Berlin, Germany
August 2, 2006
Trockenheit und Hitze haben zu
einem ungewöhnlich schnellen Ernteverlauf geführt. Die
Erntearbeiten werden vielerorts um bis zu drei Wochen früher als
üblich durchgeführt. Doch ist das Getreide regional so schnell
abgereift, das für Wachstum und Korneinlagerung weniger Zeit zur
Verfügung stand. Die Folge sind regional deutliche
Ertragseinbußen. Die derzeitigen Niederschläge sind der
Landwirtschaft höchst willkommen. Zwar wurde die Getreideernte
dadurch regional unterbrochen, doch können die Niederschläge die
Situation in den Futterbaubetrieben entschärfen. Allerdings sind
vielerorts die Wiesen durch die Trockenheit derart geschädigt,
dass bisher nur vereinzelt mit nennenswertem Aufwuchs zu rechnen
ist. Dies stellt der
Deutsche Bauernverband (DBV) in seinem 2. Erntebericht fest,
der auf einer Umfrage seiner Landesbauernverbände basiert.
Die Niederschläge können eingetretene Einbußen bei der
Getreideernte nicht mehr ausgleichen, da Getreide und Raps
bereits abgereift sind. Regional kommt der Regen auch für den
Futtermais zu spät. Erste Maisfelder mussten bereits abgeerntet
werden, entgegen dem sonst üblichen Erntetermin September und
Oktober, da die Pflanzen vertrocknet sind. Damit werden die
tierhaltenden Betriebe gezwungen, zusätzlich Futtergetreide zu
erwerben. Vor ähnlichen Problemen stehen die Betreiber der
Biogasanlagen, die ihre Anlagen mit Silomais und Grassilage
betreiben. Für Kartoffeln und Zuckerrüben sind die Niederschläge
ebenfalls dringend erforderlich. Wegen der Trockenheit war die
Frühkartoffelernte zum Erliegen gekommen. Die späteren
Kartoffelsorten sowie die Zuckerrüben hatten das Wachstum
eingestellt, so dass mit Mindererträgen gerechnet werden muss.
Die Ernte der Wintergerste, die als Futtergetreide
genutzt wird, ist annähernd abgeschlossen. Lediglich in einigen
Spätlagen werden noch Restflächen beerntet. Durch eine
Ausdehnung der Anbaufläche deutschlandweit (plus 10,3 Prozent)
konnte der Dürre bedingte Ertragsrückgang fast kompensiert
werden. Der DBV rechnet insgesamt mit einer Wintergerstenernte
knapp unter Vorjahr in Höhe von 8,8 Millionen Tonnen. Der
Einfluss der Trockenheit war im Vergleich zu später reifenden
Kulturen wie Weizen geringer. Trotzdem wird durchweg von
geringeren Erträgen gegenüber dem Vorjahr berichtet. Im Süden
und Südwesten Deutschlands sind die Erträge nur leicht
zurückgegangen, im Norden und Osten wird mit Ertragsrückgängen
von 10 bis 15 Prozent gerechnet, regional auch deutlich stärker.
Die Qualitäten sind überwiegend gut; im Norden und Osten wurde
jedoch auch Schmachtkorn geerntet. Wegen guter Nachfrage
verläuft die Vermarktung der Gerste positiv, insbesondere in den
Veredlungsregionen Nord- und Westdeutschlands ist die
Futtergerste gefragt. Vielfach warten Landwirte noch mit dem
Verkauf der trockenen lagerfähigen Ware. Das Gros der
Erzeugerpreise schwankt zwischen 8,50 und 9,50 Euro pro
Dezitonne, in Veredelungsregionen werden auch 10,00 Euro pro
Dezitonne und mehr gezahlt. Damit liegen die Preise 1 Euro höher
als im vergangenen Jahr.
