Germany
December 17, 2008
Quelle:
SAATEN-UNION News Nr.
56
http://www.saaten-union.de/index.cfm/nav/160/article/4169.html
Als Alternativen zu Mais für die
Erzeugung von Biogas sind Rüben neuerdings vermehrt in der
Diskussion. Bei günstigen Bedingungen können sie die
Methangaserträge von Mais übertreffen. Sie beinhalten eine
Vielzahl leicht umsetzbarer Stoffgruppen und zeichnen sich
deshalb durch eine schnelle Abbaugeschwindigkeit mit hoher
Methanbildung aus. Leistungsschwankungen im Fermenter können
durch den Rübenbrei somit schnell und effektiv ausgeglichen
werden.
Der Fokus beim Anbau liegt bisher eindeutig auf den Zuckerrüben,
da hier das Produktionsverfahren bekannt und die notwendige
Mechanisierung meist vorhanden ist. Futterrüben fristen
demgegenüber mit einer bundesweiten Anbaufläche von gerade noch
einmal 5000 ha ein Schattendasein.
Viele Vorteile für Futterrübe ...
Für die Erzeugung von Biogas ist eine hohe Flächenleistung –
auch auf ungünstigeren Standorten – entscheidend. Futterrüben (=
Runkelrüben) scheinen daher besonders geeignet zu sein. Ihnen
wird eine gute Anbaueignung auf schwereren Standorten nachgesagt
und der Anbau ist bis in 1.000 m Höhe über NN möglich. Hinzu
kommt, dass die Mehrzahl der Biogasanlagen sich außerhalb der
klassischen Zuckerrübenanbauregionen und damit auf schwächeren
Böden befindet.
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Bei Runkelrüben sind Erträge von
mehr als 1.000 dt Rübenfrischmasse/ha keine Seltenheit. Damit
scheinen sie die Zuckerrübe zunächst deutlich zu übertreffen.
Die Trockensubstanzgehalte sind zwar deutlich geringer,
ermöglichen aber eine hervorragende Pumpfähigkeit des
Substrates. Sie schwanken je nach Typ zwischen 10-12,5 % bei den
flach im Boden sitzenden Massenrüben und 15-19 % bei den
Gehaltsrüben, deren Rübenkörper sehr viel tiefer im Boden steckt
(s. Tab. 1). Erträge zwischen 130 und 170 dt TS/ha sind möglich.
Ertragsbetonte Zuckerrübensorten mit ca. 23 % TS können hier bei
hohen Erträgen gut mithalten und übertreffen diese Ergebnisse
teilweise noch. Vor allem in Süddeutschland wurden aber bereits
in den 90er Jahren in Versuchen mit Futterrüben bei einzelnen
Sorten TS-Erträge von mehr als 230 dt/ha erzielt. Vergleichbare
Zuckerrübenerträge müssten dann schon bei mehr als 1.000 dt/ha
liegen.
Welche Schwankungen neben den TS-Gehalten die Inhaltsstoffe bei
der Gasausbeute bewirken, ist noch nicht abschließend geklärt.
Ein direkter Vergleich beider Rübenformen ist nur in Versuchen
auf demselben Standort möglich. In vier norddeutschen Versuchen
des Institutes für Zuckerrübenforschung auf unterschiedlichen
Standorten schnitten die Futterrübensorten im Mittel um knapp 30
dt TS/ha bzw. 19 % schlechter ab als das Vergleichssortiment der
Zuckerrüben. Eine bessere Anbaueignung der Runkelrübe auf
schwächeren Standorten konnte dabei nicht beobachtet werden. Das
überraschte und stand im Widerspruch zu den eigenen Erwartungen
der Versuchsansteller. Im Zuge der aktuellen Diskussionen über
den Einsatz von Rüben in Biogasanlagen werden hier sicherlich
noch weitere Erfahrungen gesammelt werden müssen.
Pluspunkte sind bei Futterrüben die im Vergleich zu Zuckerrüben
in Versuchen nachgewiesenen etwas höheren Methanausbeuten je kg
oTS, der bessere Abbaugrad und der deutlich geringere
Schwefelgehalt im Gas. Für Futterrüben spricht zudem der,
aufgrund von Glattschaligkeit und flacherem Sitz im Boden,
niedrigere Erdanhang, der zu geringeren Einträgen von
Bodenmaterial in den Fermenter führt.
