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Stärkeindustrie: Das Interesse an Maisstärke steigt kontinuierlich, sie ist billiger als Kartoffelstärke und die Ausbeute ist höher als bei Weizen. Verschlafen deutsche Maisanbauer eine Marktlücke?
November 23, 2004

Source: Saaten-Union Newsletter Nr. 25

Qualität groß geschrieben!

Das Interesse an Maisstärke steigt kontinuierlich, sie ist billiger als Kartoffelstärke und die Ausbeute ist höher als bei Weizen. Trotzdem muss Mais zur Stärkegewinnung bislang größtenteils importiert werden - in Deutschland fehlt es an spezialisierten Marktpartnern. Dabei dürften die Einsatzmöglichkeiten von Maisstärke im Non-Food-Bereich in Zukunft weiter zunehmen: praxisnah sprach mit Dr. Herbert Sprich (Bild) von der ZG Karlsruhe, einem der wichtigsten Körnermaisvermarkter im Rheintal.

Herr Dr. Sprich, die Nachfrage nach Stärkemais steigt, die Produktion in Deutschland stagniert. Verschlafen deutsche Maisanbauer eine interessante Marktlücke?
Tatsächlich sind die Entwicklungen in der Stärkeindustrie spannend. Gegenwärtig wird Maisstärke zu etwa 60% in der Nahrungs- und Futtermittelindustrie eingesetzt, während rund 40 % im chemisch-technischen Sektor verarbeitet werden. Dort ist die meiste Bewegung zu erwarten. Denn Stärkederivate sind in vielen Fällen eine Alternative zu Verpackungen aus fossilen Rohstoffen. Mittelfristig könnten 10% aller Verpackungskunststoffe in Deutschland durch biologisch abbaubare Stoffe wie Maisstärke ersetzt werden - das wären 370.000 t!

Warum steigen bei diesen positiven Aussichten nicht mehr Betriebe in den Stärkemaisanbau ein?
Neben witterungsbedingten Restriktionen spielen vor allem die hohen Anforderungen der Stärkeverarbeiter eine Rolle. Das geht von Qualitätskriterien des Produktes Körnermais bis zur kontinuierlichen Lieferung einheitlicher, großer Partien. Die Basisqualität beinhaltet z.B. einen max. Feuchtegehalt von 15%, einen Bruchkornanteil < 4%, eine Kornbesatz < 2%, GMO-Freiheit und weit gehende Freiheit von Fusarien und anderen Verunreinigungen. Neben dieser „äußeren Qualität“ ist die „innere Qualität“, d.h. eine hohe Stärkeausbeute bei gleichzeitig geringen Restproteingehalten absolut entscheidend. Oft werden Qualitätsanforderungen verlangt, die über die gesetzlichen Bedingungen hinausgehen.

Wo sitzt die Stärke?
Im Wesentlichen besteht das Maiskorn aus der Schale, dem Endosperm (Mehlkörper) und dem Keimling. Das Endosperm ist der für die Stärkegewinnung wichtigste Teil und macht rund 85 % des Korngewichtes aus. Da mit der Korngröße der Anteil des Endosperms überproportional zum Schalenanteil ansteigt, ist ein möglichst großes Korn vorteilhaft. Das Endosperm besteht aus einem hornigen und einem mehligen Bereich, wobei die im mehligen Endosperm vorliegende Stärke erheblich einfacher zu gewinnen ist. Dieser Anteil nimmt mit der Korngröße überproportional zu, auch daher sind großkörniger Sorten günstiger. Zahnmaistypen enthalten i. A. einen geringeren Anteil hornigen Endosperms

Wie kann der Produzent die Qualität beeinflussen?
Am Anfang steht die richtige Sortenwahl. Für eine gute Verarbeitung mit hoher Stärkeausbeute eignen sich am besten großkörnige und stärkereiche Zahnmaissorten, die gleichmäßig abgereift sind. Einzelne Züchter verfolgen entsprechende Zuchtprogramme, erste interessante Sorten zeigen, dass durch Züchtung eine höhere Stärkeausbeute möglich ist.
Daneben ist der Reifegrad enorm wichtig, unreifer Mais hat einen geringeren Stärkegehalt, schlechter ausgebildete Stärkekörner und der höhere Zuckergehalt vermindert die Stärkeausbeute. Um auch unter nicht optimalen klimatischen Bedingungen eine gute Ausreife zu erzielen, sollten daher ausschließlich rechtzeitig abreifende Maissorten angebaut werden.

Immer mehr Stärkemaisverarbeiter fordern ein anerkanntes Qualitätsmanagementsystem von ihren Lieferanten.
Stimmt, der QC-Standard ist für die Stärkeindustrie von großer Bedeutung, weil er den Absatz von Nachprodukten, also Schalen, an die Futtermittelhersteller erleichtert. Erfolgreiche Stärkemaislieferanten müssen daher über ein entsprechendes Rückverfolgbarkeitskonzept verfügen. Die ZG Karlsruhe verfolgt ein striktes Qualitätsmanagementsystem, übrigens auch für eine schonende Trocknung und zur Vermeidung qualitätsschädigender Feuchtlagerzeiten.
 

Saaten-Union Newsletter Nr. 25

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