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Sitzung des Ständigen Ausschusses für Getreide- und Ölsaaten der EU-Kommission
Berlin, Germany
January 3, 2006

Deutscher Bauernverband e. V.
Rundschreiben IV/010/2006

Sitzung des Ständigen Ausschusses für Getreide- und Ölsaaten der EU-Kommission

Am 09. Dezember 2005 fand in Brüssel auf Einladung der EU-Kommission der traditionelle Meinungsaustausch mit der Europäischen Getreide- und Ölsaatenwirtschaft statt. Dabei wurden unter anderem die folgenden Themen erörtert.

1.      Marktsituation bei Getreide- und Ölsaaten

Nach den jüngsten Schätzungen wird die Getreideernte 2005 werden von COPA und COGECA auf 254,1 Mio. t, von COCERAL auf 252,8 Mio. t und von der EU-Kommission auf 255 Mio. t geschätzt. In den Nicht EU-Mitgliedsstaaten Rumänien, Bulgarien, Serbien, Kro­atien, Bosnien, Mazedonien und Albanien erwartet COCERAL eine Gesamternte von 32,54 Mio. t. Daraus leitet sich eine Gesamternte für 31 europäische Staaten in Höhe von 285,4 Mio. t nach 318 Mio. t im Vorjahr ab.

COCERAL schätzt die Ölsaatenernte auf 19,9 Mio. t (im Vorjahr 20,125 Mio. t). Die Kommission dagegen rechnet mit einer Ölsaatenernte in Höhe von 20,036 Mio. t.

2.      Marktlage und Versorgungsbilanz

Ölsaaten

Trotz Ausdehnung der Anbaufläche und Stabilisierung des Produktionsvolumens auf hohem Niveau ist ein anhaltend hohes und festes Preisniveau festzustellen. Hier gilt der Biotreib­stoffsektor als wesentliche Ursache für den Nachfrageschub. Die Produktion von Ölsaaten ist stärker gestiegen als die inländische Verarbeitungskapazität. Inzwischen hat sich die EU auch zu einem Nettoimporteur von Pflanzenöl entwickelt. Hauptlieferländer sind Kanada, die Ukraine und Russland. Von dem in der EU rund 6,2 Mio. t produzierten Öles werden etwa 50 % zu Biokraftstoffen verarbeitet.

Getreide

Die Erntemenge von 252,8 Mio. t, die Anfangsbestände in Höhe von 64,2 Mio. t und die im Vergleich zum Vorjahr etwa gleich hohen Importe in Höhe von knapp 11 Mio. t führen im Binnenmarkt zu einer verfügbaren Getreidemenge von 326 Mio. t. Dies sind trotz der nied­rigeren Ernte nur 3 Mio. t weniger als im Vorjahr. Der Verbrauch hingegen wird auf 245 Mio. t veranschlagt, für Export und Aufbau von Endbeständen verbleiben etwa 81 Mio. t. Die Er­wartungen für den Drittlandsexport gehen zwischen Getreidehandel und Kommission aus­einander. Die Kommission rechnet mit einem Volumen von mindestens 20 Mio. t, wohin­gegen der internationale Getreidehandel höchstens einen Drittlandsexport in Höhe von 17,5 Mio. t erwartet. Auch gehen die Auffassungen über die Lagerbestände zum Ende des Ge­treidewirtschaftsjahres zwischen Kommission und Handel auseinander. Veranschlagt werden etwa 63,5 Mio. t, die sich nach Auffassung von COCERAL zu 18,1 Mio. t auf Intervention und 45 Mio. t auf die freien Marktbestände verteilen, währenddessen die EU-Kommission deut­lich geringere Interventionsbestände erwartet.

Das Weltmarktgeschehen hat sich seit Oktober für den Exportmarkt günstig entwickelt. Zu­nächst prägte die preisgünstige Konkurrenz aus der Schwarzmeerregion den Markt. Mittler­weile ist jedoch die Preisbefestigung in der Schwarzmeerregion und ein günstigerer Dollar­kurs zu Gunsten des Exportmarktes eingetreten. Zusätzlich ist abzusehen, dass Argentinien voraussichtlich 4 Mio. t weniger Getreide produziert. Große Teile der Ernte werden zusätzlich in das benachbarte Brasilien exportiert, so dass Argentinien am Weltmarkt nicht deutlich in Erscheinung treten wird. Die Kommission wird von Seiten des Handels zu einer nachhaltige­ren Exportpolitik aufgefordert. Neben ausreichenden Exportausstattungen wird insbesondere die Freigabe aus Interventionsbeständen zur Beschleunigung des Exportgeschehens gefor­dert. Die Kommission will einen Anstieg der Interventionsbestände auf 18 Mio. t ausdrücklich verhindern.

