Berlin, Germany
January 5, 2007
Bioprodukte werden derzeit knapp.
Ursachen hierfür sind eine deutlich gestiegene Nachfrage sowie
witterungsbedingt geringere Erntemengen 2006. Die Zunahme der
ökologisch bewirtschafteten Fläche in Deutschland bleibt hinter
dem Nachfragewachstum zurück. Darauf verwies der Generalsekretär
des Deutschen
Bauernverbandes (DBV), Dr. Helmut Born. Getragen werde
dieser Nachfrageboom vor allem vom Einstieg der Discounter in
die Biovermarktung, von der Sortimentsverbreiterung im
Lebensmitteleinzelhandel und vom anhaltenden Gründungsboom der
Bio-Supermärkte.
Mit diesem erfreulichen Marktwachstum könne die heimische
Bioerzeugung jedoch nicht mithalten, räumte Born ein. „Wer den
deutschen Bauern vorwirft, dass sie den Biotrend verschlafen
hätten, verkennt die Tatsache, dass sich die Erzeugung nach den
strengen gesetzlichen Richtlinien des ökologischen Landbaus –
anders als die Einlistung im Supermarkt – nicht beliebig von
jetzt auf gleich ausdehnen lässt“, sagte Born. Er wies auf die
zwei- bis dreijährige Umstellungszeit hin, die eine rasche
Marktanpassung verhindere und das finanzielle Risiko für
umstellungsinteressierte Landwirte erhöhe. Ein Landwirt, der mit
seinen Produkten heute neu in den Biomarkt einsteigen wolle,
hätte sich bereits vor drei Jahren für die Umstellung seines
Betriebes auf die ökologische Wirtschaftsweise entscheiden
müssen. Damals sei die Marktsituation jedoch noch ganz anders
gewesen, die Preise für Bioprodukte seien nach BSE und Nitrofen
im Keller gewesen und erhebliche Mengen Biomilch mussten
konventionell vermarktet werden.
Zwar hätten sich im Jahr 2005 die Erzeugerpreise für Bioprodukte
endlich wieder langsam erholt. Gleichzeitig hätten aber die
Bundesländer mit Blick auf die neue Förderperiode ab 2007 nach
und nach die Förderung von Neu-Umstellern im Rahmen der
Agrarumweltprogramme ausgesetzt. Durch den Einstieg in die
Förderung nachwachsender Rohstoffe und erneuerbarer Energien
hätten sich für die Landwirte zudem auch andere Optionen zur
Weiterentwicklung ihrer Betriebe aufgetan. Dies erklärt nach
Ansicht von Born die vergleichsweise geringen Umstellungsraten
der letzten Jahre. Die Bauern hätten sich damit wirtschaftlich
richtig verhalten.
Wenn das Angebot an heimisch oder regional erzeugten
Bioprodukten entsprechend der Nachfrage der Verbraucher
ausgedehnt werden soll, müssten sich Verarbeiter und Handel auch
über die Ernte 2007 hinaus auf die derzeit für viele pflanzliche
Produkte zu erzielenden Erzeugerpreise einstellen, so Born.
Parallel dazu müssten aber auch EU, Bund und Länder für
verlässliche Rahmenbedingungen sorgen. Dass ab diesem Jahr
wieder alle Bundesländer (mit Ausnahme des Saarlandes) eine
Förderung von Neu-Umstellern anbieten wollen, sei dabei ein
wesentliches Element. Die vorgesehene Reduzierung der
Umstellungs- und Beibehaltungsprämien sei jedoch das falsche
Signal. Auch der jüngst mit Zustimmung der Bundesregierung
beschlossene und vom DBV scharf kritisierte Kompromisstext für
eine neue EU-Öko-Verordnung bringe für die heimische Biobranche
eher neue Probleme, als dass er die Rahmenbedingungen weiter
verbessere, so Born. |