Berlin, Germany
October 17, 2005
Deutscher Bauernverband
e. V.
Rundschreiben IV/430/2005
Die Ergebnisse der diesjährigen Untersuchungen zu den
Qualitätseigenschaften der deutschen Weizen- und Roggenernte
wurden unlängst vom Institut für Getreide-, Kartoffel- und
Stärketechnologie der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und
Lebensmittel (BFEL) in Detmold vorgelegt. Im Rahmen der
besonderen Ermittlung wurden sowohl die Qualitäten als auch die
Erntemengen in den Bundesländern erfasst. Die Ergebnisse fassen
wir wie folgt zusammen:
Weizen
Trotz des langen Winters konnten sich die Bestände zumeist gut
entwickeln, lediglich an einzelnen Lagen Ostdeutschlands führten
starke Fröste im April zu Mindererträgen.
Entscheidenden Einfluss auf die Qualität hatte die kühle und
nasse Witterung zur Ernte, insbesondere im Norden und
Nordwesten. Lange Standzeiten des Getreides auf den Feldern
führten zu Befall mit Schwärzepilzen, feuchte Erntebedingungen
machten eine Trocknung erforderlich.
Mit 23.466 Mio. t geerntetem Winterweizen blieb die Erntemenge
um 6,5 % hinter der letztjährigen Rekordernte zurück, das
5-Jahresmittel wurde jedoch um 11,2 % übertroffen.
Verantwortlich waren die gegenüber 2004 um 8,4 % reduzierten
Hektarerträge in Höhe von 75,2 dt/ha, so dass trotz einer um 2,2
% erhöhten Anbaufläche von 3,12 Mio. ha keine zusätzlichen
Erntemengen eingefahren werden konnten.
Ein mittlerer Proteingehalt auf Bundesebene in Höhe von 13,0 %
gegenüber 12,5 % im Vorjahr weist ebenso auf die
proteinreichere Weizenernte wie die Spannweite der Gehalte von
7,9 % - 19,9 %. Der Sedimentationswert von 49 ml deutet ebenso
auf eine gute Eiweißfunktionalität hin. Demnach kann auf ein
gutes Backverhalten der Weizenernte 2005 geschlossen werden.
Dementsprechend ergibt sich auch eine hohe durchschnittliche
Volumenausbeute im RMT-Standardbackversuch in Höhe von
692 ml/100 g Mehl (2004: 666 ml/100 g).
Die Anbauverhältnisse unterschiedlicher Qualitätsgruppen haben
sich gegenüber dem Vorjahr nicht nennenswert verschoben: Die
Anteile von E-Weizen (10,2 %), A-Weizen (38,8 %) und B-Weizen
(32,6 %) blieben annähernd konstant. Der Anbau von C-Weizen
erfuhr gegenüber dem Vorjahr eine leichte Ausdehnung (9,4 %
gegenüber 7,7 % in 2004), dagegen war der Anbau von EU-Weizen
leicht rückläufig (7,3 %).
Der gegenüber2004 erhöhte Proteingehalt findet sich
selbstverständlich auch in den einzelnen Qualitätsgruppen
wieder. Mit einem Proteingehalt von 14,4 % und einem
Sedimentationswert von 65 ml liegen diese Werte deutlich höher
als im Jahr 2004 (13,7 %, 60 ml Sedi). Auch in der Gruppe der
A-Weizen wurde mit 13,4 % ein erheblich höherer Wert als noch im
Jahre 2004 gemessen. In der Gruppe des B-Weizens zeigte sich
ebenfalls ein gegenüber 2004 erhöhter Proteingehalt (12,5 % zu
12,1 %). Dieser positive Trend setzt sich in der Qualitätsgruppe
des C-Weizens fort, der mittlere Proteingehalt liegt hier bei
12,5 % (2004: 12,1 %) und der Sedimentationswert bei 44 ml
(gegenüber 37 ml). Auch die EU-Weizensorten konnten mit 12,9 %
und 47 ml im Sedimentationswert bessere Ergebnisse erzielen als
im Vorjahr (12,4 % Protein, 45 ml Sedimentationsvolumen).
