergebnisdaten weggelassen worden sind, die den beteiligten Industriepartnern Nachteile beschert hätten.“

Die Universität Hohenheim hält dazu fest: Ein solcher Verdacht ist ihr nicht bekannt. Er ist für sie nicht nachvollziehbar und er ist vor allem nicht zutreffend. Die Universität Hohenheim behält sich deshalb auch rechtliche Schritte vor.



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Website: https://www.uni-hohenheim.de

Published: April 15, 2019



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