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Aus für die Kartoffelsorte Linda - Deutscher Bauernverband kritisiert Vorgehen des Zuchtunternehmens
Berlin, Germany
March 22, 2005

Quelle: Deutscher Bauernverband

Nach dem 30. Juni 2005 gibt es kein zertifiziertes Pflanzgut mehr für die Sorte Linda. Dadurch, dass Europlant Pflanzenzucht GmbH als Vertreter des Linda-Züchters auf die Sortenzulassung verzichtet, hat das Bundessortenamt die Auslauffrist für das Inverkehrbringen von Pflanzgut der Sorte Linda auf den Juni 2005 festgelegt.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) hob hervor, dass viele Landwirte mit der Sorte Linda in der Vergangenheit einen festen Kundenstamm und damit eine tragfähige Marktstrategie aufbauen konnten. Jetzt bestehe für die Landwirte die Gefahr, dass der gesamte Absatz der Sorte Linda über den Erfassungshandel in Frage gestellt werde und nur noch der Verkauf über den Erzeuger-Verbraucher Direktverkehr möglich sei. Das diene keinem guten Miteinander von Züchter und Kartoffelerzeugern. Eine einvernehmliche rechtzeitige Prüfung durch den Züchter hätte Unsicherheiten vermieden, kritisierte der DBV.

Gleichzeitig unterstrich der DBV, dass das Saatgutverkehrsgesetz und das Sortenschutzrecht wesentliche Säulen einer nachhaltigen Landwirtschaft seien, die von allen Beteiligten eine Unterstützung in „gutem Geiste“ erfordere. Neue umweltgerechte Sorten mit mehr Resistenzen und höherem landeskulturellen Wert (zum Beispiel geringerem Pflanzenschutzmitteleinsatz) seien bei den Landwirten willkommen. Immer müssten aber auch das Markt- und Verbraucherverhalten bei den Entscheidungen von Züchtern und Landwirten Berücksichtigung finden. 
 


Quelle: Europlant Planzenzucht GmbH

Linda

Sehr geehrte Damen und Herren,

zur Versachlichung der Diskussion über die Zurückziehung der Kartoffelsorte LINDA von der deutschen Sortenliste haben wir eine Zusammenfassung der Fakten erstellt, die wir Ihnen hiermit mitteilen. Wir würden uns freuen, wenn auch Sie dazu beitragen würden, die interessierte Öffentlichkeit objektiv zu informieren.

Im Laufe der Diskussion der letzten Wochen hat sich immer mehr herausgestellt, dass es den Initiatoren dieser Diskussion nicht um die Rücknahme der Sorte LINDA als solches geht, sondern politische Überzeugungen die eigentliche Motivation darstellen. Der Slogan: „Rettet Linda: für Ernährungsfreiheit!“, sowie die Aussagen der Herren Ellenberg und Jansen auf diversen Veranstaltungen, Zitat Lüneburger Landeszeitung 02.03.05 „Sich nicht dem „Diktat weniger Saatgutfirmen zu unterwerfen“ will der Initiator von „Rettet die Linda“, Biobauer Karsten Ellenberg aus Barum bei Bad Bevensen.“ Vielmehr geht es darum, dass ein kleiner Kreis von Landwirten der Überzeugung ist, dass Pflanzensorten nicht das geschützte Eigentum eines Zuchtunternehmens sein sollen, sondern ein Gemeingut sind an dem keine privaten Rechte existieren dürfen. In dieser Weise äußerte sich auch Herr Ellenberg anlässlich einer Podiumsdiskussion auf der Grünen Woche in Berlin im Februar 2005.

