"Die niedrigen Roggenpreise des letzten Herbstes spiegelten
nicht den tatsächlichen Marktwert des Getreides wider",
unterstrich der erste Vorsitzender des Roggenforums Dr. Harald
Isermeyer, bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des
Vereins in Berlin. Grund dafür, so waren sich die Teilnehmer aus
Handel, Verbänden und der Praxis einig, sei das riesige
Futtergetreideangebot der Ernte 2002. Momentan sei jedoch
Brotroggen sogar knapp, so dass die Mühlenversorgung nur mit
Freigaben aus der Intervention sicherzustellen sei. Dies werde
auch im nächsten Jahr nicht viel anders sein, da die
Landwirtschaft in einer Überreaktion auf die
Erzeugerpreissituation zur Aussaat 2002 die Aussaatflächen stark
reduziert habe. Mit der voraussichtlichen Abschaffung der
Roggenintervention stehe einer kontinuierlichen Belieferung der
Mischfutterindustrie nichts mehr im Wege. Trotz zunehmender
Nutzung von Roggen als preiswerte und hochwertige
Futtermittelkomponente sei noch deutliches Steigerungspotenzial
für den Einsatz im Futter vorhanden.
Roggen - Aufklärungskampagne wird fortgeführt
Diese Entwicklung will das Roggenforum durch die Weiterführung
ihrer Aufklärungsarbeit fördern. "Eine auffällige
Anzeigenkampagne in Fachzeitschriften und eine aktive
Öffentlichkeitsarbeit soll die Botschaft: Roggen - Energie mit
der Sie rechnen können, weitertransportieren, so Sven Böse,
einer der beiden Geschäftsführer. Über die höhere Akzeptanz
solle erreicht werden, dass sich die Auszahlungspreise näher am
tatsächlichen Futterwert orientieren.
Roggen als nachwachsender Rohstoff könnte in den kommenden
Jahren eine interessante Perspektive haben. Allerdings seien die
politischen Rahmenbedingungen noch nicht bestätigt. Insbesondere
durch den fehlenden Außenschutz für Bioethanol bestünde noch
eine Unsicherheit für potenzielle Investoren.
Roggen als Bioethanol ist ein zusätzlicher Verbrauchsfaktor
"Das Thema Bioethanol ist ein willkommenes Zusatzbonbon bei der
Verwertung von Roggen" schätzt Thomas Blumtritt, ebenfalls
Geschäftsführer des Vereins, die Situation ein. Mit dem Start
der ersten Bioethanolanlagen wird zur Ernte 2004 gerechnet.
Mittelfristig geht das Roggenforum von einem Verbrauchspotenzial
von 500.000 t Roggen für die Produktion von Bioethanol aus.
Vorerst will sich das Roggenforum in erster Linie auf die
Erhöhung des Roggenanteils im Futtertrog von Schweinen und
Rindern konzentrieren. Insbesondere in Nord- und Ostdeutschland
bestünde noch erhebliches Potenzial, so Blumtritt: "eine
Verdoppelung des Roggenanteils in den Rationen ist durchaus
realistisch".
Die Roggenanbaufläche wird sich nach Ansicht des Vereins
mittelfristig bei rund 600.000 bis 650.000 ha einpendeln. Die
ökologischen Vorteile und die Ertragssicherheit des Roggens
insbesondere auf leichten Standorten spielten eine wichtige
Rolle bei der Anbauentscheidung der Landwirte, betonte Dr.
Wolfgang von Gagern, zweiter Vorsitzender des Roggenforums.
Immer wieder diskutiert wurden während der Veranstaltung in
Berlin die zurzeit niedrigen Preise für Roggen. Auch wenn für
die Erfassung der Ernte 2004 die Abschaffung der
Roggenintervention beschlossene Sache zu sein scheint, glaubt
der Vorstand des Roggenforums, dass der Boden beim Roggenpreis
erreicht sei.
Lochow-Petkus und
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