Berlin, Germany
February 17, 2006
DBV-Präsident besucht BioFach 2006
in Nürnberg
Bei der Gentechnik hat für uns als Bauernverband die
Wahlfreiheit für Verbraucher und Landwirte oberste Priorität.
Was der Verbraucher nicht kaufen will, werden wir auch nicht
produzieren. Deshalb müssen Ökobauern genauso wie konventionelle
Landwirte, die keine gentechnisch veränderten Produkte (GVO)
anbauen, auch vor Auskreuzungen geschützt werden. Dies erklärte
der Präsident des
Deutschen Bauernverbandes (DBV),Gerd Sonnleitner, zur
BioFach 2006 vor Journalisten in Nürnberg. Der Anbau
gentechnisch veränderter Pflanzen dürfe nur dann in Frage
kommen, wenn wirksame gesetzliche Regelungen eine tatsächliche
Koexistenz der unterschiedlichen Produktionsweisen ermöglichen.
Dies ist jedoch nach Aussage Sonnleitners mit dem bisherigen
Gentechnikgesetz nicht gewährleistet, weshalb er derzeit keinem
Landwirt den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen empfehlen
könne.
Es sei die politische Entscheidung getroffen worden, dass
Lebensmittel ab einem GVO-Anteil von 0,9 Prozent gekennzeichnet
werden müssen - ökologische wie konventionelle Produkte. Hinter
dieser Entscheidung stünden auch die Anbauverbände des
ökologischen Landbaus. Sonnleitner appellierte an Verarbeiter
und Handel, diesen Wert zu akzeptieren und nicht noch eigene
Vorgaben schaffen zu wollen. Des Weiteren sei der Grenzwert für
GVO-Saat- und Pflanzgut wichtig. „Dieser Wert ist überfällig“,
stellte Sonnleitner fest. Damit eine Koexistenz ermöglicht wird,
sollte dieser Wert in der Nähe von 0,1 Prozent liegen. Als
nächsten Schritt seien Bund und Länder gefordert, mit Hilfe
ihrer Forschungseinrichtungen rechtliche Regelungen der so
genannten „guten fachlichen Praxis“ auf wissenschaftlicher
Erkenntnis festzulegen. Im Rahmen dieser guten fachlichen Praxis
seien für den GVO-Anbau unter anderem ausreichende
kulturartspezifische Abstandsauflagen festzusetzen. Eine
ungewollte Auskreuzung m uss nach Aussage Sonnleitners somit
unterbunden werden. Erst nach dieser grundlegenden Entscheidung
sei über die Ausgestaltung einer betrieblichen
Haftpflichtversicherung und eines Haftungsfonds, den die
Pflanzenzüchter mit finanzieren, zu entscheiden.
Sonnleitner bezeichnete den Biomarkt auf der BioFach als
Zukunfts- und Wachstumsbranche in der Landwirtschaft. Im
Ökomarkt seien die heimischen Biobetriebe jedoch ein wenig die
Stiefkinder einer positiven Entwicklung. In Deutschland stellten
nur wenige Landwirte neu auf die ökologische Wirtschaftsweise
um, weil es sich für sie zu wenig rechnet. Der Grund dafür sind
nach Aussage Sonnleitners die Discounter, die derzeit stark in
den Biomarkt einsteigen und einen erheblichen Preisdruck auf die
heimischen Biobauern erzeugen. Der Vorsitzende des
Fachausschusses für Ökologischen Landbau im DBV, Dr. Graf von
Bassewitz, forderte, dass alle bestehenden Hemmnisse der
heimischen Wertschöpfungskette so weit wie möglich beseitigt
werden, ohne jedoch Abstriche am hohen Niveau und der
hervorragenden Qualität der Bioerzeugnisse vorzunehmen. Dazu
gehöre der Abbau überflüssiger Bürokratie und rechtlicher
Hürden. Ebenso müsse die anhaltende Kostensteigerung für die
Biobetriebe begrenzt werden.
Von Bassewitz wies darauf hin,
dass man die Austauschbarkeit der heimischen Bioprodukte
vermindern müsse. Dies geschehe am Besten dadurch, dass auf
freiwilliger Basis die nationale oder regionale Herkunft der
Bioprodukte ausgelobt werde. „Damit stärken wir auch den Aspekt
der Regionalität als traditionell wesentlichen Pfeiler des
Biomarktes“, stellte von Bassewitz fest. |