Germany
June, 2005
Quelle:
Saaten-Union Newsletter
Nr. 29
Mit
AKRATOS und ALITIS hat die Saatzucht Strube* gleich zwei
hochinteressante
A-Weizen am Start - AKRATOS war gleich im ersten LSV-Jahr 2004
Bundessiege
im Ertrag! Hintergrund der sehr hohen Leistungsfähigkeit und
Ertragstabilität dieser Sorte ist u.a. auch ihr hoher
Gesundheitswert. sprach mit dem Weizenzüchter Dr. Andreas
Spanakakis (Photo) über seine Zielsetzungen in der
Resistenzzüchtung.
Erhebliche Anteile ihres Züchtungsbudgets fließen in die
Resistenzzüchtung, Herr Dr. Spanakakis! Sind Ihre Sorten immer
noch nicht gesund genug?
In der
Weizenzüchtung geht es nach wie vor um Steigerung der Erträge.
Darüber hinaus ist es Aufgabe der Resistenzzüchtung, die Sorte
gegen den Angriff einer Vielzahl von Erregern zu schützen und
somit das hohe genetische Ertragspotenzial zusätzlich zu
sichern. Der Weizen wird von einer Vielzahl pilzlicher Erreger
im Fuß-, Blatt- und Ährenbereich bedroht und stellt somit die am
stärksten gefährdete Fruchtart dar. Zum anderen haben veränderte
Rahmenbedingungen in der Weizenproduktion, wie hohe Anteile von
Weizen und Mais in der Fruchtfolge, frühere Saattermine, höhere
Bestandesführungsintensität - um einige zu nennen - mit dazu
beigetragen, das Gefährdungspotenzial zu erhöhen. Die laufende
Verbesserung des Gesundheitswertes der Weizensorten bleibt
deswegen der Schwerpunkt unserer Investitionsbereitschaft in der
Weizenzüchtung. In der Sortenentwicklung des Hauses Strube sind
derzeit Resistenzprogramme gegen neun verschiedene
Krankheitserreger integriert, neue Programme gegen Ophiobolus
und bodenbürtige Viren sind in Vorbereitung.
Aber
mit Resistenz allein wird sich der Landwirt nicht zufrieden
geben. Er muss schließlich Geld verdienen.
Genau aus
diesem Grund ist es unser erklärtes Ziel, den Ertrag nachhaltig
zu steigern und damit ausreichende Resistenzeigenschaften gegen
alle relevanten Krankheiten in eine Sorte zu kombinieren sowie
die Dauerhaftigkeit der Resistenz zu verbessern. Dass dabei die
Qualität auch stimmen muss, ist klar. Nur dann kann die
SAATEN-UNION gesunde Sorten auch erfolgreich vermarkten! Die
gesunde Sorte muss Ertrag, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit
gewährleisten. Eine subventionsbedürftige Sortenresistenz bringt
die Landwirtschaft nicht weiter. Dass dieses Ziel bei
konsequenter Durchführung und entsprechender
Investitionsbereitschaft erreichbar ist, haben wir in der
Vergangenheit mehrfach mit Sorten wie BATIS und PEGASSOS und
aktuell mit EPHOROS, AKRATOS, ALITIS bewiesen: Diese Sorten
stehen für breiten Gesundheitswert, erfüllen hohe
Stabilitätsstandards und verfügen in Verbindung mit einer
vermarktungsfähigen B/A-Backqualität über ein hohes,
anspruchsvolles Leistungspotenzial.
Was
bringt dieses „anspruchsvolle Leistungspotenzial“ dem Praktiker?
Sind anfällige Sorten nicht von Natur aus ertragreicher
?
Wenn wir von
wirtschaftlicher Ertragsleistung sprechen, mit Sicherheit nicht.
