Berlin, Germany
August 25, 2005
Sonnleitner zieht Erntebilanz 2005
Witterungsbedingt stehen immer noch etwa 20 Prozent des
Getreides auf den Feldern, für viele Landwirte ist also die
Getreideernte 2005 noch nicht beendet. Dies betonte der
Präsident des Deutschen
Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, anlässlich der
Pressekonferenz des DBV zur vorläufigen Abschlussbilanz der
Ernte 2005 vor der Bundespressekonferenz in Berlin. Anhand der
bisherigen Ertragsschätzung werde die deutsche Landwirtschaft
vermutlich eine Getreideernte von etwa 45 Millionen Tonnen
einfahren und somit 12 Prozent weniger gegenüber der Rekordernte
im Vorjahr. Insgesamt sei die Ernte 2005 für die Landwirte eher
enttäuschend ausgefallen. Die Bauern mussten das Getreide
regelrecht vom Feld stehlen. Mit 6,5 Tonnen pro Hektar läge der
Durchschnittsertrag knapp unter dem langjährigen Mittel.
Nach Getreidearten und Regionen ergibt sich folgendes Bild: Der
Durchschnittsertrag der Wintergerste liegt bei 6,4 Tonnen pro
Hektar und damit 9 Prozent niedriger als im Vorjahr. Deutlich
schlechter sieht es bei der Sommergerste aus. Die Erträge liegen
fast 15 Prozent unter dem Vorjahr, die Anbaufläche ging
ebenfalls zurück. Durch Hitze und Trockenheit Ende Juni fehlte
der Gerste in der wichtigen Phase der Kornfüllung das Wasser, so
dass sie aufgrund des zu geringen Vollkornanteils vielerorts
nicht mehr als Brauware vermarktet wird und in den Futtertrog
wandert.
Bei Roggen wurden in diesem Jahr nicht einmal 3 Millionen Tonnen
geerntet, gegenüber den früher üblichen 4 bis 5 Millionen
Tonnen. Der Roggen hat erheblich unter der Witterung gelitten,
so dass der DBV mit einem Minderertrag von fast 18 Prozent
gegenüber dem Vorjahr rechnet. Anhaltender Regen führte in
einigen Regionen zu erheblichen Qualitätsverlusten, zum Teil
begannen die Körner in der Ähre zu keimen (kein Brotgetreide
mehr). Auch bei Weizen werden die Qualitäten mit jedem Regentag
schlechter. Guter backfähiger Weizen ist aber nach Aussage
Sonnleitners vorhanden, wofür die Mühlen etwas höhere Preise
zahlen müssten. Brot und Brötchen dürften dadurch aber nicht
teurer werden, da der Erlösanteil des Getreides im Brötchen bei
0,5 Prozent liegt. Insgesamt dürfte die Weizenernte mit 22,5
Millionen Tonnen rund 10 Prozent geringer als im Vorjahr
ausfallen.
Vergleichweise positiv sind die Perspektiven bei Raps, da der
Absatz von Biodiesel, dem wichtigsten Verwendungsprodukt von
Raps, weiterhin um bis zu 50 Prozent pro Jahr steigt. Mit der
diesjährigen Ernte von etwa 4,7 Millionen Tonnen Raps wird das
Rekordergebnis des Vorjahres (5,3 Millionen Tonnen) zwar nicht
erreicht, mit 3,6 Tonnen pro Hektar liegt der Ertrag aber über
dem langjährigen Mittel. Der Mais hat seinen
Entwicklungsrückstand aus dem Frühjahr durch das warme Wetter
Ende Juni/ Anfang Juli und die nachfolgend reichlichen
Niederschläge meist wettgemacht. Die Kartoffelernte ist bisher
enttäuschend ausgefallen. Nach Schätzung des Bauernverbandes
wird die Erntemenge insgesamt unter dem Vorjahresniveau liegen.
<BR>Bei Äpfeln dürfte die Vorjahresernte wieder erreicht werden,
bei Birnen und Steinobst allerdings nicht. Bei Süßkirschen haben
Spätfröste während der Blüte die Ernte dezimiert und auch bei
Sauerkirschen ist von einer knappen Ernte (40 Prozent weniger
als im Vorjahr) auszugehen. Für Beerenobst dagegen erwartet der
Bauernverband eine überdurchschnittliche Ernte. Der Anbau von
Freilandgemüse ist in diesem Jahr leicht eingeschränkt worden,
besonders bei Zwiebeln und Kopfkohl. Hauptgrund waren die
niedrigen Erlöse in 2004, die erhoffte Preiserholung blieb
bisher aber aus. Die feuchte Witterung führte besonders bei
Blattgemüse zu vergleichsweise großen Ernten, bei Spargel wurde
durch die kühle Witterung deutlich weniger geerntet. |