Berlin, Germany
July 8, 2005
„Die Wahrheit ist: Wir brauchen
dringend eine Reform der Zuckermarktordnung“, erklärte
Bundesverbraucher- ministerin Renate Künast heute bei der
Sitzung des Bundesrates in Berlin, in der über die Mitteilung
der EU-Kommission zur Reform der europäischen Zuckermarktordnung
diskutiert wurde. „Wir brauchen die Reform auch wegen des
WTO-Zuckerpanels, das die EU-Zuckerexportpraxis als teilweise
nicht WTO-konform verurteilt hat.
Wir brauchen die
Reform außerdem, um unsere Zusicherungen gegenüber den ärmsten
Ländern einzulösen“, sagte Künast. Der Entwurf der EU-Kommission
zur Reform der europäischen Zuckermarktordnung bringe mehr
Klarheit und verbinde die Ziele, eine mehr am Markt
ausgerichtete und wettbewerbsfähigere Zuckererzeugung zu sichern
und mehr Gerechtigkeit in die internationalen
Agrarhandelsbeziehung einkehren zu lassen. „Hier darf es keine
Abstriche geben“, betonte die Ministerin.
Wer bei dieser
Diskussion die Interessen der deutschen Landwirtschaft glaubhaft
vertreten wolle, der dürfe im Kern die Notwendigkeit der Zuckermarktreform
nicht weiter anzweifeln und nicht so tun, als gäbe es die
Entscheidung des WTO-Zuckerpanels nicht. Es müsse klar sein:
Internationale Verträge müssen Bestand haben. „Wir dürfen unsere
Verantwortung nicht aus dem Blick verlieren und die
„Alles-außer-Waffen“-Initiative, mit der den ärmsten
Entwicklungsländern u.a. der zoll- und quotenfreie Import von
Zucker zugesichert werden soll, nicht im Sande verlaufen
lassen,“ sagte Künast. Eine Verdopplung der Entwicklungsgelder
oder Entschuldungsmodelle allein reichten nicht. Die ärmsten
Länder seien angewiesen auf einen seriösen Aktionsplan der
Kommission. „Die Entwicklungsländer brauchen Chancen zur
Diversifizierung. Aber sie müssen auch selbst aktiv werden,
indem sie die internationalen Leitlinien zum Recht auf Nahrung
in ihren Ländern glaubhaft umsetzen. Das heißt konkret: Gutes
Regierungshandeln, das die Menschen im eigenen Land im Fokus
hat“, sagte die Ministerin. „Europa darf aus den Butterbergen
von gestern keine Zuckerberge von morgen machen! Internationale
Gerechtigkeit ist keine Einbahnstraße!“, so Künast. Deshalb
brauche man Preissenkungen und eine Zuckermarktreform, die
haushaltsneutral ist. Das erfülle der Vorschlag der Kommission.
„Ich bin nicht
bereit für eine Regelung zugunsten der Zuckerbauern - auf
Kosten anderer Bauern“, sagte Künast. So dürfe es beispielsweise
nicht dazu kommen, dass dem Grünland-Bauern das Geld weggenommen
werde, der sich für ökologische Standards ins Zeug lege.
„Wir wollen
Leitplanken im internationalen Marktgeschehen. Wir wollen das
Land fit machen für die sich beständig globalisierende Welt.
Dazu gehört unbedingt eine faire Lösung für das sensible Produkt
Zucker“, erklärte Künast. „Wer die Bauern in Deutschland
gegeneinander und
gegen die Bauern
in anderen Ländern ausspielt und dabei bewusst die Wahrheiten
unserer Verantwortung verschweigt, der blockiert in völlig
verantwortungsloser Weise diesen Weg, sagte die Ministerin. |