Auf Länderebene zeigen sich sehr deutlich die Zusammenhänge
zwischen Sortenwahl, Ertrag und Proteingehalt. So war
Niedersachen im Jahre 2005 mit 3,5 Mio. t Weizen der größte
Weizenproduzent vor Bayern (3,3 Mio. t) und
Mecklenburg-Vorpommern (2,6 Mio. t). Schleswig-Holstein weist
die höchsten Erträge mit 92 dt/ha auf, vor Nordrhein-Westfalen
(85,5 dt/ha) und Niedersachsen (82,5 dt/ha). Im mittleren
Proteingehalt liegen diese Länder jedoch z. T. deutlich
unterhalb des Bundesdurchschnittes, denn vorrangig kommen hier
Massenertragsweizen zum Anbau, die wenig Eiweiß speichern,
sondern ertragsbetonte Typen sind. Proteingehalte über dem
Durchschnitt finden sich in Thüringen (14,1 %), Sachsen-Anhalt
(13,9 %) und Rheinland-Pfalz (13,1 %). In Thüringen liegt der
Anteil der E- und A-Weizen kumuliert bei 76,3 %, in
Sachsen-Anhalt bei 71,5 %, diese Struktur im Anbau bewirkt
natürlich die höheren Proteingehalte, wohingegen der Ertrag in
Thüringen lediglich bei 70,5 dt/ha und in Sachsen-Anhalt 72,5 dt
ha liegt.
In Niedersachsen dagegen weisen die der Qualitätsweizengruppen
kumuliert lediglich einen Wert von 33,3 %, in Schleswig-Holstein
gar nur um 19,5 %.
Auf Grund der in der Erntezeit ungünstigen
Witterungsverhältnisse ist dem Qualitätsmerkmal Fallzahl als Maß
für die Aktivität der Enzyme erhöhte Bedeutung zuzumessen, wenn
auch regional differenziert. In den nord-westlichen
Bundesländern, insbesondere Nordrhein-Westfalen und
Niedersachsen erreichten große Anteile der untersuchten Proben
nicht die Fallzahl von 220 s; in Nordrhein-Westfalen verfehlten
knapp ¾ aller untersuchten Proben diesen Wert, in Niedersachsen
immerhin noch 51,4 %. Ähnlich schwierig ist die Situation in
Hessen und Sachsen, aber auch in Schleswig-Holstein. Im
Gegensatz dazu sieht die Situation im Saarland, Rheinland-Pfalz
und Sachsen-Anhalt günstiger aus. Das Merkmal Fallzahl ist in
diesen Ländern zwar sehr heterogen ausgefallen, rein rechnerisch
steht jedoch ausreichend Weizen mit Fallzahlen von 220 s und
höher zur Verfügung.
Roggen
Bis kurz vor der Ernte waren die Prognosen in Bezug auf Qualität
und Quantität durchweg positiv. Jedoch machte das zur Ernte
nasse und kühle Wetter auch hier die Erwartungen zunichte, durch
Auswuchs mussten recht deutliche Qualitätseinbußen hingenommen
werden. Auch der Ertragseinfluss blieb nicht zu übersehen. Die
gesamte Erntemenge in Höhe von 2,8 Mio. t blieb deutlich hinter
dem Vorjahresergebnis zurück (-26,1 %). Der Grund liegt zum
einen in der Einschränkung des Anbaus um 11,2 % von 625.000 ha
auf 555.000 ha, besonders wirkte sich aber auch der um 16,8 %
reduzierte Ertrag in Höhe von 51,0 dt/ha aus.
Zieht man die ehemals gültigen Interventionskriterien zur
Einstufung des Roggens als Brotroggen heran, so erfüllen auf
Grund mangelnder Qualitäten nur etwa 44 % dieses Kriterium.
Deutlich zeigen sich die durch Auswuchs bedingten Schädigungen
in den Fallzahlen: Bei 44 % der Proben konnten nur Fallzahlen <
120 s gemessen werden. Zwar dürfte für die Mühlen eine
ausreichende Menge in benötigten Qualitäten zur Verfügung
stehen, gute Qualitäten lassen sich sicherlich mit guten Preisen
vermarkten.
Gegenüber dem Vorjahr waren die phytosanitären Bedingungen
nochmals verbessert. Hierzu trugen die guten klimatischen
Bedingungen zur Blüte bei, die sich in einem geringen Befall
mit Mutterkorn niederschlugen (0,09 % im Bundesmittel).
Allerdings lag der Anteil an Schmachtkorn mit 3,5 % deutlich
über dem mittleren Niveau des Vorjahres. |