Die deutschen mittelständischen Pflanzenzüchter tragen seit vielen Jahrzehnten mit ihrer Arbeit in erheblichem Maße dazu bei, dass die deutschen Landwirte, trotz aller Nachteile im Vergleich zu ihren Berufskollegen in anderen Ländern, noch eine Lebensgrundlage im ländlichen Raum haben. Mit einem Forschungsbudget von ca. 15 % des Umsatzes gehören die deutschen Pflanzenzüchter zu den Unternehmen mit der höchsten Forschungsintensität in Deutschland. Um diese für die deutsche Landwirtschaft notwendige Entwicklungsarbeit zu finanzieren, benötigen die Pflanzenzuchtunternehmen eine gesicherte rechtliche Basis und den Schutz ihres geistigen Eigentums, verbunden mit dem Recht zur Erhebung von Lizenzgebühren für die durch sie entwickelten Sorten.

Wir möchten Sie sehr herzlich bitten, sich der übergreifenden Problematik in geeigneter Weise anzunehmen.

Für weitere Informationen stehen Ihnen J. Eggers und J. Renatus jederzeit zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen

EUROPLANT
Pflanzenzucht GmbH

gez. J. Renatus

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LINDA

Die Fakten

1. Die Produktion und der Verkauf einer Kartoffelsorte in Deutschland bedingt die vorherige Zulassung durch das Bundessortenamt und Eintragung in die Bundessortenliste. Für neue Sorten kann von deren Züchter parallel zur Eintragung in die Bundessortenliste der Sortenschutz beantragt werden. Dieser gewährt ihm für einen Zeitraum von 30 Jahren das alleinige Verfügungsrecht über seine Sorte. Die Eintragung in die Bundessortenliste wiederum bedingt Verpflichtungen für den Antragsteller. Er ist zu einer ordnungsgemäßen Erhaltungszucht verpflichtet und Gebührenschuldner gegenüber den zuständigen Behörden.


2. Die Sorte LINDA wurde durch die Saatzucht Friedrich Böhm, Trauen gezüchtet und 1974 beim Bundessortenamt zugelassen. Der Sortenschutz wurde ebenfalls 1974 erteilt.

3. Als Vertreter des Sortenschutzinhabers hat sich EUROPLANT Pflanzenzucht GmbH Ende 2004 dazu entschlossen kein weiteres Pflanzgut der Sorte LINDA zu produzieren und dementsprechend die Zulassung von LINDA beim Bundessortenamt zurückgezogen.

4. EUROPLANT Pflanzenzucht GmbH ist ein mittelständisches Unternehmen, das neben den Züchtungen aus eigener Forschung die Sorten verschiedener bäuerlicher Zuchtbetriebe vermarktet. Die von Europlant vertriebenen Sorten werden auf mehr als 2000 landwirtschaftlichen Pflanzgutvermehrungsbetrieben in Deutschland produziert und sind für diese bäuerlichen Betriebe ein wichtiges wirtschaftliches Standbein. Das aktuelle Sortiment umfasst 74 Sorten, die für die verschiedensten Verwertungsrichtungen angebaut werden.

5. LINDA ist eine wohlschmeckende gelbfleischige Salatkartoffel, mit einer guten Lagereigenschaft, aber hoher Anfälligkeit gegen Krautfäule, Knollenfäule und Virusnekrosen. Darüber hinaus fehlen ihr Resistenzen gegen Nematoden und Krebserkrankungen. Ihre Kocheigenschaft ist oftmals nicht stabil, d.h. sie verändert diese während der Lagerperiode von mehligkochend zu festkochend.

6. Der Marktanteil der Sorte LINDA, bezogen auf das gesamte deutsche Kartoffelsortiment, betrug 2004 ca. 1,4 %. Vom Zeitpunkt der Zulassung im Jahr 1974 bis zum Jahr 1992 betrug der Marktanteil weniger als 0,5 %. Das Hauptverbreitungsgebiet der Sorte LINDA befindet sich in Schleswig Holstein, Hamburg, dem nördlichen Niedersachsen und Teilen Nordrhein-Westfalens.

7. Eine moderne, umweltschonende Landwirtschaft benötigt Sorten, die aus sich selbst heraus weitgehend resistent oder zumindest tolerant gegenüber den wichtigen Schadorganismen sind. Nur so kann der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Kartoffelbau auf ein für Umwelt und Verbraucher akzeptables Maß zurückgeführt werden. Somit ist die Sortenzüchtung einr Beitrag zum aktiven Umwelt- und Verbraucherschutz..