3.      Vereinheitlichung der Marktordnungen

Die EU-Kommission verfolgt jeweils 2 Ziele:

1.                  Vereinfachung der Politik
2.                  Technische Vereinfachung

Es wird jedoch deutlich herausgestellt, es wird keine Politikänderung stattfinden, sondern lediglich Änderungen in Verwaltung und Management. 21 Regelungen und Richtlinien aus den Bereichen Milch, Fleisch, Getreide, Wein, Tabak und Öl sollen zusammengefasst und endbürokratisiert werden. Unter Einbindung aller Marktbeteiligten soll dieser Prozess bis zum Jahre 2007 abgeschlossen werden. Die beteiligten Wirtschaftsverbände begrüßen den An­satz der Kommission, weisen jedoch auf Besonderheiten aus einzelnen Marktordnungsbe­reichen hin, die gegebenenfalls beizubehalten sind. Die Kommission erklärt, dass der Vor­schlag einer einheitlichen Marktordnung noch zu früh erscheint. Man werde dieses Schritt für Schritt abarbeiten, denn nach wie vor erfordern unterschiedliche Sektoren sehr unterschied­liche Marktordnungsansätze.

4.      Stand der WTO-Verhandlungen

In kurzen Zügen wird über die schwierigen Verhandlungen der laufenden DOHA-Runde berichtet. Derzeit seien Kompromisse über den Abbau von Zöllen und Beibehaltung von Schutzklauseln noch nicht in Sicht. Die Getreidewirtschaft weist hier insbesondere auf die Gefahr einer deutlichen Zollsenkung für Mais hin. Insgesamt wird als gefährlich für die Landwirtschaft betrachtet, wenn Handelskommissar Mandelson über sein Verhandlungs­mandat hinausgehen sollte.

5.      Auswirkungen der Zuckermarktreform auf Getreide- und Ölsaatensektoren

Zunächst erläutert die Kommission die wesentlichen Inhalte des kürzlich vereinbarten Kom­promisses zur ZMO-Reform. Die Absenkung des Zuckerpreises wird die Zuckerproduktion auf bestimmte Anbauregionen konzentrieren. Die Kommission erwartet, dass die Anbau­fläche für Zuckerrüben um etwa 900.000 Hektar reduziert wird und somit für andere Kultur­arten zur Verfügung steht.

Nach ersten Schätzungen geht die Kommission davon aus, dass das Gros der Fläche, näm­lich 780.000 bis 870.000 Hektar für Getreideproduktion genutzt wird und somit die Getreide­produktion um 4,7 bis 5,2 Mio. t ansteigen wird. Für Weizen wird da­bei ein Anstieg der Pro­duktionsfläche von 276.000 ha bis 306.000 ha prognostiziert. Für Mais wird eine Ausdehn­ung der Fläche von 246.000 ha bis 270.000 ha prognostiziert. Die Kommission erwartet eine Ausdehnung des Rapsanbaus zwischen 67.000 ha und 75.000 ha und somit eine Steigerung der Produktion zwischen 214.000 t und 236.000 t. Die Kommission sieht jedoch ein, dass diese Zahlen nur äußerst vorsichtig zu interpretieren seien.

Forderungen nach einer Erhöhung der Energiepflanzenprämie von derzeit 45 €/Hektar nimmt die Kommission lediglich zur Kenntnis. Auch eine Ausweitung des Flächenkontingentes in Höhe von zur Zeit 1,5 Mio. Hektar sieht die Kommission derzeit nicht vor. Zuckerrüben wer­den in Zukunft als Energiepflanzen zugelassen. Dieses sei bei der Festlegung der 1,5 Mio. Hektargrenze schon berücksichtigt worden. Eine stärkere Förderung will die Kommission der Verwertung von Biomasse und der Erzeugung von Biotreibstoffen nach Verabschiedung eines entsprechenden Biomasseplans zukommen lassen.

6.      Termine für 2006 

10. März 2006
30. Juni 2006
29. September 2006
08. Dezember 2006

Deutscher Bauernverband e. V.
Dr. Helmut Born
Dr. Jens Rademacher

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