Berlin, Germany
October 5, 2004
Synthetische Bio- oder
BTL-Kraftstoffe eröffnen eine völlig neue Generation von
Biokraftstoffen. Einen Beitrag zum Informationsaustausch
zwischen den Akteuren soll die BTL-Informationsplattform
leisten, die jetzt von
Bundesverbraucherministerin Renate Künast ins Leben gerufen
wurde. Heute trafen sich rund 100 Teilnehmer zur
Gründungsveranstaltung in Berlin. Künast war erfreut über den
breiten Teilnehmerkreis aus Wissenschaft und Forschung,
Industrie, Landwirtschaft und Regierungsinstitutionen:
„BTL-Kraftstoffe sind die vielversprechendste Option für eine
zügige und weitreichende Abkehr von auf Erdöl basierenden
Kraftstoffen. Zur Umsetzung der Potenziale ist jedoch die
vereinte Anstrengung aller gesellschaftlichen Gruppen notwendig.
Mit der BTL-Informationsplattform haben wir heute einen
wichtigen Schritt in diese Richtung initiiert,“ so Künast.
Synthetische
Biokraftstoffe, auch Biomass-to-liquid (BTL)-Kraftstoffe
genannt, überzeugen mit ihren technischen Eigenschaften und
bieten große Potenziale für den Ersatz fossiler Energieträger im
Verkehrssektor. Noch gilt es viele Fragen zum Beispiel zu
Herstellung, Logistik, Ökobilanz und Wirtschaftlichkeit zu
klären. Dazu dient eine wachsende Zahl von Forschungs- und
Entwicklungsprojekten, initiiert durch Bundesregierung,
wissenschaftliche Einrichtungen und die Automobil- und
Mineralölwirtschaft.
Auch wenn die
Erzeugung noch Fragen aufwirft, sprechen viele Argumente für
diese Kraftstoffe. Während der Herstellung kann er für
verschiedene Anforderungen wesentlich besser angepasst, quasi
‚maßgeschneidert’ werden als herkömmliche Kraftstoffe. Im
Ergebnis erfolgt die Verbrennung im Motor sehr effizient und mit
geringen Abgasemissionen. Da BTL-Kraftstoffe außerdem ohne
Anpassung in heutigen Motoren einsetzbar und über die bestehende
Infrastruktur verteilbar sind, werden sie auch von der
Automobil- und Mineralölwirtschaft favorisiert.
Anders als bei
Biodiesel aus Raps soll für BTL-Kraftstoffe zukünftig eine ganze
Palette verschiedener pflanzlicher Rohstoffe genutzt werden: Das
Spektrum reicht von schnell wachsenden Baumarten wie Pappeln und
Weiden bis hin zu Reststoffen, zum Beispiel Stroh, Restholz und
Bioabfälle. Einen großen Beitrag erhofft man sich zudem vom
Anbau von Energiepflanzen.
Aber nicht nur die
Auswahl der Ausgangsstoffe ist groß, auch ihre sämtlichen
Bestandteile sind verwertbar. Ebenso wie andere Biokraftstoffe
können BTL-Kraftstoffe nicht nur knapper und teurer werdendes
Erdöl ersetzen, sondern auch Emissionen des Treibhausgases
Kohlendioxid (CO2) einsparen. Dieses wird bei ihrer Verbrennung
nur in der Menge frei, in der die Pflanzen es zuvor im Wachstum
aufgenommen haben.
Neben ihren
herausragenden technischen Eigenschaften versprechen
BTL-Kraftstoffe aber auch ein enormes Mengenpotenzial: Nach
vorläufigen Berechnungen der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe
(FNR), Projektträgerin des Bundesverbraucherministeriums, können
pro Hektar wenigstens 3 300 Liter BTL-Kraftstoff erzeugt werden.
Europaweit ließen sich so nach ersten Abschätzungen bis zu 40
Prozent des Kraftstoffbedarfs durch Biomasse decken.
Noch befinden sich
BTL-Kraftstoffe im Entwicklungsstadium, noch müssen logistische,
verfahrenstechnische und wirtschaftliche Aspekte geklärt
werden. Um einen besseren Austausch der Ergebnisse unter den
Akteuren zu ermöglichen, hat das Bundesverbraucherministerium
jetzt das Netzwerk „BTL-Informationsplattform“ ins Leben
gerufen. Die BTL-Infoplattform will künftig Forschungsergebnisse
sammeln, aufbereiten und für alle Netzwerkteilnehmer zugänglich
machen. Als Medium sollen dafür regelmäßige Plenar- und
Arbeitsgruppen-Treffen sowie die Internetseite
www.btl-plattform.de
dienen. Ein frei zugänglicher Bereich auf der Seite informiert
außerdem die breite Öffentlichkeit. Koordiniert wird die
BTL-Informationsplattform von der FNR, die auch für
weitergehende Anfragen zum Thema unter
info@fnr.de
zur Verfügung steht. |