... aber auch einige Nachteile
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Quelle: Prof. Dr. Bernhard C. Schäfer |
Futterrübenzüchtung hat in
Deutschland eine sehr lange Tradition. Dennoch ist die Anzahl
der verfügbaren Sorten aufgrund der derzeit kleinen Anbaufläche
gering. Rizomania-tolerantes Saatgut ist nur sehr eingeschränkt
vorhanden, Resistenzen gegenüber Nematoden oder Rhizoctonia sind
aktuell nicht verfügbar. Letzteres muss insbesondere in
Maisfruchtfolgen beachtet werden. Für die Biogasproduktion
kommen meist nur Gehaltsrüben in Frage, da ihre Ernte mit der
konventionellen Zuckerrübentechnik erfolgen kann. Der Vorteil
des im Vergleich zu Zuckerrüben geringeren Erdanhangs ist bei
dieser Rübenform geringer als bei Massenrüben. Dafür steigt aber
die Transportwürdigkeit des Erntegutes.
Als weitere Nachteile müssen bei Futterrüben die um rund 10-20 %
schlechtere Keimfähigkeit des Saatgutes, die bei einigen Sorten
fehlende genetische Einkeimigkeit, der tendenziell höhere
Schosseranteil und die insgesamt etwas stärkere
Krankheitsanfälligkeit beachtet werden. Viele dieser Nachteile
ließen sich durch Intensivierung der Züchtungsarbeit in
vergleichsweise kurzen Zeiträumen beheben, da sowohl die
Techniken wie auch die Genetik aus Zuckerrüben hierfür nutzbar
wären. Fortschritte sind hier vor allem dann zu erwarten, wenn
sich eine entsprechende Nachfrage durch die Praxis bildet.
Spezielle Produktionstechnik für Biogasrüben
Die Produktionstechnik von Rüben für Biogas unterscheidet sich
kaum von der herkömmlichen Zuckerrübenproduktion. Biogasrüben
lassen sich problemlos in herkömmliche Biogasfruchtfolgen
integrieren. Einzig Rhizoctonia – in einigen Regionen mit
intensivem Zuckerrübenanbau schon jetzt ein großes Problem –
verlangt besondere Aufmerksamkeit. Auf gefährdeten Standorten
sollte die Rübe keinesfalls unmittelbar nach Mais stehen. Also
z.B. dort, wo in eher engen Fruchtfolgen die Bodenstruktur zu
wünschen übrig lässt. Der Pflanzenschutz ist bei Biogasrüben
unproblematisch. Alle wichtigen Herbizidwirkstoffe und Fungizide
sind sowohl in Futter- wie auch in Zuckerrüben zugelassen.
Von Bedeutung ist die Frage, ob eine Bergung des Rübenblattes
mit vorgesehen ist. Trockenmasseerträge von etwa 6 t/ha scheinen
realistisch. Neben der Erntetechnik, die eine separate
Blattbergung ermöglichen sollte, muss auch eine Erhöhung der
N-Düngung in Betracht gezogen werden. Aspekte der inneren
Qualität spielen für Biogasrüben anders als bei Zuckerrüben eine
untergeordnete Rolle. Versuche, die die optimale Höhe der
N-Düngung von Rüben für Biogas geprüft haben, fehlen derzeit.
Die Notwendigkeit für Fungizideinsätze ist vor dem Hintergrund
der geringeren Ansprüche an die Qualität tendenziell geringer.
Die Wirtschaftlichkeit muss auf der Grundlage der
Rübenertragssicherung bewertet werden.
Auch die Bestandesdichten von Biogasrüben sind auf eine
Ertragsmaximierung ausgerichtet. Versuche zeigen, dass höchste
Rübenerträge mit 70.000-80.000 Pflanzen/Hektar erzielt werden,
das gilt sowohl für Zucker- als auch für Futterrüben. Durch die
Bestandesdichte lässt sich Einfluss auf den Erdanhang nehmen. Je
niedriger sie ist, desto größer werden die Rüben und umso höher
die Scheitelhöhen. Damit ergibt sich eine fast lineare Abnahme
des Erdanhangs. Bei einem Anstieg der Bestandesdichte um 10.000
Pflanzen/Hektar nimmt der Erdanhang um relativ 4 bis 6 % zu.
Fazit
Insgesamt kann sich die Produktion von Biogas durch Rüben zur
interessanten Alternative oder Ergänzung gegenüber dem
alleinigen Maiseinsatz entwickeln. Die Futterrübe bietet hier
möglicherweise auch im Vergleich zur Zuckerrübe interessante
Potenziale, die allerdings noch einer weiteren Überprüfung in
der Praxis und der züchterischen Bearbeitung bedürfen.
Prof. Dr. Bernhard C. Schäfer und Mathias Drunkemühle |
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