Berlin, Germany
January 29, 2004
EU-Osterweiterung bringt Vorteile
für Agrarstandort Deutschland
Die EU-Osterweiterung ist ein wichtiger Schritt, um Standards
und Rechtssysteme in einem gemeinsamen Markt anzupassen und als
starker Verhandlungspartner bei den WTO-Verhandlungen die
gemeinsame Agrarpolitik zu vertreten. Dies betonte der Präsident
des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, beim
Diskussionsforum „Aufschwung (Agrar)Standort Deutschland“ des
DBV und der Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft
anlässlich der Internationalen Grünen Woche 2004 auf dem
Erleb-nisBauernhof. Ein weiterer entscheidender Vorteil der
EU-Osterweiterung sei das zum Teil starke Wirtschaftswachstum
einiger Beitrittsländer. Zudem bevorzugten diese Länder
insbesondere deutsche Produkte. So konnte Deutschland seine
Exporte in diese Länder stärker ausweiten, als dies den
Beitrittsländern mit ihren Importen nach Deutschland gelungen
sei. Sonnleitner mahnte gleichzeitig, nur Importe zuzulassen,
die den EU-Standards entsprächen.
Große Vermarktungschancen für die Landwirtschaft sah auch der
CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Bleser in dem sich erweiternden
EU-Binnenmarkt mit fast 500 Millionen Menschen. Chancen seien
damit verbunden, dass Produkte auf den Märkten der neuen
Beitrittsländer zu Preisen abgesetzt werden können, die
innerhalb Deutschlands undenkbar sind, so der
SPD-Bundestagsabgeordnete Matthias Weisheit.
Als dringend erforderlich nannten die Podiumsgäste einheitliche
Standards innerhalb der gesamten EU. „Man muss sich schon
fragen, ob höhere nationale Anforderungen bei Standards in einem
EU-Binnenmarkt Sinn machen“, beschrieb Hubertus Pellengahr vom
Hauptverband des Deutschen Einzelhandels dieses Anliegen.
Entscheidend für den Agrarstandort Deutschland ist nach Ansicht
Blesers ebenso, dass die Landwirtschaft nicht ausschließlich als
Rohstoffproduzent agiert. Vielmehr müssten, so auch
DBV-Präsident Sonnleitner, Vermarktungsstrukturen über zum
Beispiel Erzeugergemeinschaften geschaffen werden, die die
beliebige Austauschbarkeit der landwirtschaftlichen Produkte
verhindern.
Mit Blick auf den Einfluss der nationalen Gesetzgebung zur
Grünen Gentechnik auf den Agrarstandort Deutschland forderte der
Bundestagsabgeordnete Friedrich Ostendorff (Bündnis 90 /Die
Grünen) die EU auf, EU-einheitliche Regeln insbesondere für das
Verursacherprinzip zu erlassen. Gelungen ist es Bundesministerin
Künast nach Auffassung Ostendorffs jedoch, ein Schutzgesetz
anstatt ein Fördergesetz zu schaffen. Sonnleitner äußerte sich
erstaunt über Aussagen der Ministerin zur Sicherheit
gentechnisch veränderter Lebensmittel. Um mehr über Chancen und
Risiken des Anbaus gentechnisch veränderter Sorten zu erfahren,
habe der DBV bereits seit drei Jahren einen Erprobungsanbau
gefordert. Da keinerlei praktische Erkenntnisse vorlägen, stehe
für den DBV fest, dass den Landwirten aufgrund der geplanten
verschuldensunabhängigen Haftung nicht zum Anbau von Gen-Sorten
geraten werden könne. Dennoch, so Sonnleitner, sollte die Option
für Grüne Gentechnik offen gehalten werden. Als eine besond ere
Chance sah auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Hans-Michael
Goldmann die Grüne Gentechnik. Er unterstütze daher die
Forderung des DBV nach einem Erprobungsanbau. Bleser
kritisierte, dass mit dem jetzigen Gesetzentwurf der Anbau
gentechnisch veränderter Pflanzen de facto ver-hindert werde.
Weisheit indes sah mit dem jetzigen Gesetz zur Grünen Gentechnik
die Möglichkeit zum Erprobungsanbau geschaffen. Auch sei die
Übertragung von gentechnisch veränderten Organismen
kulturabhängig gering. Nur Getreide sei problematisch.
Der Einzelhandel setzt nach Pellengahr vor allem auf die Signale
der Verbraucher. Diese seien dann zu erwarten, wenn ab April
gentechnisch veränderte Produkte gekennzeichnet werden müssen.
Grundsätzlich würden zur Sicherstellung der Wahlfreiheit des
Verbrauchers Information und Aufklärung anstelle von
Warnhinweisen benötigt. Dem Verbraucher sollte auch die
Entscheidung für oder gegen Gentechnik überlassen werden, wenn
diese in der Produkt- oder der Prozessqualität Vorteile bietet.
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