Berlin, Germany
November 25, 2004
Meinungsumfrage bei
konventionell wirtschaftenden Landwirten
Wenn der Bundestag am Freitag dieser Woche (26.11.)
voraussichtlich mit der Mehrheit der SPD- und
Grünen-Abgeordneten das Gentechnikgesetz endgültig beschließt,
geht eine jahrelange sehr kontrovers geführte parlamentarische
Diskussion zu Ende. Inwieweit die Grüne Gentechnik dann wirklich
auf deutschen Äckern Realität wird, muss angesichts der
mangelhaften Haftungsregelungen bezweifelt werden. Das nicht
kalkulierbare Haftungsrisiko ist für über 60 Prozent der
landwirtschaftlichen Betriebe die entscheidende Barriere,
gentechnisch veränderte Pflanzen anzubauen. Diese Bedenken
ließen sich durch einen Haftungsfonds aus der Sicht der
Landwirte begrenzen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine
Meinungsumfrage des Osnabrücker Marktforschungsinstituts
„Produkt + Markt“ im Auftrag des
Deutschen Bauernverbandes
(DBV).
In der Gentechnik-Diskussion sehen sich die Landwirte von zwei
Seiten starkem Druck ausgesetzt: Gentechnisch veränderte
Pflanzen werfen – so glauben es 83 Prozent der Landwirte – aus
der Sicht der Verbraucher ein negatives Image auf die
Landwirtschaft. Zudem sehen diese Landwirte aufgrund des
negativen öffentlichen Meinungsbildes Schwierigkeiten in der
Vermarktung gentechnisch veränderter Produkte. Die Aussage, dass
gentechnisch veränderte Pflanzen für die Zukunft der
Landwirtschaft wichtig sind, also als Fortschritt angesehen
werden, wird nur von 33 Prozent der Landwirte abgelehnt. Zwei
Drittel dagegen halten den Anbau aus Gründen der künftigen
Wettbewerbsfähigkeit in sich weltweit erweiternden Märkten für
notwendig.
Vor diesem Hintergrund sieht die Mehrzahl der Landwirte auch die
Notwendigkeit, verstärkt über Chancen und Risiken der Grünen
Gentechnik zu informieren und aufzuklären. Denn derzeit sieht
jeder zweite Landwirt keine Akzeptanz der Verbraucher für die
Verwendung gentechnisch veränderter Pflanzen. Die Landwirte
glauben somit, dass die Landwirtschaft zurzeit von einem Anbau
eher Abstand nehmen sollte, obwohl das mögliche innovative
Potenzial gesehen wird. Jeder zweite Landwirt (56 Prozent) sieht
die Möglichkeit, über gentechnisch veränderte Pflanzen die
landwirtschaftliche Erzeugung umweltfreundlicher zu gestalten
und Pflanzenschutzmittel einzusparen. 27 Prozent der Bauern mit
Viehhaltung haben sich nach der Umfrage grundsätzlich gegen den
Einsatz der Grünen Gentechnik in der Fütterung ausgesprochen und
würden dort keine Gentechnik einsetzen. Wenn Landwirte sich für
die Verwendung der Gentechnik aussprachen, dann nannten sie als
oberste Priorität, dass die Tiere bei Verfütterung der Produkte
keinerlei Schaden erleiden dürften oder der Absatz an
Lebensmitteln nicht eingeschränkt werde.
Befragt wurden von „Produkt + Markt“ im Rahmen einer Stichprobe
über 900 konventionell wirtschaftende Landwirte mit Ackerbau und
Tierhaltung mit Betrieben ab 30 Hektar Ackerfläche in
Westdeutschland und 100 Hektar in Ostdeutschland. Zwei Drittel
der befragten Betriebsleiter hatten Tierhaltung. |