Ein gutes Beispiel ist die Sorte EPHOROS. Sie belegte
Spitzenplätze in den LSV sowohl 2003 als auch 2004, also in zwei
extremen Jahren. In unseren Spritzfolgenversuchen erzielte sie
vierjährig, von 2001 bis 2004, über 92% ihres Ertragspotenzials
ohne Fungizidmaßnahmen. Der Vorteil für die Praxis: eine
unübertroffene Wirtschaftlichkeit bei deutlich reduzierten
Fungizidmaßnahmen. Und es kommt schließlich auf die
wirtschaftliche Umsetzung des sortenspezifischen
Ertragspotenzials an. Sehr schön konnte man dies im Septoriajahr
2004 demonstrieren: Blattseptoria hat dieses Jahr in unseren
Intensitätsversuchen entscheidend die Ertragsrelationen
bestimmt: Anfällige Sorten fielen ertraglich ab, selbst bei
intensivem Fungizideinsatz erreichten sie kostenkorrigiert nicht
das Niveau gesunder Sorten. Ertragsstärkste A-Sorte sowohl in
der unbehandelten wie in der behandelten Stufe war die
Neuzulassung AKRATOS. Die ebenfalls neue Qualitätssorte ALITIS
dagegen überzeugte wie zahlreiche weitere Sorten nur bei
rechtzeitiger Septoriabehandlung. Auch dieses Jahr bestätigt
also: Gesundheit kostet nicht Ertrag, Gesundheit bringt Ertrag!
Sie
sprechen von einer rechtzeitigen Septoriabehandlung, aber das
wird mit dem aktuellen Fungizidspektrum doch immer schwieriger!
Gerade die
Problematik, die Sie ansprechen, nämlich die zunehmende
Resistenz von Blattseptoria gegen Fungizide, unterstreicht die
Bedeutung einer breit abgesicherten Sortengesundheit. Unter
befallsprovozierenden Bedingungen wie Weizen nach Weizen, frühe
Saattermine u.ä. kann man die derzeit schwächere Wirkung von
bestimmten fungiziden Wirkstoffen nur mit geeigneten Sorten
auffangen. Sorten, die eine ausreichende Widerstandsfähigkeit
gegen Blattseptoria aufweisen, wie z.B. AKRATOS, EPHOROS u.a. So
können höhere Erträge wirkungsvoll abgesichert werden. Auch
lassen fusariumtolerante Sorten ein deutlich verringertes
Toxinrisiko erwarten und sind somit in Verbindung mit
qualitätsbewusstem Produktionsmanagement unverzichtbar für die
Bereitstellung eines gesunden Rohstoffes.
Es geht also nicht darum, allein Pflanzenschutzkosten zu sparen.
Es ist viel mehr erforderlich, Synergieeffekte zwischen
fungiziden Wirkstoffen und genetischer Sortenresistenz effektiv
zu nutzen, um überhaupt eine nachhaltige Weizenproduktion zu
gewährleisten.
Gibt
es eine Änderung Ihrer Argumentation? Sie diskutieren gesunde
Sorten heute intensiver im Hinblick auf High Input?
Die Frage
nach der „richtigen“ Bestandesführungsintensität ist nur
standortangepasst und betriebsorientiert vom Betriebsleiter
selbst zu beantworten. Ohne Zweifel beeinflusst aber die
Sortengesundheit maßgeblich die effiziente Verwertung des
Stickstoffangebotes. Eine gesunde Sorte erweitert die Spielräume
der Düngungsintensität. Zeitige Saattermine und eine verbesserte
Stickstoffverwertung setzen Sorten mit einem gesunden
Assimilationsapparat voraus. Und zwar um so mehr, je intensiver
das gesamte Produktionssystem ausgelegt ist. Diesbezüglich ist
jedoch nicht zu übersehen, dass überhöhte Stickstoffintensitäten
in engen Weizen-/Mais-Fruchtfolgen die Sortenresistenz
überfordern können. Ebenfalls mache ich mir große Sorgen über
die zunehmend früheren Saattermine, die sich zu einer extremen
Belastung der Sortengesundheit entwickeln.
Was
erwarten Sie konkret, Herr Dr. Spanakakis?
Wir sollten
lernen, mit dem vielfältigen Angebot gesunder Sorten vernünftig
umzugehen Das betrifft phytopathologische und pflanzenbauliche
genauso wie die vermarktungsrelevanten Aspekte. Die effektive
Nutzung der Sortengesundheit in der Praxis ist aus meiner Sicht
verbesserungsbedürftig. Deshalb wird es Aufgabe aller
beteiligten Kreise sein - Versuchswesen, Beratung und Verwertung
- darauf hinzuwirken, die Sortenresistenz effektiv in den
Produktionsprozess einzubinden und entsprechende Impulse zu
vermitteln.
Das
Gespräch führte Sven Böse
* Der
Saaten-Unions-Gesellschafter Saatzucht Strube züchtet seit mehr
als 125 Jahren landwirtschaftliche Nutzpflanzen und ist heute
eines der erfolgreichsten privaten Züchterhäuser Europas. |