Regional stark gelitten hat unter der Hitze die Sommergerste,
die hauptsächlich als Braugerste angebaut wird. Offen ist noch,
wie viel Sommergerste die Braugerstenqualität erfüllen wird. Der
DBV rechnet mit einer Sommergerstenernte in Deutschland, die
deutlich unter Vorjahr liegen wird (2,2 Millionen Tonnen
gegenüber 2,8 Millionen Tonnen im Vorjahr), da auch die
Anbaufläche deutlich gegenüber dem Vorjahr reduziert wurde
(minus 9,1 Prozent). Es dürfte zu einer knappen Versorgung
kommen. Insbesondere aus den wichtigsten Anbauländern Bayern und
Niedersachsen werden deutlich reduzierte Anteile
vermarktungsfähiger Braugerste gemeldet. In Bayern liegen die
Erträge derzeit 20 Prozent unterhalb des Vorjahres, regional
sogar bis zu 40 Prozent. Auch in Baden-Württemberg und
Niedersachsen wurden mindestens 10 Prozent weniger geerntet. Das
Preisniveau ist auf 110 bis 120 Euro pro Tonne gestiegen,
vereinzelt werden Preise um 125 Euro pro Tonne frei Mälzerei
genannt.
Winterweizen ist mit 45,5 Prozent der Getreideanbaufläche
die bei weitem wichtigste Getreideart in Deutschland. Insgesamt
wird die Weizenernte geringer als im Vorjahr ausfallen. Der DBV
rechnet mit einer Winterweizenernte in Höhe von etwa 21
Millionen Tonnen gegenüber 23,3 Millionen Tonnen im Vorjahr. Im
Westen Deutschlands ist die Ernte am weitesten vorangeschritten.
In den Hauptanbauländern Bayern, Niedersachsen und
Schleswig-Holstein sind erst 30 Prozent bis 50 Prozent geerntet.
Aus einigen Bundesländern werden Ertragsrückgänge bis zu 20
Prozent gemeldet, regional unterliegen die Erträge starken
Schwankungen. Thüringen und Sachsen melden Regionen, in denen
die Erträge 35 Prozent bis 45 Prozent unter Vorjahr liegen;
Trockenheit und Hitze führten zu Notreife. Auch die Qualitäten
haben regional gelitten. Aus Nord- und Ostdeutschland werden
hohe Schmachtkornanteile und geringe Hektolitergewichte
gemeldet, was entsprechende Abzüge bei den Erzeugerpreisen zur
Folge hat. Insgesam t sind die Preise im Vergleich zum Vorjahr
um 1,00 bis 1,50 Euro gestiegen.
Für Winterraps werden bundesweit ebenfalls rückläufige
Erträge gemeldet. Die Ernte ist zu 80 Prozent abgeschlossen.
Trotz einer starken Ausweitung der Rapsanbaufläche (plus 6,1
Prozent) rechnet der DBV mit einer Rapsernte in Höhe von 4,7
Millionen Tonnen (minus 300.000 Tonnen gegenüber Vorjahr). Im
Bundesdurchschnitt ist mit Ertragseinbußen von mehr als 10
Prozent zu rechnen. Regional, insbesondere in den östlichen
Bundesländern und Schleswig-Holstein, haben die Bestände massiv
unter Trockenheit sowie Schäden durch den Rapsglanzkäfer
gelitten. Aus Brandenburg werden Ernteausfälle von 80 Prozent
bis zum Totalausfall berichtet. Die Qualitäten sind gut, mit
Ausnahme bei Trockenschäden. Die Rapspreise liegen derzeit mit
23,00 bis 24,50 Euro pro Dezitonne deutlich über dem
Vorjahrespreis von 20 Euro. Da aus Frankreich und Polen auch
geringere Erntemengen gemeldet werden, könnten die Preise noch
weiter ansteigen.
Roggen ist ein wichtiges Brotgetreide, wenngleich die
Bedeutung des Winterroggens mit 8 Prozent an der gesamten
Getreideanbaufläche geringer ist. Roggen gilt als typisches
Getreide für leichte Böden. Der Roggen hat deshalb die
Trockenheit vergleichsweise gut überstanden, aus einigen
Bundesländern werden jedoch Ertragsrückgänge von bis zu 15
Prozent gemeldet. Der DBV rechnet mit einer Roggenernte in
Deutschland in Höhe von 2,6 Millionen Tonnen. Die Qualität wird
als gut bezeichnet, was sich in den hohen Fallzahlen darstellt.
Meldungen über Schmachtkorn liegen nur vereinzelt vor,
Mutterkorn spielt in diesem Jahr fast keine Rolle. Die Preise
liegen mit 9,00 bis 10,00 Euro pro Dezitonne um mehr als 1 Euro
über dem Vorjahr, der Markt sucht und fragt Qualitätsware rege
nach. |