March 11, 2009
Quelle:
bioSicherheit
http://www.biosicherheit.de/de/aktuell/680.doku.html
Wissenschaftler
der Universität Mexiko-Stadt haben transgene DNA-Sequenzen in
mexikanischen Maisproben aus den Jahren 2001 bis 2004
nachgewiesen und damit das Ergebnis einer umstrittenen
Publikation von 2001 bestätigt. Weiterhin ungeklärt ist, wie
gentechnisch veränderter Mais auf die Felder in Mexiko gelangt
ist und ob die Transgene sich im Genpool der mexikanischen
Landrassen etabliert haben. Die mexikanische Regierung hat
inzwischen den Versuchsanbau von gentechnisch verändertem Mais
zugelassen.
Ende 2001 hatten Ignacio Chapela und David Quist von der
Universität Berkeley in Nature eine Arbeit über den Nachweis von
GVO -Spuren in mexikanischen Maissorten veröffentlicht. Diese
Veröffentlichung wurde von mehreren Wissenschaftlern wegen
methodischer Unzulänglichkeiten heftig kritisiert. Wesentliche
Kritikpunkte von damals treffen auf die neue Studie aus der
Arbeitsgruppe von Elena Alvarez-Buylla in Molecular Ecology
nicht zu; beispielsweise wurden die Ergebnisse durch eine zweite
Methode abgesichert. Die renommierte Ökologin Allison Snow,
deren Arbeitsgruppe 2003 und 2004 keinerlei transgene
DNA-Sequenzen in Maisproben aus Mexiko finden konnte, bewertete
die neue Studie als überzeugenden Nachweis für die Einkreuzung
von Transgenen aus gentechnisch veränderten Maissorten in
mexikanische Landrassen.
Das Ausgangsmaterial für die neue Studie (68 Maiskolben aus 21
Kommunen) waren Proben, die der National Biodiversity Council
(CONABIO) und das National Ecology Institute (INE) 2001
gesammelt hatten. Seit 2002 hatten Vertreter dieser beiden
mexikanischen Behörden erklärt, eigene Daten erhoben zu haben,
welche die Ergebnisse von Chapela und Quist bestätigen würden.
Diese Daten wurden jedoch in keiner wissenschaftlichen
Zeitschrift veröffentlicht. Es wurde bekannt, dass Nature einen
entsprechenden Artikel damals zurückwies. Auch die Autoren der
aktuellen Studie hatten zunächst Schwierigkeiten, diese zu
publizieren.
Offen ist weiterhin, ob und in welchem Ausmaß tatsächlich
Introgression stattgefunden hat, d.h. ob sich die Transgene
tatsächlich im Genpool der Landrassen etabliert haben.
Anscheinend haben sich die einheimischen Maispflanzen mit
gentechnisch verändertem Mais gekreuzt. Nicht geklärt ist
allerdings, ob und in welchem Umfang die daraus entstandenen
Pflanzen – die F1-Generation - sich wiederum mit den
einheimischen Pflanzen kreuzen, die ggf. daraus entstandene
F2-Generation sich ebenfalls mit den einheimischen Pflanzen
kreuzt usw.. Diese so genannten Rückkreuzungen wären die
Voraussetzung für die dauerhafte Etablierung der Transgene im
Genpool der Landrassen. Von Wissenschaftlern wird dies nicht
einheitlich bewertet. Einige vertreten die Auffassung, dass eine
Introgression von Transgenen nur zu erwarten ist, wenn letztere
den Pflanzen einen Selektionsvorteil verschaffen.
Umweltgruppen befürchten, dass die Auskreuzung von gentechnisch
veränderten Maissorten zu einer Reduktion der genetischen
Vielfalt und schlimmstenfalls zu einem Aussterben von Landrassen
führen könnte. Dass Introgression von modernen
Hochleistungssorten jedoch nicht grundsätzlich eine Bedrohung
für Landrassen sein muss, zeigt eine Veröffentlichung aus
Italien, die in derselben Ausgabe von Molecular Ecology
erschienen ist wie die Studie der Arbeitsgruppe von Elena
Alvarez-Buylla. Konservierte Proben von italienischen
Mais-Landrassen aus den fünfziger Jahren wurden mit molekularen
Markern untersucht.
Die Ergebnisse wurden verglichen mit denen für Landrassen, die
heutzutage in Italien wachsen, sowie mit den Ergebnissen für
moderne, nicht gentechnisch veränderte Hybridsorten, die seit
den fünfziger Jahren in Italien angebaut werden. Es konnte
nachgewiesen werden, dass das Erbgut der modernen Hybridsorten
teilweise in die Landrassen "eingewandert" ist, dass jedoch
gleichzeitig die genetische Vielfalt der Landrassen zugenommen
hat. Unbeantwortet ist die Frage, ob es einen Unterschied macht,
wenn es sich bei einem "eingewanderten" Gen um ein Transgen
handelt.
Mexiko hatte 1998 ein Anbauverbot für gentechnisch veränderten
Mais erlassen, um seine regionalen Landrassen zu schützen. Im
März 2009 wurde jedoch eine Gesetzesänderung vorgenommen, die
nun den Versuchsanbau erlaubt. 2012 wird möglicherweise der
reguläre Anbau zugelassen. Ein Grund für diese Entscheidungen
könnte die vorübergehende Verknappung des Maisangebots Anfang
2007 sein, die zu Protestmärschen von Tausenden Mexikanern
führte. Damals forderte der mexikanische Bauernverband die
Freigabe von gv-Mais, um die nationale Maiserzeugung zu steigern
und Mexikos Abhängigkeit von Maisimporten zu verringern. Mit der
Entscheidung der mexikanischen Regierung hat der Konflikt um den
Anbau von gv-Mais in Mexiko ein vorläufiges Ende gefunden.
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Die wichtigsten
Versuchsergebnisse
- Untersuchungsort: zwei der 31
Bundesstaaten von Mexiko, Puebla
und Oaxaca.
2001
- Proben: Maiskolben aus
Haushaltsvorräten aus zwei
Kommunen in Puebla und in 19
Kommunen in Oaxaca, insgesamt 68
Maiskolben aus 21 Haushalten.
- Analyse: Die Maiskörner wurden
ausgesät und aus den Blättern
der jungen Maispflanzen wurde
DNA extrahiert und mittels PCR
analysiert.
- Ergebnis: Nachweis transgener
DNA-Sequenzen in 21 von 1867
Pflanzen (1,1%). Die Maiskörner,
aus denen diese Pflanzen
entstanden waren, stammten aus
drei Kommunen in Oaxaca.
2004
- Proben: je 300 Blätter von je
30 Maisfeldern in zwei der drei
Kommunen, die 2001 positiv
getestet wurden.
- Analyse: aus den Blättern
wurde DNA extrahiert und mittels
PCR analysiert.
- Ergebnis: Nachweis transgener
DNA-Sequenzen in einer Kommune
auf drei von 30 Feldern, in der
zweiten Kommune auf acht von 30
Feldern.
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