Berlin, Germany
October 24, 2007
Lindemann: „Biomasse ist der
wichtigste erneuerbare Energieträger“
„Ohne die Energie aus Biomasse wird es uns in Europa und
Deutschland nur schwer gelingen, die ehrgeizigen Ziele
insbesondere beim Klimaschutz zu erreichen“, sagte heute Gert
Lindemann Staatssekretär im
Bundeslandwirtschaftsministerium (BMELV) anlässlich eines
vom Bundesministerium und der Fachagentur Nachwachsende
Rohstoffe (FNR) organisierten Energiepflanzensymposiums in
Berlin. Die Bundesregierung, so der Staatssekretär weiter, habe
in Meseberg ambitionierte Ziele beim Ausbau der erneuerbaren
Energien und der Bioenergie formuliert. Diese beinhalteten, dass
bis 2020 der Stromanteil aus erneuerbaren Energien auf 25 bis 30
%, der Wärmeanteil aus erneuerbaren Energien auf 14 % und der
Biokraftstoffanteil auf 17 % erhöht würden.
Lindemann betonte, die aktuelle Klimadebatte zeige sehr
deutlich, dass der Klimaschutz uns immer mehr abverlangen werde.
Auf den Beitrag der Energiepflanzen zum Klimaschutz könne dabei
nicht verzichtet werden. Im Jahr 2006 habe die Bioenergie, die
zu einem erheblichen Anteil auf Energiepflanzen beruht, in
Deutschland eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 44 Mio. Tonnen
CO2-Äquivalent bewirkt. In diesem Zusammenhang wies er auch auf
die aktuelle Diskussion um die Nachhaltigkeit des
Energiepflanzenanbaus und der Bioenergie insgesamt hin. Diese
Diskussion sei notwendig, müsse aber sachlich und differenziert
geführt werden.
Energiepflanzen haben unter den biogenen Rohstoffquellen das
größte Potenzial. Der Anbau von Energiepflanzen hat in
Deutschland mit 1,75 Mio. Hektar, das sind mehr als 14 % der
rund 12 Mio. Hektar Ackerfläche, ein neues Rekordhoch erreicht.
Langfristig könnte für den Anbau etwa ein Drittel unserer
Ackerfläche genutzt werden. Das BMELV und die FNR gehen davon
aus, dass der Energiepflanzenanbau auch bei nochmals deutlich
wachsenden Flächenanteilen umweltverträglich gestaltet werden
kann.
Das Symposium hat gezeigt, dass sich im Bereich der
Anbauverfahren neue Möglichkeiten bieten, mit denen auf
geeigneten Standorten höhere Biomasseerträge erzielt werden
können. Besonders Mischfruchtanbau, Kurzumtriebsplantagen mit
schnellwachsenden Baumarten sowie Agroforstsysteme bieten
interessante Perspektiven für eine Zusammenarbeit von
Landwirtschaft und Naturschutz. Ferner deuten erste
Forschungsergebnisse darauf hin, dass silierte Biomasse
grundsätzlich für die Produktion von BtL-Kraftstoffen genutzt
werden kann und sich damit wie erhofft, Perspektiven für eine
Verarbeitung im ländlichen Raum ergeben können.
Um den Energiepflanzenanbau voran zu bringen sind aber weitere
Anstrengungen in folgenden Bereichen notwendig:
- Anpassung der Fruchtfolgen
und der Anbausysteme
- Züchtung von
Energiepflanzen, die hohe Erträge, geeignete
Inhaltsstoffzusammensetzungen und Resistenzen/ Toleranzen
gegenüber biotischen und abiotischen Faktoren miteinander
verbinden
- Effiziente und
intelligente Aufbereitungs- und Umwandlungstechnologien
- Optimierung von
Nährstoffkreisläufen.
Ein Kernthema der Konferenz war
die Diskussion um die „Nutzungskonkurrenz“ von
Nahrungsmittelerzeugung und Bioenergie. Hierzu sagte der
Staatssekretär: „Wir müssen das Thema ernst nehmen, sollten es
aber auch nicht dramatisieren. Die relativ hohen Preise für
landwirtschaftliche Produkte sind das Ergebnis globaler
Marktentwicklungen und nicht einer Flächenknappheit in
Deutschland. Höhere Rohstoffpreise sorgen im übrigen auch für
Anreize für die Nahrungsmittelerzeugung. Wenn es sich finanziell
lohnt, brauchen wir uns um die Zukunft der
Nahrungsmittelproduktion in Deutschland keine Sorge zu machen.
Zugleich verschlechtern hohe Rohstoffpreise natürlich auch die
Wirtschaftlichkeit der Bioenergie. Hier wird der Markt für ein
Gleichgewicht sorgen.“
Insgesamt diente das Symposium „Energiepflanzen“ als ein Forum
zur Diskussion aktueller Fragen der Energiepflanzenerzeugung und
sollte einen Überblick über den Stand von Forschung und
Entwicklung auf diesem Sektor und den notwendigen
Handlungsbedarf aufzeigen. Zu dieser Konferenz kamen in Berlin
ca. 270 Experten aus Politik, Forschung, Industrie und
Landwirtschaft zusammen. |
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