Berlin, Germany
June 22, 2005
Der
Deutsche Bauernverband protestiert massiv gegen den in
wesentlichen Kernpunkten völlig überzogenen Vorschlag der
EU-Kommission. Alle politisch Verantwortlichen stehen in der
Pflicht, die Arbeitsplätze von über 46.000 Rübenbauern, 6.500
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in der Zuckerindustrie sowie
rund 20.000 Beschäftigten in den vor- und nachgelagerten
Bereichen zu sichern. Der Anbau und die Verarbeitung von
Zuckerrüben in Deutschland darf nicht einer überzogenen
Globalisierung geopfert werden.
1. Die vorgeschlagenen Preissenkungen werden entschieden
abgelehnt. Derart radikale Einschnitte führen zu extremen
Einkommenseinbrüchen bei den Rübenanbauern und zu einer
existenziellen Gefährdung der gesamten deutschen
Zuckerwirtschaft. Preissenkungen müssen auf das für sog.
sensible Produkte im Rahmen der WTO-Verhandlungen mögliche
Mindestmaß begrenzt bleiben.
2. Preissenkungen bei Zuckerrüben müssen durch eine volle
Kompensation dauerhaft ausgeglichen werden. Die vorgesehene
Senkung der Rübenmindestpreise um mehr als 42 % würden trotz des
geplanten Ausgleichs von theoretisch 60 % zu
existenzgefährdenden Einkommensverlusten in den
Rübenbaubetrieben und damit zu einem bedrohlichen Rückgang der
Zuckerrüben- und Zuckererzeugung führen.
3. Der vorgesehene Restrukturierungsfonds zur freiwilligen
Rückgabe von Zuckerquoten ist im Grundsatz positiv zu bewerten,
wenn dadurch allgemeine Quotenkürzungen vermieden werden können.
Es muss aber sichergestellt werden, dass einseitige
Entscheidungen zu Lasten der Landwirte ausgeschlossen sind.
4. Die Weigerung der EU-Kommission, mit den Entwicklungsländern
eine ausgewogene Mengenregelung auszuhandeln, ist nicht
akzeptabel. Damit wird die Grundlage der EU-Zuckermarktordnung,
die Mengenregelung auf dem Binnenmarkt bei wirksamem Außenschutz
untergraben. Mittelfristig werden dadurch ca. 40 % der EU-
Zuckererzeugung von 20 Mio. t gefährdet.
Bundesregierung, Ministerrat und EU-Parlament müssen sich jetzt
entscheiden, wie sie zur Zuckerrübenproduktion in Deutschland
und Europa stehen und was sie konkret dafür tun wollen. Den
Zuckermarkt einigen wenigen Großunternehmen in Brasilien zu
überlassen, ist keine wirtschaftliche, soziale und ökologisch
nachhaltige Politik für Deutschland und Europa.
Rübenbauern und Zuckerwirtschaft lassen sich
nicht auf das Prinzip Hoffnung vertrösten, sondern fordern eine
mutige Korrektur des Kommissionsvorschlages. |