Isernhagen, Germany
November, 2003
from Saaten-Union
Newsletter Nr. 19
by Hermann Steffen, Korrespondent des Ernährungsdienstes
Obwohl die Körnermaisflächen für die diesjährige Ernte in
Deutschland um 22 % ausgedehnt wurden und im langjährigen
Vergleich einen Höchststand erreicht haben, fällt die hiesige
Körnermaisernte erheblich kleiner als im Vorjahr aus. Die
verfügbaren Maismengen sind nach Einschätzungen von Experten
sehr knapp und für die gesamte EU zeichnet sich ein Defizit ab.
Bei den sehr festen Maispreisen deutet sich keine Entspannung
an.
Die ursprünglichen Erwartungen an große Körnermaisernten wurden
europaweit bereits frühzeitig revidiert. Ausgelöst von den
schlechteren Ernteaussichten für Weizen zogen die Maispreise im
Italien bereits im Juli spürbar an. Als sich in Frankreich
absehen ließ, dass die Maisbestände nicht bis zur neuen Ernte
reichen würden und sich die Befürchtungen über Trockenschäden
häuften, schossen die Kurse für französischen Mais ab Mitte
August kräftig in die Höhe. Anfang Oktober lagen die Forderungen
für franz. Mais für November/Dezember bei über 170 EUR/t und
damit fast 50 EUR/t höher als die Briefkurse Anfang Juli. Gingen
die ersten Schätzung für die Maisernte in der EU noch von 42,5
Mio. t aus, erwarten Marktexperten inzwischen nur noch eine
reine Körnermaismenge zwischen 29 und 30 Mio. t und somit 9 bis
10 Mio. t weniger als im Vorjahr. Für Frankreich gingen die
letzten Schätzungen nur noch von einer Ernte von knapp 11 Mio. t
(VJ: 16 Mio. t) aus.
Auch
für Deutschland wurde die Prognose bei Körnermais zuletzt
deutlich nach unten korrigiert. Gegenüber der ersten
Ernteschätzung des BMVEL stufte der Deutsche Bauernverband die
Erwartung um 24 % zurück und rechnet nur noch mit einer
Körnermaisernte inkl. CCM von 2, 64 Mio. t (siehe Tab. 1). Neben
den gesunkenen Erträgen, die in diesem Jahr mit 73 dt/ha
gegenüber 93 dt/ha im Vorjahr deutlich abfallen, resultiert die
niedrigere Ernte auch in der unfangreichen Flächenumwidmung
zugunsten von Silomais aufgrund der regional sehr schlechten
Grundfuttersituation infolge des trockenen Sommers. In Sachsen
und Brandenburg wurden nach der Schätzung des DBV sogar bis zu
80 % der Körnermaisfläche für die Gewinnung von Silomais
genutzt. Erleichtert wurden den Landwirten die diesbezüglichen
Entscheidungen durch die Doppelnutzungssorten, die sich
zunehmender Beliebtheit erfreuen.
Inzwischen gehen Marktkenner von einem Körnermaisdefizit in der
EU von bis zu 8 Mio. t Mais aus, das sich mit kleineren
Einfuhren aus osteuropäischen Ländern nicht ausgleichen lassen
wird. Importe von soggenannten ‚Yellow Corn’ aus den USA sind
aufgrund dessen gentechnischen Veränderungen keine Alternative
für die hiesige Stärke- und Grießindustrie sowie für die
Mischfutterhersteller, da diese auf GMO-Freiheit bestehen.
Lediglich Spanien und Portugal dürften einen Teil ihres
Fehlbedarfs mit günstigem Drittlandsmais decken, da diese Länder
nach einer Sonderregelung 2,5 Mio. t Mais mit niedrigen
Zollsätzen importieren können. Eine Alternative bietet sich zwar
in begrenztem Umfang durch Mais aus Südamerika, speziell aus
Brasilien an, doch wird für die garantierte GMO-Freiheit ein
Aufgeld gegenüber dem US Mais gefordert. So lagen Anfang Oktober
die Preise für brasilianischen Mais cif Rotterdam zur Lieferung
im Januar bei 174 EUR/t und damit schon weit über dem
Schwellenpreis, bei dem Drittlandmais konkurrenzfähig importiert
werden kann.
Da der Bedarf von insgesamt 8 Mio. t Körnermais für die
Stärkeindustrie und die Grießherstellung in Europa als feste
Größe gilt, werden die verfügbaren kleineren Mengen
höchstwahrscheinlich auf einen niedrigeren Verbrauch der
Mischfutterindustrie hinauslaufen. In den Kraftfutterwerken
wurde der Maiseinsatz bereits im Vorfeld und zu Beginn der neuen
Ernte angesichts der sehr hohen Preise deutlich reduziert, aber
für bestimmte Futter speziell im Geflügelbereich werden
bestimmte Maisanteile benötigt. Da die Mischfutterindustrie ohne
Überhangsbestände in die neue Ernte gestartet ist und sich
künftig vermutlich nur aus dem vorderen Markt versorgen
wird, zeichnet sich noch ein erheblicher Bedarf von dieser
Seite ab. Mit einer Entspannung der hohen Maispreise wird daher
kaum gerechnet, zumal sich die Stärkeindustrie im Rahmen von
Mengenkontrakten lediglich die Rohwarenversorgung, nicht aber
die Preise gesichert hat. |