Fachtagungen 2002
Dr. Hans-Friedrich Finck,
Geschäftsführer der Saaten-Union GmbH
Es ist offensichtlich – seit einem Jahr steht die Agrarpolitik
unter dem Vorzeichen des Verbraucherschutzes. Es gibt eine
Akzentverschiebung in der Agrarpolitik, so werden Ökobetriebe
gefördert, es gibt mittlerweile Auflagen in der Tierhaltung,
Auflagen in anderen Bereichen der landwirtschaftlichen
Produktion werden folgen.
- Der Forderung der Gesellschaft
nach Produktsicherheit, Hygieneketten, Qualitätskontrollen,
exakter Deklaration und Rückverfolgbarkeit muss sich die
Landwirtschaft stellen. Alle müssen unter Beweis stellen, dass
wir eine sichere Nahrungskette organisieren können.
- Die Diskussion über die
Auflagen mit den politischen Entscheidungsträgern muss in
einem Klima des Dialoges erfolgen und nicht in einem
Konfrontationskurs.
- Die Entscheidungen über
Verbraucherschutz oder umweltpolitische Akzentverschiebung in
der Agrarpolitik müssen im Einklang mit unseren europäischen
Nachbarn erfolgen Nur so können wir verhindern, dass
Marktanteile der deutschen Landwirtschaft in die Nachbarländer
übertragen werden.
- Nur die Hilfe der
Hochtechnologie ermöglicht eine stärkere Berücksichtigung von
Nachhaltigkeit, Tierschutz und Naturschutz in der
Landwirtschaft. Nicht der Schritt zurück ins Agrarmuseum.
Eine engere Verflechtung der
Landwirtschaft mit den Aspekten des Verbraucherschutzes eröffnet
auch für viele landwirtschaftliche Betriebe Chancen und Risiken.
So können beispielsweise Marktsegmente geschaffen werden, die
die Möglichkeit einer erhöhten Wertschöpfung bieten. So z.B. Non
Food, Raps, Qualitätsgetreide, Braugerste, Industriepflanzen.
Hierfür können wir als SAATEN-UNION das geeignete Sortenmaterial
zur Verfügung stellen. Allerdings sei an dieser Stelle schon
angemerkt:
Es ist nur eine begrenzte Zahl von landwirtschaftlichen
Betrieben, für die sich so ein spezieller Markt eröffnet. Im
Zusammenhang mit gläserner Produktion, Rückverfolgbarkeit und
Haftungsrisiken möchte ich auch ausdrücklich darauf verweisen,
dass die Verwendung von zertifiziertem Saatgut in solchen
Systemen unverzichtbarer Bestandteil ist.
Die verstärkte Berücksichtigung von verbraucherschutzpolitischen
Elementen in der Agrarpolitik versetzt uns natürlich auch alle
unter zusätzliche Risiken und dies in Verbindung mit der
Novellierung des deutschen Schuldrechtes. Ein Beispiel dafür
sind verschärfte Haftungs- und Gewährleistungsbedingungen. In
den letzten Monaten bin ich, sehr oft gefragt worden, welche
Auswirkung die „neue Agrarpolitik“ auf die Züchtung hat und ob
wir jetzt alle unsere Zuchtprogramme umschreiben und ändern. Die
Antwort lautet: Nein. Die Züchter der SAATEN-UNION haben seit
jeher den Anforderungen des Verbraucherschutzes Rechnung
getragen. Z.B. durch qualitätsbetonte Züchtung, z.B. durch
Resistenzzüchtung. Wir setzen auf das Neben- und iteinander
traditioneller Züchtung und Biotechnologie zur Entwicklung
leistungsfähiger Sorten. Unser Zuchtprogramm ist gekennzeichnet
durch Vielgestaltigkeit und Innovation, aber auch durch
Bodenständigkeit und Praxisnähe. Wir sind im deutschen Markt der
einzige Anbieter mit einem Programm, das alle
landwirtschaftlichen Kulturarten umfasst. Diese - mit Ausnahme
der Kartoffeln und der Zuckerrüben - alle Kulturarten umfassende
züchterische Tätigkeit möchte ich angesichts der aktuellen
Situation ganz
besonders herausstellen.
Die Züchter der SAATEN-UNION haben darüber hinaus den
sogenannten kleineren Kulturarten, wie beispielsweise den
Körnerleguminosen oder den Sommergetreidearten, besondere
Aufmerksamkeit gewidmet und zugleich neue innovative Impulse
gesetzt.
Die Liberalisierung der Agrarpolitik geht weiter. Ein Schritt
sind die aktuellen WTO-Verhandlungen. Nach Meinung vieler
Experten, werden die Preise für Getreide- , Milch- und
Geflügelprodukte tendenziell steigen. Gleichwohl, die
Preisschwankungen werden zunehmen – der Einfluss des Weltmarktes
schlägt stärker durch! Die EU-Agrarpolitik wird bis zum Jahr
2006 konstant bleiben, dann wird es eine neue Agenda geben
müssen, wegen der Kosten der Osterweiterung.
Was heißt das alles für die Betriebe? Der technische Fortschritt
muss auch weiter konsequent genutzt werden. Technischer
Fortschritt heißt auch neue Sorten und die Verwendung von
zertifiziertem Saatgut. Die vertikale Integration muss
konsequent weiterentwickelt werden, auch im Sinne des
Verbraucherschutzes und der Strukturwandel wird weiter
voranschreiten, mit den Möglichkeiten des betrieblichen
Wachstums. Damit sind auch die Landmarken gesetzt für unser
Generalthema: Herausforderung Zukunft.
Die SAATEN-UNION hat stets züchterische Meilensteine gesetzt und
ist auch in der Beratung neue und innovative Wege gegangen. Es
war bleibt auch in Zukunft unsere Philosophie nicht nur Sorten
anzubieten sondern auch die dazugehörige Sortenberatung. Dafür
steht unser Außendienst, Ihre
Ansprechpartner vor Ort genauso wie unsere alljährliche
Fachtagungstournee.
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