Germany
June 6, 2007
Quelle:
bioSicherheit
Grüne Gentechnik und die
wissenschaftliche Sichtweise: "Wir müssen geduldig
Überzeugungsarbeit leisten"
Auf etwa 2500 Hektar wächst in Deutschland gentechnisch
veränderter Mais. An vielen Orten, aber auch auf der großen
politischen Bühne, wird darüber heftig gestritten. Immer wieder
ist zu hören, der gv-Mais gefährde die Umwelt. Die
Wissenschaftler selbst sind in der öffentlichen Debatte
allerdings kaum präsent. Woran liegt das? Bleiben sie lieber bei
ihrer Forschung als sich einzumischen? Hat die Wissenschaft in
der Gesellschaft Vertrauen und Glaubwürdigkeit verloren? Oder
geht es beim Streit um die Grüne Gentechnik gar nicht um
wissenschaftliche Fragen?
Professor Karl-Heinz Kogel von der Universität Gießen vermutet,
dass viele Forscher durch eine Vermischung von politischen und
wissenschaftlichen Argumenten abgeschreckt sind. "Wenn man als
Wissenschaftler die Erfahrung macht, kaum etwas ausrichten zu
können, dann sehen viele Kollegen keinen Sinn, sich an der
öffentlichen Debatte zu beteiligen", sagt er in einem Gespräch
mit dem Informationsportal bioSicherheit.de. Ein aktuelles
Beispielhierfür sei das vorläufige Vertriebsverbot für
gentechnisch veränderten Mais MON810. Die Begründung des
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit halte
einer wissenschaftlichen Analyse nicht Stand. Entsprechende
Publikationen hätten keine Risiken gezeigt, die über das normale
Niveau von gezüchteten Pflanzen hinaus gingen. "Die biologische
Sicherheitsforschung, die das BMBF seit Jahren mit vielen
Millionen fördert, hat auf die meisten Risikofragen Antworten
geliefert. Aber genau die werden nicht berücksichtigt. Das ist
ein schwerer handwerklicher Fehler", bedauert der
Wissenschaftler.
Karl-Heinz Kogel erforscht im Auftrag des BMBF mögliche
Umweltwirkungen pilzresistenter Gerste und beteiligt sich
intensiv an der öffentlichen Debatte, um seinen Standpunkt zu
vermitteln. Er bedauert, dass sich immer mehr Wissenschaftler
aus der öffentlichen Diskussion zurückziehen. Wer die
Bevölkerung wirklich erreichen wolle, müsse stetig und mit viel
Geduld Überzeugungsarbeit leisten, so Kogel. Seine Erfahrung:
"Je offener, präziser und konkreter wir als Wissenschaftler
argumentieren, desto klarer werden von den Menschen mögliche
Vorteile dieser Technik erkannt und vor allem mögliche Risiken
realistischer wahrgenommen."
Debatte: Die öffentliche
Diskussion um Grüne Gentechnik
"Das Kernproblem ist die Vermischung von wissenschaftlichen
und politischen Argumenten."
Noch immer wird Grüne Gentechnik in erster Linie als Risiko
wahrgenommen. Obwohl es seit Jahren eine biologische
Sicherheitsforschung gibt, ist die Auffassung weit
verbreitet, mögliche Folgen gentechnisch veränderter
Pflanzen für die Umwelt seien nicht erforscht. Während die
Politik diese Haltung verstärkt, sind Wissenschaftler in der
öffentlichen Debatte kaum zu vernehmen. bioSicherheit sprach
darüber mit Karl-Heinz Kogel, Biologe und
Agrarwissenschaftler an der Universität Gießen. Er hat sich
intensiv an den öffentlichen Diskussionen über seinen
Freisetzungsversuch mit gv-Gerste beteiligt.
Mehr:
http://www.biosicherheit.de/de/debatte/569.doku.html
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