Berlin, Germany
September 6, 2005
DBV Präsidium: Energie- und
Kraftstoffwirtschaft sollte Vorbehalte aufgeben
Die extrem gestiegenen Preise für Öl und damit Heizöl, Benzin
und Diesel unterstreichen Bedeutung und Notwendigkeit der
Nutzung von Bioenergie. Deutschland ist heute in der Lage, einen
spürbaren Anteil an Energie aus Biomasse im Energiemix
einzusetzen. Dies erklärte das Präsidium des
Deutschen Bauernverbandes
(DBV) auf seiner heutigen Sitzung in Berlin. Auf deutschen
Feldern werden bereits heute eine Million Hektar nachwachsende
Rohstoffe angebaut. Bis zum Jahr 2030 könnten durch den weiteren
Ausbau der Bioenergie 16 Prozent des Stroms, 10 Prozent der
Wärmeenergie und 12 Prozent des Kraftstoffes erzeugt werden.
Biomasse sei eine verlässliche heimische Energiequelle zur
Produktion von Wärme, Strom und Kraftstoffen. Die exorbitante
Preissteigerung bei Erdöl, aber auch bei Erdgas und Kohle habe
die Energieerzeugung aus Biomasse an die Wettbewerbsfähigkeit
herangeführt. Allerdings, so die Kritik des DBV-Präsidiums,
stößt die Nutzung der Bioenergie auf Vorbehalte bei der Energie-
und Kraftstoffwirtschaft. Diese Zurückhaltung gelte es zu
überwinden.
Das DBV-Präsidium forderte die Mineralölwirtschaft und deren
Verband auf, die Beimischung von Bio-Ethanol kurzfristig
voranzutreiben. Für die Bio-Ethanolerzeugung würde in
Deutschland gegenwärtig eine Produktionskapazität von 500.000
Tonnen pro Jahr zur Verfügung stehen. Ein Anteil von 2 Prozent
sei mit den bestehenden Anlagen und bei ausreichender
Rohstoffversorgung aus der deutschen Getreideproduktion
gesichert. Diese Potentiale werden aber praktisch nicht genutzt,
weil vor allem die Mineralölwirtschaft einer Beimischung von
Biokraftstoffen zurückhaltend gegenüber stehe. Nach der
EU-Biokraftstoffrichtlinie soll ein Beimischungsanteil von
Biokraftstoffen in Höhe von 5,75 Prozent erreicht werden. Dieses
Ziel wird nachdrücklich auch vom Verband der Deutschen
Automobilindustrie (VDA) unterstützt.
Die Erfolgsstory des Biodiesels in Deutschland sollte Beispiel
sein. Im Jahre 2005 hat Biodiesel in Deutschland bereits einen
Anteil von 6,7 Prozent am gesamten Dieselkraftstoffverbrauch
erreicht. Biodiesel wird vorrangig in Reinform zur Betankung von
Lkw und Pkw eingesetzt, allerdings nunmehr auch vermehrt in
einer Mischung bis zu 5 Prozent am mineralischen
Dieselkraftstoff. Das DBV-Präsidium geht von einem stetigen
weiteren Ausbau der Biodieselproduktion aus.
Der Anteil von Biomasse an der Wärmeerzeugung betrug 2004 rund 4
Prozent am gesamten Wärmeenergieverbrauch Deutschlands. Die
größte Rolle spiele hier der Rohstoff Holz. Neue Technologien,
vor allem durch den Einsatz von Pellets und Hackschnitzeln,
lassen weitere Steigerungsraten zu. Biomasseheizungen wirken
mittlerweile spürbar dämpfend auf die Preisentwicklung von Erdöl
und Erdgas im Wärmemarkt. Das DBV-Präsidium forderte einen
konsequenten weiteren Ausbau der thermischen Nutzung aller
pflanzlichen Rohstoffe. Dazu gehört auch der Einsatz von
Getreide als Regelbrennstoff in Kleinfeuerungsanlagen.
Die Stromerzeugung aus Biomasse wird gegenwärtig kräftig
ausgedehnt (2004: + 33 Prozent gegenüber 2003). Eingesetzt
werden vorrangig Biomassekraftwerke und Biogasanlagen (auch in
Kraft-Wärme-Kopplung). In diesem Bereich hat vor allem das
novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) einen regelrechten
Investitionsboom ausgelöst. Das DBV-Präsidium unterstützt den
Ansatz des EEG, mit Hilfe degressiver Einspeisevergütungen die
Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit von Biomasseanlagen
abzusichern und zugleich herauszufordern. |