Germany
January 10, 2007
So erfreulich die Preisentwicklung
bei den klassischen Marktfrüchten auch sein mag, für die
Betreiber der Biogasanlagen bedeutet das, die Substratproduktion
noch weiter zu optimieren. Martin Munz berichtet aus
Südwestdeutschland.
Wissenschaft, Pflanzenzüchtung und Beratung konzentrieren sich
auf den Erwerb neuer Erkenntnisse zum Thema "Ökonomische
Biogasproduktion", können aber in diesem neuen Betriebszweig
noch nicht auf langjährige Erfahrungen zurückgreifen. Viele
Anlagenbetreiber ergänzen daher die Versuche der offiziellen und
industriellen Versuchsansteller mit eigenen Praxisversuchen, um
standortbezogene Erkenntnisse zur Sorteneignung zu gewinnen.
Reifesplitting bietet Sicherheit!
Zentraler Bestandteil von Biogas-Fruchtfolgen ist, aufgrund
seiner hohen Flächenproduktivität und guten Mechanisierbarkeit,
der Mais.
Die Regel "Bei Biomasseproduktion 30 bis 50 Reifeeinheiten höher
gehen als bei der Fütterung von Milchvieh oder Bullen" hat sich
bewährt. Dabei kann der Betreiber in klimatisch günstigeren
Regionen mutiger sein, als bei Gefährdung durch Frühfröste wie
z.B. in Höhenlagen. Wenn der Blattapparat einmal erfroren ist
hilft auch kein goldener Oktober mehr! Auf klimatisch
ungünstigen Standorten sollte man nicht mit späten Sorten
spekulieren, sondern den Ertrag an Trockenmasse über eine höhere
Bestandesdichte realisieren. Denn bei späten Terminen ist der
Boden oft sehr nass und dann verursachen die schweren
Erntemaschinen Bodenverdichtungen, auf die der Mais besonders
empfindlich reagiert.
Die Praxis zeigt die Gewinnersorten
Die
SAATEN-UNION züchtet und testet ihre Sorten in Deutschland
intensiv, um der Landwirtschaft auch später reifende Sorten zur
Verfügung stellen zu können, die eine vernünftige
Jugendentwicklung und Kältetoleranz aufweisen. So geht bei einem
kälteren Frühjahr keine wertvolle Vegetationszeit verloren.
Die sehr hohen Trockenmasse-Erträge von ATENDO (Anjou 290) im
ersten Jahr der EU-Prüfung (2004) waren der Anlass, die Sorte
2005 in der Praxis zu testen. Die Sorte besticht durch eine für
ihre Reifezahl (S 280) hervorragende Jugendentwicklung.
Versuchsergebnisse und Praxiserträge deutlich über 20t TM/ha
unterstreichen das enorme Leistungspotenzial bei ausreichender
Wasserversorgung (Abb.).
Für Betriebe, die sich die Vermarktung ihrer Ernte als
Biogasmais oder Körnermais offen halten wollen, bietet sich die
Sorte AVIATOR (Anjou 277) an. Die für die Körnernutzung
zugelassene großrahmige Sorte erzielte in Praxistests 2006 hohe
Massenerträge.
Und im Vergleich zu Hirse?
Ist genügend Wärme und Wasser vorhanden, erreichen geeignete
Maissorten das Ertragsniveau von Zuckerhirse, jedoch bei höheren
TS-Gehalten. In einem von der LAP Forchheim 2005 angelegten
Versuch (Abb.2) mit verschiedenen Energiepflanzen, erreichte die
Maissorte MONTONI (S440) deutlich höhere TS-Gehalte (30%) als
die mitgeprüfte Zuckerhirse (22,2%).
Vielversprechende Neuzüchtung testen!
Die
Praxis sollte sich die Chance nicht entgehen lassen,
vielversprechende Neuzulassungen zu testen! Mit SUBITO zum
Beispiel wurde letztes Jahr eine Sorte zugelassen, deren
Eigenschaften geradezu ideal den Anforderungen an eine Sorte für
die Biomasseproduktion entsprechen: Die gute Jugendentwicklung
verbunden mit einer vergleichsweise späten Blüte bringt einen
enormen Zuwachs an vegetativer Pflanzenmasse, wie
Landessortenversuche in Süddeutschland belegen (s.Tab.1). Die
zügige Abreife der Restpflanze führte zur Reifeeinstufung S 260,
wodurch für einen breiten Anbauraum rechtzeitige Erntetermine
möglich sind. Trotz der relativen Vorzüglichkeit von Mais müssen
auch andere Früchte in Energiefruchtfolgen eingebaut werden, um
Arbeitsspitzen zu entzerren, die Humusbilanz auszugleichen und
die Zeiträume für die Gärrestausbringung zu erweitern. Hierbei
werden aktuell laufende Versuche weitere Erkenntnisse bringen.
Martin Munz
Fachberatung SAATEN-UNION
http://www.saaten-union.de/index.cfm/startid/398/doc/2755/nl/67/contact/603.html |