8. Die Geschmacks- und Kocheigenschaften moderner Sorten, wie BELANA, sind denen der Sorte LINDA weit überlegen. Dies beweisen Testessen unabhängiger Institute z.B. der Landwirtschaftskammer Schleswig Holstein oder der Kieler Nachrichten.

9. Während der vergangenen 30 Jahre wurde die Produktion der Sorte LINDA durch den Sortenschutzinhaber kontrolliert. Es wurden nur ausgewählte Pflanzkartoffelerzeuger mit der Vermehrung beauftragt. Diese Betriebe zeichneten sich dadurch aus, dass sie besonders sorgfältig und schonend mit der Ware umgingen. Durch diese Mengensteuerung und strenge Qualitätsüberwachung konnte die Sorte LINDA trotz ihrer agronomischen und kulinarischen Schwächen in sehr guter Qualität angeboten werden. Basierend auf dieser hohen Qualität bildete sich für Kartoffeln dieser Sorte im Laufe der Jahre ein hochpreisiger Markt heraus, wodurch die im Vergleich zu anderen Sorten erheblich höheren Produktionskosten ausgeglichen werden konnten.

10. Die Erfahrung mit anderen ähnlichen Sorten zeigt, dass sobald die Qualitäts- und Mengenkontrolle durch den Sortenschutzinhaber nicht mehr gegeben ist, minderqualifizierte Landwirte mit der Produktion derartiger Sorten beginnen, um von dem hohen Qualitätsimage und Preisniveau der ehemals geschüztzten Sorte zu profitieren. In kürzester Zeit werden minderwertige Qualitäten in großer Menge produziert und vermarktet. Hierdurch wird zum einen der Endverbraucher geschädigt, weil er nicht die von ihm erwartete Qualität unter dem ihm bekannten Sortennamen erhält. Zum anderen verlieren die Anbauer, die die betroffene Sorte weiterhin in bester Qualität mit hohem Kostenaufwand produzieren ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage.

11. Die von EUROPLANT als Nachfolgesorte zur LINDA angebotene Sorte BELANA stammt in direkter Linie von der Sorte LINDA ab. BELANA verfügt aber über wesentlich höhere Krankheitsresistenzen und eine stabilere Kocheigenschaft. Sie bietet so einen erhöhten Nutzen für Erzeuger und Verbraucher. Nach jahrzehntelanger Züchtungsarbeit ist es gelungen eine Kartoffelsorte zu züchten, die mit einem geringen Aufwand an chemischen Pflanzenschutzmitteln produziert werden kann, über beste Geschmackseigenschaften verfügt und diese von der Ernte bis zum Ende der Lagerungsperiode unverändert beibehält.

12. Die Rücknahme der Sorte LINDA vom Markt reduziert keinesfalls die Sortenvielfalt. Im Gegenteil, da davon ausgegangen werden muss, dass der Marktanteil der Sorte LINDA nicht komplett durch eine einzige neue Sorte ersetzt wird, ist eher von einer Zunahme der für den Verbraucher verfügbaren Sorten auszugehen. Die Sortenvielfalt nimmt zu

13. Von den verschiedensten deutschen Kartoffelzüchtern werden jedes Jahr neue Sorten auf den Markt gebracht. Diese Sorten müssen, um eine Zulassung zu erhalten, in ihren Eigenschaften besser sein als das gesamte existierende Sortiment . Durch diese hohe Anforderung wird amtlicherseits sichergestellt, dass nur belegbar verbesserte Sorten auf den Markt kommen. Die aktuelle Bundessortenliste umfasst 209 Sorten. In den vergangenen Jahren wurden regelmäßig ca. 10 Sorten pro Jahr von dieser Liste gestrichen. Eine entsprechende Zahl kam hinzu.

Lüneburg, den 04.03.05/re

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